Kabarettistenlaufbahn beendet

Franz Hohler - Kabarettist und Autor

Für sein kabarettistisches Lebenswerk wurde der Schweizer Franz Hohler im Vorjahr mit dem "Ehrenstier" ausgezeichnet. Nach 14 Programmen, sowie vielen Büchern, Gedichten und Satiren beendete der Doyen des Schweizer Humors nun seine Bühnenkarriere.

Viermal fungierte er schon als Pate, im Vorjahr erhielt er im Düsseldorfer Kommödchen den Ehrenstier für sein kabarettistisches Lebenswerk: Franz Hohler. Als Laudatoren und Überraschungsgäste waren Ursus und Nadeschkin, die Schweizer Salzburger-Stier-Preisträger des Jahres 2001, angereist: "Unsere erste Begegnung mit Franz Hohler war so: Wir waren in unserem zweiten Bühnenjahr und brauchten für einen Auftritt einen Cellokasten. Wir haben einige Cellospieler angeschrieben, um uns so einen Kasten auszuleihen. Niemand hat uns geantwortet, außer Franz Hohler. Er lieh uns den Cellokasten!"

Franz Hohler ist ein "realistischer Phantast oder ein phantasiebegabter Realist" - so bezeichnete ihn sein Schweizer Schriftsteller-Kollege Urs Widmer. Franz Hohler schaffe es, der Bestie Wirklichkeit in die Augen zu schauen, ihren Medusenblick auszuhalten und dabei heiter zu bleiben und optimistisch.

"Der Ehrenstier muss so etwas sein wie ein Pfingstochse"

Franz Hohler wurde 1943 in Biel geboren, wuchs in Olten auf, bis er nach Zürich ging, um Romanistik und Germanistik zu studieren. Nach fünf Semestern brach er das Studium zu Gunsten seines ersten abendfüllenden Programms "pizzicato" ab. Er präsentierte es erstmals im Heizungskeller der Universität Zürich und dann höchst erfolgreich in Berlin.

Mit diesem literarisch-musikalisch-kabarettistischem Soloprogramm war er auch gleich im Jahr darauf von der Lach & Schießgesellschaft in München und vom Düsseldorfer Kommödchen zu einem Gastspiel eingeladen. Nach dem Erfolg in Berlin folgte der Absturz, erzählt Franz Hohler: "In München und Düsseldorf ging es gar nicht gut. Man kannte mich nicht, Vorstellungen mussten abgesagt werden und ich lernte schnell, dass es keinen Königsweg gibt. Ich bin rechtzeitig nach dem Höhenflug wieder aufs Pflaster runtergefallen. Der Weg als Künstler ist schwierig und unberechenbar - das war meine Lehre aus dem ersten Düsseldorfer Auftritt."

40 Jahre später - nach schwerem und unberechenbarem Weg durch die Gefahrenzonen des Künstlerdaseins - kehrte Franz Hohler wieder zurück auf die Bühne des Düsseldorfer Kommödchens: als grandioser Satiriker und Geschichtenerzähler. "Über den Ehrenstier freue ich mich schon sehr. Schon das Wort 'Ehrenstier'. Der Ehrenstier muss so etwas sein wie ein Pfingstochse. Geschmückt, aber auch brüllend. Ein Stier muss ja brüllen. Das ist ein gutes Bild für Kabarettisten. Wir brüllen alle, werden aber doch auch gern geschmückt."

Engagement für Zivilcourage

Ähnlich wie in seinen Büchern erzählt Franz Hohler auf der Kabarettbühne stets Geschichten, in denen Alltägliches und Gewöhnliches plötzlich Eigenartiges und Bedrohliches zeigen. Scheinbar Normales wird ins Skurrile und Absurde gesteigert.

Er erzählt von der Entstehung der Welt aus einer Erbsenkiste, vom Liederhörer Uli Linnenbrink, von den Träumen eines Briefkastens und vom Schweizer Käse. Franz Hohler, der in der Schweiz auch eine Satireseindung im Fernsehen hatte, wurde nicht selten wegen seiner sehr pointierten kritischen Ansichten angegriffen und sogar von der Schweizer Staatspolizei observiert, denn der Autor ist bekannt für sein politisches Engagement. Er scheute sich nie, an Demonstrationen teilzunehmen, für sozial Schwache einzutreten und zu Zivilcourage aufzurufen. Auch gegen den verantwortungslosen Umgang mit dem Planeten Erde und für eine bewusste Haltung gegenüber ökologischen Fragen hat sich Franz Hohler schon früh eingesetzt. Das zeigt sich in Texten wie "Der Weltuntergang", geschrieben vor 20 Jahren.

Legendäre Programme

Seit 1965 stand Franz Hohler also auf der Bühne, hat etliche Kleinkunstpreise gewonnen und hat mehr als ein Dutzend Kabarettprogramme und Theaterstücke auf die Bühne gebracht, Drehbücher geschrieben und Gedichte verfasst. Sein "Theaterdonnerer" und sein Programm "Wie die Berge in die Schweiz kamen" sind legendär.

Außerdem produzierte Franz Hohle etliche CDs: zum Beispiel eine gemeinsam mit dem deutschen Kabarettistenkollegen Hanns-Dieter Hüsch und mehrere mit den Musikern Michael Bühler und Marco Zappa. Seit mehreren Jahren schon ist er vorwiegend als Übersetzer und Schriftsteller tätig, sowie als Vorleser unterwegs. Sein berühmtes Cello bleibt daheim.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 23. August 2009, 22:05 Uhr

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