Und jetzt zum Wetter - Teil 1

Wie sicher sind Bauernregeln?

Die Anfänge der Wetterforschung sind in der Astronomie zu suchen. Auf der Universitätssternwarte Wien war im 18. Jahrhundert einer der ersten Wetterforscher tätig, der Astronom Anton Pilgram. Er zeigte, dass die Gestirne nicht das Wetter beeinflussen.

Der Buchgelehrte Anton Pilgram hat 1788 das Buch "Untersuchungen über das Wahrscheinliche der Wetterkunde durch vieljährige Beobachtungen" geschrieben. Er wollte herausfinden, was die Bauernregeln und die Lostage wert sind und ob es irgendwelche Größen wie Temperatur oder Luftdruck gibt, die das Wetter bestimmen.

Pilgram war der erste, der erkannt hat, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Barometerstand und den Witterungserscheinungen gibt. Pilgram hat auch mit dem Aberglauben aufgeräumt, dass die Gestirne das Wetter beeinflussen.

Lostage und andere Wetterregeln

Anton Pilgram hat viele alte Chroniken studiert, und die jahrhunderte alten Bauernregeln und Lostage untersucht. Es gibt tausende von Bauernregeln. Thomas Wostal, Wetterchef beim ORF Fernsehen, hat ein Buch über den "Mythos Bauernregeln" geschrieben. Er testete die gängigsten Bauernregeln für die verschiedenen Regionen Österreichs, für Innsbruck, Salzburg, Wien und Klagenfurt.

Wostal hat die Daten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien ausgehoben und geschaut, wie oft die Regeln in den vergangenen 50 Jahren gestimmt haben. Und ob sie übers reine Raten hinausgehen.

"Gut funktionieren alle Regeln, die sagen, dass ein Extremzustand - zu warm, zu kalt, zu trocken zu feucht - auch in den nächsten Tagen oder Wochen so bleiben wird. Ein Beispiel ist die Regel für den 24. Dezember: Wie das Wetter zu Adam und Eva war, so bleibt es wohl bis zum Ende vom Jahr. Diese Regel ist auch als Weihnachtstauwetter bekannt. Wenn es zu Weihnachten zu warm ist, bleibt es bis zum Jahresende warm."

"Wenn man das meteorologisch testet für das letzte halbe Jahrhundert", so Wostal, "dann kommt man in den Landeshauptstädten auf 80 Prozent Trefferquote, was beachtlich ist. Ein Extremzustand wird von der Atmosphäre gerne beibehalten, und das ist meteorologisch vernünftig."

Welche Regeln funktionieren nicht?

Wostals Studie ist die erste Untersuchung mit 100 Bauernregeln für österreichische Regionen. Die Lostage, die eine Prognose zulassen, sind in Österreich nicht ganz so verlässlich wie das der Wetterforscher Malberg für Deutschland feststellte.

"Schlecht sind alle Regeln, die versuchen von einem einzigen Tag weit in die Zukunft zu schauen, und das Wetter ein halbes Jahr später voraussagen. Ein Beispiel wäre eine Regel, die versucht von einem einzigen Tag im Winter einen ganzen Sommer vorherzusagen, nämlich: Am Neujahrstag kalt und weiß, wird der Sommer später heiß. Allein das Wetter am Neujahrstag soll entscheiden wie das Wetter sechs Monate später ist. Wir Meteorologen atmen auf: um die 40 Prozent Trefferquote! Diese Regeln funktionieren nicht, was aus meteorologischer Sicht sinnvoll ist", sagt Wostal.

Für Thomas Wostal ist es dennoch erstaunlich, wie viel die Menschen durch reines Beobachten über das Wetter herausgefunden haben - noch bevor es Computerstatistiken oder Satellitendaten gegeben hat.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 26. Mai bis Donnerstag, 29. Mai 2008, 9:05 Uhr

Buch-Tipps
Thomas Wostal, "Mythos Bauernregeln", Pichler Verlag

Horst Malberg, "Bauernregeln aus meteorologischer Sicht", Springer Verlag