Das Medium Fotografie im Zentrum

Christine Pichler, bildende Künstlerin

Die Eltern förderten ihr Kunstinteresse: Christine Pichler, Jahrgang 1985, die seit 2004 in Linz Mediengestaltung studiert. Im Zentrum ihrer Arbeiten steht die Fotografie. Im Vorjahr erhielt sie den 2. Preis des "Baume & Mercier Time Award 2007".

"Ich komme zwar aus keiner klassischen Künstlerfamilie, aber meine Eltern haben mit mir schon in der Kindheit Museen in ganz Europa besucht. Und mit zwölf haben mich bereits Galerien interessiert. Ich wurde von meinen Eltern immer gefördert und unterstützt - und bin mit dem Bewusstsein aufgewachsen, dass man nur auf jenem Gebiet erfolgreich und glücklich sein kann, wo man auch gut ist. Daher war es für mich immer klar, dass ich Kunst studieren will.

Ich habe auch eine musikalische Ausbildung, die mein Leben immer bereichern wird. Aber es war mir dann doch bald klar, dass dies nicht mein Beruf wird. Mein ursprünglicher Studienwunsch war, Grafikdesign zu studieren.

Und da mein damaliger Freund ein Linzer war, wollte ich natürlich bei ihm sein. So ergab es sich, dass ich mich in Linz bewarb und auch aufgenommen wurde. Was ein Glücksfall war, weil hier Grafikdesign nur in Verbindung mit Fotografie studiert werden kann. Und so wurde das ursprüngliche 'Anhängsel' Fotografie zu meiner wahren Leidenschaft", erzählt Christine Pichler, geborene Mödlingerin, Jahrgang 1985, die seit 2004 Mediengestaltung zunächst bei Marek Freudenreich und ab 2007 bei Reinhard Haslinger studierte.

Den Schwerpunkt Fotografie absolvierte sie bei Johannes Wegerbauer und Gerhard Umhaller. Ihr Studium an der Kunst-Uni Linz hat sie im Herbst 2008 abgeschlossen.

Ihr künstlerisches Interesse war auch in der Schulzeit präsent: so lernte sie am BORG Wiener Neustadt vier Jahre Gitarre und absolvierte noch vor ihrer Matura einen Drama-Kurs am "Vienna's English Theatre".

"Entschieden habe ich mich letztlich für die bildende Kunst, weil da meine Leidenschaft größer war", so Pichler.

Doktoratsstudium an der Angewandten

Inzwischen hat Pichler an der Angewandten in Wien mit einem Doktorats-Studium begonnen.

Mensch und Subtilität im Zentrum

"Im Zentrum meiner Arbeiten steht meist der Mensch. Mein Zugang ist ein poetischer und subtiler und, ich würde sagen, ein sehr weiblicher. Denn meine Bilder wirken nie brutal, sondern eher sanft. Ich lasse mich von Musik, Kunst, Literatur und Mode inspirieren. Zwar mache ich Konzepte, aber einen letzten Rest überlasse ich dem Zufall - so haben meine Arbeiten immer auch etwas Unerwartetes, Geheimnisvolles", erläutert Pichler.

2. Preis bei Baume & Mercier-Wettbewerb 2007 ...

Für ihre dreiteilige Foto-Serie "Reise.Wiederkehr.Traum" erhielt Christine Pichler 2007 den 2. Preis des "Baume & Mercier Time Award 2007", den die Genfer Uhrenmanufaktur in Kooperation mit dem Fotomuseum "WestLicht" zum Thema Zeit ausschrieb.

"Das Mädchen auf dem Bild ist meine Mutter. Mit ihr zusammen habe ich Powerscourt Gardens in Irland schon mehrmals besucht. Beim ersten Mal war ich etwa im Alter meiner Mutter. Zuletzt waren wir im Vorjahr gemeinsam dort, wo eben diese Aufnahme entstanden ist. In diesem flüchtigen Moment auf dem Bild verdichten sich Vergangenheit, Gegenwart, Erinnerung und Traum - das ist die Idee dahinter", beschreibt die junge Fotokünstlerin.

"Diese alte Aufnahme meiner Mutter faszinierte mich schon lange. Und als wir diesen Ort wieder gemeinsam besuchten, war das ein starkes emotionales Erlebnis für mich. Es musste dieses Bild sein - eben die Wiederkehr."

... und Ausstellung bei "WestLicht"

In Verbindung mit dem "Time Award 2007" waren Pichlers Arbeiten ein Monat lang bis Ende März 2008 in der renommierten Wiener Galerie "WestLicht" zu sehen.

"Es war dies meine bisher wichtigste Schau. Und ich konnte so einige Kontakte knüpfen", so die junge Künstlerin.

Bromöldruck-Serie "Lukomir"

Eine andere Serie entstand 2007 im Rahmen einer Studienreise nach Bosnien-Herzegowina: "Ich habe ein Bergdorf bei Sarajevo, das nur schwer erreichbar ist, besucht. Die Einwohner leben ohne Elektrizität, ohne Fließwasser. Es war sehr interessant für mich, einen Tag in dieser eigenen Welt zu verbringen. Ich habe dann meine Lieblingsbilder dieser Serie im Bromöldruckverfahren verarbeitet. Dadurch haben sie diesen alten Charakter bekommen", erläutert Pichler.

Eines der Bilder wird übrigens in einem vergrößerten Format bei einer Schau im kommenden Mai in einer Galerie in Krakau in Polen ausgestellt.

Kreativ-Preis von Bad Vöslau

Und überdies erhielt Pichler den Kreativpreis 2007 der Stadt Bad Vöslau, der für die neue Plakatwerbung der Kurstadt vergeben wurde. Mit ihrer Serie "Wein, Wasser, Wald" errang sie den 1. Preis. "Meine Foto-Arbeiten sind auf der Homepage der Stadt zu sehen und man wird sie auch für andere Medien verwenden."

Künstlerischer Anspruch und materieller Erfolg

Zu einer ihrer letzten Arbeiten zählte das Projekt "custom automotive paintwork/hot rods", bei dem sie für eine Schau in Deutschland Oldtimer der 1930er und 1940er Jahre bemalte.

Was wäre der größte berufliche Zukunftswunsch der nachwuchs-Künstlerin? "Ich möchte den Spagat zwischen künstlerischem Anspruch und materiellem Erfolg schaffen. Meinem Stil treu bleiben und mit Enthusiasmus und Leidenschaft arbeiten", so Christine Pichler.

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria.

Mehr zu Ausstellungen, Preisen und Kursen von Christine Pichler in oe1.ORF.at

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