Eine bildhafte Umsetzung von Emotionalität

Elfriede Penzinger, Malerei

Zuerst studierte sie Slawistik, ehe sie sich für die Malerei entschloss: Elfriede Penzinger, Jahrgang 1979, die ihr Kunst-Studium an der Wiener Akademie abgeschlossen hat. Ab 24. Juni 2008 sind ihre Werke nun in der Diplom-Ausstellung zu sehen.

"Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen. Die Beschäftigung mit der Kunst war für mich eine Möglichkeit, mich zurückzuziehen und mich mit dem Leben dort - die Arbeit am Hof, das Zusammenleben von mehreren Generationen in einem Haushalt - auseinanderzusetzen. Gleichzeitig habe ich aus dieser Zeit auch viele innere Bilder mitgenommen, die sich in meinen aktuellen Arbeiten widerspiegeln.

Nach der Matura hatte ich noch nicht den Mut, ein Kunststudium zu beginnen. Außerdem wollte ich noch meinen Horizont erweitern. Daher habe ich mich zunächst für die Slawistik entschieden. Es war auch Neugier - denn ich wollte aus jener Welt, in der ich aufgewachsen bin, ausbrechen. Meine endgültige Entscheidung für die Kunst fiel, als ich das Slawistik-Studium abgeschlossen hatte", erzählt Elfriede Penzinger, Jahrgang 1979, die aus Schärding stammt.

Seit 2005 studierte sie an der Akademie der bildenden Künste in Wien abstrakte Malerei zunächst bei Walter Obholzer, danach bei Erwin Bohatsch.


Ihr Studium hat Penzinger nun im Juni 2008 beendet und für ihre Abschlussarbeit, die das Motto "fallweise" hat und aus 20 Bildern besteht, einen Würdigungspreis der Akademie erhalten. Ihre Arbeiten waren im Rahmen der Schau "Diplomarbeiten 07/08" vom 24. bis 26. Juni an der Akademie zu sehen.

Bevor sich Penzinger für die Kunst entschied, studierte sie zunächst von 1997 bis 2003 in Wien und Moskau Slawistik. 2001 begann sie an der Akademie das Studium für Bildnerische Erziehung.

"Ich war damals in der Klasse von Professor Obholzer. Aber wegen meines Slawistik-Studiums konnte ich mich damals noch nicht ganz auf die Kunst konzentrieren. In dieser Zeit wurde mir bewusst, dass die Kunst das ist, was ich unbedingt machen will. Für bildnerische Erziehung könnte ich zwar jetzt das Unterrichtspraktikum machen - ich habe mich aber dagegen entschieden. Denn das Schulsystem ist mir zu starr", so Penzinger.

Bildhafte Umsetzung von Emotionalität

"Der Ausgangspunkt meiner Arbeiten ist eine permanente Auseinandersetzung mit der Umgebung, ein ständiges Beobachten, Aufnehmen, Filtern, Sammeln und Verwerfen. Das können Erlebnisse, Befindlichkeiten, literarische Texte oder Werbeplakate sein", erläutert die junge Malerin.

"Das faszinierende an der Malerei ist für mich, dass etwas Schichte für Schichte entsteht. Und dass ich dabei meine Emotionalität bildhaft umsetzen kann. Ich muss herausarbeiten, was mich an dem jeweiligen Bild interessiert."

Zu Penzingers Medien zählen zwar auch Zeichnung, Fotografie sowie Texte: "Aber das ist eher eine Unterstützung für meine künstlerische Arbeit. Im Zentrum steht für mich die Malerei."

Zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion

"Meine Bilder sind sehr unterschiedlich. Sie bewegen sich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion. Ihnen allen ist gemeinsam, dass sie einen konkreten Ausgangspunkt haben, also eine Skizze, ein Foto oder eine Emotion. Je nachdem, wovon ich ausgehe, und wie sich der Mal-Prozess entwickelt, sind meine Arbeiten entweder gegenständlich oder abstrakt. Aber meist enthalten sie beide Anteile", erklärt die junge Künstlerin.

Installative Bildgruppen

"Bei meinen Arbeiten handelt es sich immer um Bildgruppen, die ich installativ präsentiere. Jedes einzelne Bild steht für sich, die Formate und Bildlösungen sind jeweils unterschiedlich. Da aber immer mehrere Bilder zugleich entstehen, und durch die Art der Präsentation ergibt sich ein Zusammenhang", so Penzinger.

"Die einzelnen Bilder bestätigen, widersprechen, behaupten oder relativeren einander. Es bleibt Raum für Assoziationen. In diesem Zusammenhang möchte ich Francois Lyotard zitieren: meine Arbeiten zielen nicht darauf ab, 'Wirklichkeit zu liefern, sondern Anspielungen auf ein Denkbares zu erfinden, das nicht dargestellt werden kann.'"

"spürbar" - ein Ausgangspunkt für die Diplomarbeit

"Das Bild 'spürbar', das ein eher kleines Format hat, war ein Ausgangspunkt für meine Diplomarbeit. Es ging um einen Blick von oben auf meine Füße. Ich habe dieses Bild oft übermalt, bis ich jene Emotionalität erreichte, die mir vorschwebte. Das Endresultat sind keine erkennbaren Füße mehr. Ich wollte nicht bloß etwas abbilden, sondern einen Gegenstand über die Malerei so schälen, bis das übrigbleibt, was ich transportieren will. Es geht mir um diese Nichtgreifbarkeit", erläutert Elfriede Penzinger.

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"Wachheit" zum Thema Gewalt und Brutalität

"Bei diesem Bild, das ich bereits beim Akademie-"Rundgang" gezeigt habe, sieht man die Hand einer Frau, die etwas hält. Für mich war es ein Regenschirm. Das Spannende bei dieser Arbeit war für mich, dass jeder etwas anderes sieht, was die Frau in der Hand hat. Ausgegangen bin ich von einem Zeitungsausschnitt mit einer Frau, die ein Porträt in der Hand hält. Das Thema hier ist Gewalt und Brutalität", schildert die Malerin.

"Während des Malens hat die schwarze Hand diesen bedrohlichen Ausdruck bekommen. Und der wird noch dadurch verstärkt, da der Hintergrund weiß ist - und aus diesem Weiß auch das Gesicht herauskommt. Es ist ein Beispiel für die Brüche in meinen Arbeiten."

Ausstellungen

Seit Beginn ihres Malerei-Studiums hat Penzinger an folgenden Ausstellungen teilgenommen:

Ab 2006 an den Präsentationen im Rahmen des Rundgangs der Akademie der bildenden Künste, zeigte 2007 ihre Arbeiten bei der Schau "Studierende von Erwin Bohatsch" in der Wiener Galerie Bleich-Rossi und hatte im Familien- und Sozialzentrum Schärding (FIM) mit "wechselspiel" ihre erste Einzelausstellung.

Suche nach Atelier und Ausstellungsmöglichkeiten

"Derzeit bin ich auf der Suche nach einem Atelier und nach Möglichkeiten für Ausstellungen", berichtet Penzinger, die ihren Lebensunterhalt mit Deutsch- und Russisch-Unterricht verdient.

Freiraum und Weiterentwicklung

Wie lautet der größte berufliche Zukunftswunsch der jungen Malerin?

"Wichtig ist mir, immer jenen Freiraum für meine Arbeit zu haben, den ich benötige, gleichgültig, wie ich mich finanzieren kann. Und vor allem, dass ich meine künstlerische Arbeit immer weiter entwickeln kann", so Elfriede Penzinger.

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria

Kontakt
Elfriede Penzinger

Links
Akademie der bildenden Künste Wien
Universität Wien
Akademie der bildenden Künste Wien - Diplomarbeiten 07/08
Galerie Bleich-Rossi