"Ich bin ein neugieriger Mensch"

Hans Landesmann

Hans Landesmann gilt als einer der innovativsten Musikmanager des Landes. Als Generalsekretär des Wiener Konzerthauses, Konzertdirektor der Salzburger Festspiele und Musikdirektor der Wiener Festwochen hat er das heimische Musikleben mitgeprägt.

"Ich hab vielmehr davon, wenn ich was Neues kennenlerne, als wenn ich zum 140. Mal die Vierte von Brahms höre. Die Neugierde ist so wichtig", meint Hans Landesmann. "Die Leute, die immer das Selbe hören wollen und das immer in derselben Interpretation - OK, aber die Zeit läuft. Die bleibt nicht stehen. Gott sei Dank."

Seine Liebe zur Neuen Musik hat Landesmann Ende der 50er Jahre bei den ersten Konzerten des Ensembles "die reihe" im Wiener Konzerthaus entdeckt. Als er Ende der 1970er Jahre Generalsekretär des Wiener Konzerthauses wurde, programmierte er gemeinsam mit Gertraud und Friedrich Cerha die Reihe "Wege in unsere Zeiten".

"Das war so wichtig damals, dass man die Entwicklungslinien in der Musik des 20. Jahrhunderts aufgezeigt hat", erinnert sich Landesmann. "Diese Konzertreihe war, wie ich glaube, ein Meilenstein in der Rezeption der Neuen Musik und ermöglichte einen großen Aufschwung der Musikstadt Wien, nicht nur in der Bewahrung der Tradition. Wien ist damit zu einer der wesentlichen Metropolen der zeitgenössischen Musik geworden."

Salzburger Festspiele

Neue Wege beschritt Hans Landesmann auch als er Ende der 1980er Jahre Mitglied der Direktion der Salzburger Festspiele wurde: "Wir haben nicht nur Neue Musik präsentiert, sondern auch neue Interpretationen des klassischen Repertoires. Es ist schon ein Teil des Publikums damals weggeblieben. Das muss ich schon sagen. Aber es gab die Unterstützung innerhalb des Direktoriums für die sogenannte Reform. Wir haben alle gewusst, dass die notwendig ist. Man kann nicht Karajan-Festspiele ohne Karajan machen. Das ist ein Unsinn. In weiterer Folge sind sehr viele Intellektuelle nach Salzburg gekommen. Die wollten sehen, was hier passiert. Und heute gibt es eine ganz tolle Neue-Musik-Szene hier."

Neue Musik ist kein Exot

Ein anderes großes Anliegen von Hans Landesmann ist die Integration der Neuen Musik in ein Konzertprogramm mit Musik vergangener Epochen. "Das ist so wichtig für mich, dass die zeitgenössische Musik ein ganz normaler Bestandteil des Konzertlebens wird", so Landesmann. "Dass die Leute akzeptieren, dass die Musikgeschichte nicht stehen geblieben ist. So etwas kann aber nur gelingen, wenn ein Konzertprogramm sinnvoll aufgebaut wird. Was meiner Meinung nach nicht funktioniert, sind die so bezeichneten Sandwich-Konzerte, also wo zwischen zwei Beethoven-Symphonien ein neues Werk hinein gequetscht wird."

Schätze in den Schubladen
Landesmann ist prinzipiell von musikalisch Kreativen Österreichs begeistert: "Die neue Komponistinnen- und Komponisten-Generation hier ist wunderbar im Vergleich zu andern Ländern. Das ist sehr erfreulich. Es gibt sehr viele, die ich schätze und die ich auch gefördert habe."

Selbstverständlich hat Landesmann Kompositionsaufträge erteilt. Aber noch wichtiger als das ist ihm die Präsentation von Werken, die zu Unrecht nur einmal gespielt wurden: "Das ist dieser Wahn nach Uraufführung von Seiten der Manager, weil da die Presse einfach mehr mitmacht. Ich habe mich aber mehr für Kompositionen interessiert, die sozusagen liegen geblieben sind. Es gibt so viele gute Werke in den Schubladen."

Hör-Tipp
Zeit-Ton, Montag, 19. Mai 2008, 23:05 Uhr

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