Russischer Autor mit tschuktschischen Wurzeln

Schriftsteller Juri Rytcheu gestorben

Der Schriftsteller Juri Rytcheu ist im Alter von 78 Jahren in St. Petersburg gestorben. Der von der Halbinsel Tschukotka stammende Autor fand mit seinen Beschreibungen des Lebens der indigenen Völker im russischen Norden auch im Westen viele Leser.

Der von der Halbinsel Tschukotka stammende Autor Juri Ritcheu fand mit seinen Beschreibungen des Lebens der indigenen Völker im russischen Norden auch im Westen viele Leser. Die meisten seiner Romane wurden auch ins Deutsche übersetzt, darunter "Die Suche nach der letzten Zahl", "Die Reise der Anna Odinzowa" und "Traum im Polarnebel".

Im Reich der Eismeerjäger
"Vieles, was über kleine Völker geschrieben wird, ist eine Fantasie von Leuten, die durch ein Fernglas auf das Ufer schauen", konstatiert der 1930 im hohen Norden der damaligen Sowjetunion geborene Juri Rytcheu.

Wenn Juri Ritcheu das Leben des zirka 70.000 Menschen zählenden Volks der Tschuktschen an der nordöstlichsten Ecke Asiens schildert, so brauchte er sich nicht in schriftstellerischen Fantastereien zu ergehen. Bei seinem Onkel, einem Eismeerjäger, war er in der traditionsreichen Jaranga aufgewachsen, einer aus Walrosshaut und Rentierfellen errichteten Hütte.

Begegnung zweier Welten
In seinem Roman "Traum im Polarnebel" erzählte Rytcheu von der unerwarteten Begegnung zweier unterschiedlicher Welten. Auf einem im Packeis fest sitzenden Schiff finden drei Tschuktschen den schwer verletzten Kanadier John. Der Kapitän ersucht sie um Hilfe. Die drei zunächst wenig vertrauenswürdig erscheinenden Männer bringen den Verletzten zu einer alten Schamanin. Sie amputiert dem Verletzten die Finger und rettet so sein Leben.

John ist gerettet, aber sein Schiff ist ohne ihn abgefahren. So muss er bei den Tschuktschen überwintern. Doch aus dem einen Winter wird ein ganzes Leben. Es gelingt ihm, das Vertrauen der Eismeerjäger zu gewinnen. Sie nehmen ihn auf und akzeptieren ihn als ihresgleichen. Er gründet eine Familie, geht mit den Tschuktschen auf Seehund- und Walrossjagd und überlebt Hungersnöte, die zahlreiche Todesopfer fordern. Als ihn ein Schiff wieder nach Kanada bringen will, verweigert er die Rückkehr und vollzieht so den endgültigen Bruch mit der westlichen Zivilisation.

Buch-Tipps
Juri Rytcheu, "Traum im Polarmeer", Unionsverlag

Juri Rytcheu, "Polarfeuer", Unionsverlag

Hörbuch-Tipp
Juri Rytcheu, "Traum im Polarnebel", gelesen von Manfred Zapatka, Der Hörverlag 2003