Beziehungsanbahnung

Online-Love

Die Frühlingsgefühle sprießen und man hat trotzdem keine Lust, sich ins "reale" Getümmel zu werfen, um partnerfündig zu werden? Kein Problem - Online-Dating ist mittlerweile so selbstverständlich wie Online-Banking, heißt es zumindest in der Werbung.

Einmal kurz gegoogelt und man ist überhäuft von hunderten Angeboten verschiedenster Art: Seitensprungagenturen, Sexkontaktbörsen, hochseriöse Partnervermittlungsseiten und natürlich Singlebörsen sonder Zahl. Neben einigen großen internationalen Plattformen gibt es unzählige Spezial- und Nischenseiten - für Großgewachsene, für Behinderte, für Hundeliebhaber, für Menschen über 50, für Homosexuelle, für Alleinerziehende, für runde Frauen und ihre Bewunderer, für Katholiken usw. usf.

Wo also anfangen?

Erster Versuch bei einer sich seriös gebenden Partnervermittlung für langfristige Beziehungen. Das Ganze kostet im Minimalangebot für drei Monate 150 Euro. Dafür werden auf Basis eines Persönlichkeitstests Übereinstimmungen mit anderen Usern ermittelt und entsprechende Partner-Vorschläge gemacht. Aber was fängt man mit diesem Ratschlag aus dem Testergebnis an?

Die meisten Männer haben einen weitaus stärker ausgeprägten Wunsch nach geregeltem Leben als Sie. Glauben Sie, dass Sie sich mit einem gleichmäßigeren Tagesverlauf anfreunden könnten? Sie kämen damit den Wünschen der meisten Männer entgegen. Es würde Ihre partnerschaftlichen Chancen sicherlich erhöhen, einfach deswegen, weil Sie dann einer größeren Anzahl von Männern besser gefallen.

Als Heimchen am Herd ist frau eben immer noch "besser vermittelbar".

Langwierig, mühsam und nur zur Unterhaltung?

Zweiter Versuch bei einer der kostenlosen Kontaktanzeigenseiten. Um selber aktiv zu werden müsste man, trotz aller Suchkriterien, eine ganze Menge Profile studieren. Wem das zu aufwändig ist, der kann auch passiv bleiben und warten was passiert. Das wird bei Männern tendenziell gar nichts, bei Frauen ein Wust an großteils völlig einfallslosen Nachrichten sein. Diese sollten aber auch gelesen und wenigstens ein paar auch beantwortet werden, um dann eventuell eine Perle zu finden.

Auch eine eher langwierige und mühsame Angelegenheit. Aber das sehen 7 Millionen Deutsche, Österreicher und Schweizer, die sich jeden Monat auf den einschlägigen Portalen tummeln, offenbar ganz anders.

Eine 57-jährige Wienerin mit viel Erfahrung in dem Bereich erzählt, dass die Männer auf solchen Portalen "alle geschädigt“, zu 90 Prozent verheiratet, meist mit falschen oder alten Fotos registriert und trotz anderer Angaben durchwegs nur an sexuellen Abenteuern und nicht an langfristigen Beziehungen interessiert sind.

Warum sie es trotzdem macht? Weil es lustig und unterhaltsam ist und man dafür nicht außer Haus zu gehen braucht. Als Unterhaltung also, nicht zum Finden der großen Liebe.

Irgendwie desillusionierend

Und schon ist der neueste Trend in Sachen Beziehungsanbahnung im Netz geboren: "Online Speed Dating“ verspricht noch schnelleres Kennenlernen via Video-Chat.

Mit Frühlingsgefühlen, Sehnsucht und Romantik hat das alles nicht mehr viel zu tun. Was suchen also die angeblich sieben Millionen aktiven Online-Dater und Daterinnen? Zeitvertreib? Wozu dann die Eile? Oder habe ich da etwas nicht verstanden?

Hör-Tipp
Matrix, Sonntag, 18. Mai 2008, 22:30 Uhr

Links
Singlebörsen-Vergleich
Love.at
www.websingles.atWebsingles.at
Parhisp.at
Kissnofrog

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