Das große Geschäft mit der Eitelkeit
Schönheitsoperationen
Bereits fünf Prozent der Österreicher/innen legen sich unters Messer, um schöner zu werden. Es könnten bis zu 20 Prozent werden. Das Geschäft mit der Schönheit lohnt sich nicht nur für die Ärzte. Studien zeigen, wer schön ist, ist erfolgreicher und verdient mehr.
8. April 2017, 21:58
Eine Brustvergrößerung als Geburtstagsgeschenk, das ist in den USA oder Brasilien durchaus üblich. In Österreich noch nicht. Aber bereits fünf Prozent der Österreicher/innen legen sich unters Messer, um schöner zu werden, und es könnten knapp 20 Prozent werden, das zeigt eine Umfrage vom Gallup Institut. Das wären über eine Million Menschen. Die Klientel wird auch immer jünger, denn es gibt einen großen Trend zur Vorsorge, sagt Roswitha Hasslinger vom Gallup Institut.
Rund 50.000 Eingriffe werden in Österreich im Jahr gemacht, vor allem Lidkorrekturen, Brustvergrößerungen, Fettabsaugungen und Botox-Korrekturen. Die Eingriffe mit dem Nervengift Botox das Falten glättet, haben sich in den letzten zehn Jahren sogar verfünfzigfacht.
Lunch time lifting
So nennt der plastische Chirurg Helmut Hoflehner die Botox-Eingriffe. Damit ist gemeint, dass der Eingriff quasi in der Mittagspause möglich ist, weil er nur eine Viertelstunde dauert und man keine Spuren sieht. Bei Botox handelt es sich um ein Nervengift, das in kleinen Mengen in Muskel, etwa auf der Stirn, gespritzt wird, um so der Faltenbildung vorzubeugen, beziehungsweise bereits vorhandene Falten zu mildern.
Die Kosten
Bei chirurgischen Eingriffen wie Lidkorrekturenn, Face-Liftings, Fettabsaugungen oder Brustvergrößerungen muss man mit Kosten ab 2.000 Euro bis zu 10.000 Euro rechnen. Manche Operationen werden aber auch von der Krankenkasse bezahlt, und zwar dann, wenn eine Funktionsbeeinträchtigung besteht. Das betrifft Operationen am Oberlid, an der Nase oder Brustverkleinerungen.
Nirgendwo floriert das Geschäft mit der plastischen Chirurgie so wie in Brasilien. Dort setzen mehr als 4.000 Chirurgen mit Schönheits-Eingriffen umgerechnet rund 2,4 Milliarden Euro im Jahr um. In Österreich werden mit Schönheits-Eingriffen bis zu 150 Millionen Euro umgesetzt, schätzt Hoflehner. Es gibt eine nicht ganz vollständig Operationsstatistik aus der sich schätzen lässt, dass es in Österreich etwa 50.000 Eingriffe pro Jahr gibt, Operationen und Botoxbehandlungen inbegriffen. Im Schnitt kostet ein Eingriff also 3000 Euro.
Umwegsrentabilität
Das Geschäft mit der Schönheit lohnt sich aber nicht nur für die Ärzte. Studien zeigen, wer schön ist, ist erfolgreicher und verdient mehr, sagt Rosswitha Hasslinger vom Gallup Institut. Speziell Leute die ihre Karriere planen, sagen, das sei eine Investition in ihre Karriere.
Das Gallup Institut hat Unternehmen gefragt ob sie sich bei gleicher Qualifikation für den besser Aussehenden oder den nicht so gut Aussehenden entscheiden. Die Antwort: Drei Viertel würde den besser aussehenden Mann nehmen, zwei Drittel die besser aussehende Frau. Personalberater sagen, diese Menschen kämen im Kontakt mit anderen Personen besser an. Außerdem würde er oder sie das Unternehmen besser repräsentieren, auch weil er oder sie mehr Selbstbewusstsein habe.
Ungleiches Ausbildungsniveau
Ein großes Problem ist, dass viele chirurgische Eingriffe unerwünschte gesundheitliche Folgen haben. Ein Grund dafür sei, dass immer mehr Ärzte ohne entsprechende Ausbildung derartige Eingriffe vornehmen, sagt der plastische Chirurg Hoflehner. Manche Ärzte würden in einem Drei-Tages Kurs operieren lernen.
Hoflehner engagiert sich deshalb als Beirat in der Österreichischen Gesellschaft für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie. Die Gesellschaft ist eine Interessensgemeinschaft mit dem Ziel, die Fortbildung und Ausbildung von Ärzten zu fördern und zu verbessern. Für Patienten wurde ein Service-Projekt ins Leben gerufen, dort können sich Patienten informieren und von qualifizierten Ärzten beraten lassen. Es gibt auch Patientenanwälte in jedem Bundesland.
Noch sind Schönheitsoperationen in Österreich eher ein Minderheitenprogramm für Reiche, aber der internationale Trend, dass sich immer mehr Menschen aus allen Altergruppen und Bevölkerungsschichten künstlich verschönern lassen, wird wohl langfristig auch vor Österreich nicht Halt machen.
Hör-Tipp
Saldo, 30. Mai 2008, 9:45 Uhr
Links
Dagmar Millesi
Helmut Hoflehner
Österr. Gesellschaft für plastische Chirurgie
Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft