Gedanken von Ernst Stankovski

Positionslicht dieser Zeit

"Nur dieser Beruf erzwingt es, dass man sich um anderes kümmern darf oder soll." Das sagt der Schauspieler, Chansonnier, Kabarettist und Entertainer Ernst Stankovski. In Wien gab ihm Gerhard Bronner seine erste Chance.

Lange Zeit lebte Ernst Stankovski in Deutschland und war dort als Schauspieler, Entertainer, Poet, Komponist, Quizmaster, Poet, Übersetzer, Musiker und Kabarettist höchst erfolgreich. In Schubladen ließ er sich nie einordnen, dadurch verlangt es auch eine gewisse Flexibilität, um dem Phänomen Ernst Stankovski auf die Spur zu kommen.

Beim Bronner in der Bar
Am 16. Juni 1928 wurde Ernst Stankovski in Wien geboren. Nach seiner Schauspielausbildung am Wiener Reinhardt-Seminar war er vier Jahre lang Ensemblemitglied am Theater in der Josefstadt, arbeitet auch in Zürich als Schauspieler. Dort sah er Maurice Chevalier, Yves Montand und Charles Trenet, deren Chansons in ihm den Wunsch wach werden ließen, Chansonier zu werden.

In Wien gab ihm schließlich Gerhard Bronner eine Chance, in der Marietta-Bar aufzutreten. Dort begann seine Solo-Karriere. "Kennengelernt habe ich ihn als linkischen Nachwuchsschauspieler, der nach seinen Vorstellungen in meiner Bar Lieder mit Gitarrebegleitung sang. Die Texte waren schlampig gereimt und sein Gitarrespiel hatte bestenfalls Wandervogelqualität", schrieb Gerhard Bronner augenzwinkernd anlässlich dessen 75. Geburtstages über Ernst Stankovski, den er hoch schätzte, schon allein wegen seiner ungeheuren Verantwortung, mit welcher dieser seinem Beruf nachging.

Ernst Stankovski ist bekannt dafür, dass er als genauer Denker sehr hart an Formulierungen arbeitet: "Ich fühle mich der Poesie zugewandt, das ist der erste Grund, warum ich schreibe, der zweite ist die Unterhaltung! Ich will die Leute unterhalten. Und der dritte Grund resultiert aus Ärger und Zorn, denn es gibt immer wieder Dinge, die mich ärgern und dagegen schreibe ich und manchmal überziehe ich auch. Eines ist ganz wichtig: Wenn man selbst schreibt, merkt man, welche Verantwortung man der Sprache und den Zuhöreren gegenüber hat."

Der Schauspieler als Kabarettist
Schon 1975 erhielt Ernst Stankovski im Mainzer Unterhaus den Deutschen Kleinkunstpreis für sein Programm "Geh' zu den Gauklern" und ganz speziell für die Nummer "Ein deutscher Totentanz". Trotz seiner Erfolge in diesem Genre wollte Ernst Stankovski eigentlich nie Kabarettist sein, der Begriff Kleinkunst war ihm immer viel lieber.

Er sieht sich immer noch eher als Schauspieler, der sich auch kabarettistisch betätigt: "Die Diskrepanz zwischen Ideal und Wirklichkeit kann man nur in der Satire ausdrücken und angreifen. Der Kabarettist polarisiert humorvoll, um die Umstände der Gegenwart vielleicht verändern zu helfen. Das ist das Ideal eines guten Kabarettisten. Der Schauspieler hingehen erklärt die Gegenwart durch das Erlebnis des Menschen und wenn man ein guter Schauspieler ist, dann ist dies tiefer und geheimnisvoller als dies je ein Kabarettist erreichen kann, denn der zeigt die Welt immer verkürzt, je nachdem mehr oder weniger angriffig. Ein sehr guter Schauspieler kann durchaus kabarettistische Mittel nützen, aber ein sehr guter Kabarettist wird sicher nicht den Hamlet spielen können."

Die Liebe zur Sprache
Ernst Stankovski gab sich nie mit dem Einfachen zufrieden. Wie schon Gerhard Bronner bemerkte, ist er einer jener Künstler, die sich immer wieder in Neuland vorwagen und das gesicherte Terrain verlassen. Er suchte er die Auseinandersetzung auch mit literarischen Größen.

Seine Nachdichtungen des "Großen Testaments des Francois Villon" die er auch selbst mit Gitarre zur Aufführung brachte, erregten viel Beachtung. Er erhielt dafür den Buxtehuder Kleinkunstigel und spielte diesen Abend mehr als 200 Mal. "Man kann net amal sterben in Wien" heißt ein für Berlin produziertes Kabarett-Solo von Ernst Stankovski - es ist eine Auseinandersetzung mit der Heimatstadt, in die er nach langen Auslandsaufenthalten schließlich doch wieder zurückgekehrt ist.

Politischer Kommentator
Ernst Stankovski nahm und nimmt stets Stellung zu Zeitereignissen. Er schrieb einen Text über die Baader-Meinhof-Hysterie, verewigte eine unersprießliche Diskussion an der Universität Wien über die Fristenlösung und veröffentliche im Jahr 2003 die Parabel vom Judenbuben Lichtblau und der Situation in Palästina. Ernst Stankovski: "Wir sind Positionslichter dieser Zeit."

Service

CD Ernst Stankovski, "Lichtblau - ein musikalisch-literarisches Porträt", Kip

CD Ernst Stankovski, "Keine Spur von Literatur. Cabarett der 20er Jahre", Kip

CD Ernst Stankovski, "Man kann net einmal sterben in Wien", Kip

CD Ernst Stankovski, "... es ist noch gar nicht so lange her", Nrw Import

Ernst Stankovski