Mehta dirigiert EM-Konzert

Weltbürger Zubin Mehta

Ende Juni dirigiert Zubin Mehta in Wien zwei Konzerte mit den Wiener Philharmonikern - eines im Musikverein und eines vor dem Schloss Schönbrunn, einen Tag vor dem Finale der Euro 2008. In Wien begann auch die Weltkarriere des Zubin Mehta.

Zubin Mehta im Gespräch mit Haide Tenner

Der in Bombay geborene Inder Zubin Mehta lebt in Los Angeles, seine Kinder und Enkel sind verstreut über die ganze Welt, von Kanada bis Israel, seine Dirigentenausbildung erhielt er unter anderem in Wien bei Hans Swarowsky. Seither dirigiert er die bedeutendsten Orchester.

Vom Glauben her ist Zubin Mehta Parse, eine Religionsgemeinschaft, die aus Persien nach Indien vertrieben wurde und heute immer weniger Mitglieder hat. "Das kommt daher, dass wir nicht missionieren", so Mehta. "Niemand kann zu dieser Religion konvertieren, es darf auch kein Andersgläubiger unseren Tempel betreten. Derzeit sind wir rund 80.000 Mitglieder, die um den ganzen Erdball verstreut sind. Ihr Gründer war Zaratustra, der um 1700 vor Christus in Nordpersien lebte. Er war der Erste, der den Monotheismus gepredigt hat.“

Ein Adoptiv-Wiener

Als indischer Staatsbürger benötigt Zubin Mehta fast für alle Länder ein Visum, was seine internationale Dirigententätigkeit nicht gerade erleichtert: "Ich bin Adoptiv-Wiener, gleichzeitig Amerikaner und Israeli, aber mit indischem Pass. Auch was meine Essgewohnheiten betrifft, bin ich zu 100 Prozent Inder, obwohl ich auch das österreichische Essen sehr schätze!"

Der Vater von Zubin Mehta gründete in Indien die Mehli Mehta-Music Foundation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, westliche Musik in Indien zu verbreiten: "Wir haben viele Talente, aber diese gehen meisten aus Indien weg, deshalb gelingt es uns nicht, ein richtiges Orchester mit Indern zu gründen. Es gibt zwar jetzt in Bombay ein Orchester, aber 90 Prozent der Musiker kommen aus Kasachstan, und das wollen wir in Zukunft vermeiden. Deshalb wollen wir mit der Stiftung eine Schule gründen und dafür gebe ich auch Konzerte, um entsprechend Geld dafür zu sammeln", erzählt Mehta.

Aufgewachsen mit westlicher Musik

Aufgewachsen ist Mehta mit westlicher Musik: "In meinem Elternhaus in Bombay war nur Beethoven, Mozart und ähnliches zu hören, denn mein Vater war Konzertmeister, hat viel Kammermusik gespielt und auch dirigiert."

Musikalische Prägejahre in Wien
Zubin Mehta studierte in Wien bei Hans Swarowsky, ebenso wie Claudio Abbado, mit dem er gemeinsam im Wiener Singverein sang, und wurde 1958 Sieger beim internationalen Dirigentenwettbewerb in Liverpool.

"Ich habe noch viele Partituren, die ich mit Swarowsky erarbeitet habe, seine Worte klingen noch immer in meinem Ohr, das vergisst man nicht, denn er hat uns täglich dieselben Sachen gepredigt, so lange, bis man es nicht mehr aus dem Körper herausbekommt", erinnert sich Mehta. "Er war ein Urklassiker."

Imposante Karriere

Zubin Mehtas Karriere als Dirigent verlief steil nach oben, 1960 debütierte er beim New York Philharmonic Orchestra, dessen Musikdirektor er 1978 für 13 Jahre wurde. Von 1962 bis 1978 war er Musikdirektor des Los Angeles Philharmonic Orchestra und wurde In der Folge Music Director auf Lebenszeiten des Israel Philharmonic Orchestra und ist auch Chefdirigent des Maggio Musicale in Florenz.

Auch durch seine massenmediale Präsenz, sei es beim Neujahrskonzert oder den ersten beiden Konzerten der drei Tenöre in Rom und Los Angeles hat es Zubin Mehta zu großer Popularität gebracht.

Konzert in Schönbrunn
Zubin Mehta, der im letzten März an der Wiener Staatsoper die Premiere von "La forza del destino" leitete, die in diesen Tagen wieder aufgenommen wurden und am 9. Juni 2008 nochmals in dieser Saison zu sehen ist, wird Ende Juni in Wien zwei Konzerte mit den Wiener Philharmonikern im Musikverein und in Schönbrunn dirigieren.

Hör-Tipp
Die Opernwerkstatt, Sonntag, 8. Juni 2008, 15:06 Uhr

Links
Zubin Mehta
Wiener Staatsoper
Freunde der Wiener Staatsoper
Wiener Philharmoniker