Mobile Musik
Das Handy als Musikinstrument
Der fünfte Mobile Music Workshop in Wien wird zeigen, dass Mobiltelefone mehr können, als zu klingeln und MP3-Files abzuspielen. Der Workshop findet kommende Woche an der Universität für angewandte Kunst in Wien statt.
8. April 2017, 21:58
Nicolaj Kirisits über sein Projekt The Handy Dandy
Vier zentrale Qualitäten zeichnen das Handy als mögliches Musikinstrument aus, so Frauke Behrendt, die an der University of Sussex forscht und lehrt und zur Kerngruppe des Mobile Music Workshops gehört: Es ist mobil, potentiell immer eingeschaltet, potentiell immer vernetzt und digital.
Genau genommen, erklärt Behrendt weiter, sei das Handy nämlich ein kleiner Computer, und besonders spannend sei die Ambivalenz zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten, die sich beim Gebrauch des Handys auftut, hier würden sich Musikerinnen und Künstlern eine Vielzahl von Anknüpfungspunkten bieten.
Das Spat Lab
Zum fünften Mal wird kommende Woche der Mobile Music Workshop stattfinden. Bisher hat er in Göteborg, in Vancouver, in Brighton und letztes Jahr in Amsterdam Halt gemacht.
In Amsterdam seien dann auch sie mit zwei Projekten vertreten gewesen, so Nicolaj Kirisits, der Begründer des Spat Labs an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Er leitet die Organisation des diesjährigen Mobile Music Workshops. Im Spat Lab, einer Einrichtung der Abteilung digitaler Kunst, führt Kirisits weiter aus, würden sie sich im Wesentlichen mit zwei Forschungsschwerpunkten beschäftigen: zum einen mit dem Bau von Interfaces, wobei hier hauptsächlich bereits existierende Technologie anders als ursprünglich gedacht benutzt würde. Der zweite Forschungsbereich kreist um die beiden Worte "zeitbasierte Körperlichkeit".
"Hier geht es um den Datenkörper, um Information, die im geographischen Raum verortet ist", so Nicolaj Kirisits. "Sobald ich mit Hilfe von GPS einer Information einen bestimmten Punkt auf der Erdoberfläche zuordnen kann, wird sie zu einem Datenkörper. Diese Information kann zum Beispiel auch Klang sein."
Das digitale Netz als Spielfeld
Das Mobiltelefon wird mit immer mehr Sensoren ausgestattet, mittlerweile verfügen auch immer mehr Handys über eine GPS-Funktion. Darüber hinaus, so Frauke Behrendt, beginnt man sich schön langsam daran zu gewöhnen, dass man immer und überall online sein kann.
"Die hier vorhandene digitale Infrastruktur eröffnet natürlich ein riesiges Spielfeld für Künstlerinnen und Musiker", erläutert Behrendt. "Auch sind die meisten Menschen bereits mit der Technik vertraut, wodurch die Hemmschwelle gegenüber digitaler Kunst sinkt."
Die Stärken von Klang und Musik
Auf die Frage, worin er die Stärken von Klang und Musik sehe, als ein Medium in der künstlerischen Auseinandersetzung mit den allerorts entstehenden und beständig sich in alle Richtungen ausdehnenden digitalen Landschaften, antwortet Nicolaj Kirisits: "Zeitbasierte Körperlichkeit kann mit Hilfe von Klang erfahrbar gemacht werden, deswegen setzen wir uns in unserer Beschäftigung mit dem digitalen Raum so stark mit Klang und Musik auseinander."
Und Frauke Behrendt ergänzt: "Klang ist per se mobil, da er ja immer im Raum von einem Ort zu einem anderen reist."
Breit gefächertes Programm
Beim Mobile Music Workshop wird es ein breit gefächertes Programm zu erleben geben, das, so Frauke Behrendt, im Gegensatz zu klassischen Konferenzen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht in erster Linie Sitzfleisch abverlangen würde.
"Natürlich wird es Vorträge geben, aber in Demo-Sessions können die Besucherinnen und Besucher sich auch mit den Künstlerinnen und Künstlern unterhalten und selber Hand an die von ihnen vorgestellten Projekte legen", kündigt Behrendt an. "Weiters wird es Installationen, Performances und auch Seminare geben, in denen etwa neue Programmiersprachen für das Handy erlernt werden können, um nur einige Programmpunkte zu nennen."
Digitales Theaterstück
Und der Mobile Music Workshop wird die Besucherinnen und Besucher auch aus der Universität für angewandte Kunst hinaus und in den urbanen Raum hinein führen. Am Wiener Schwedenplatz wird man etwa die digitale Landschaft des Projektes "Transit" erkunden können und auf der Donauplatte wird das digitale Theaterstück "Craving" zur Aufführung gelangen.
Mehr zu Klingeltönen und Neuer Musik in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Zeit-Ton, Mittwoch, 7. Mai 2008, 23:05 Uhr
Veranstaltungs-Tipp
Mobile Music Workshop, 13. bis 15. Mai 2008, Hochschule für angewandte Kunst
Links
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