Ab Herbst 2008 am Neuen Theater Halle engagiert

Ines Schiller, Schauspielerin

Die Bühne faszinierte sie schon als Kind, die Entscheidung für den Schauspieler-Beruf traf sie später: Ines Schiller, Jahrgang 1983, die ihr Studium im Juni 2008 mit Auszeichnung abgeschlossen hat. Ab Herbst hat sie ein Engagement in Halle an der Saale.

Schiller liest Nietzsche: "Wie man wird, was man ist"

"Ich wollte mich schon immer ausdrücken und meine Tante ist Kabarettistin - daher kam mein Bezug zum Schauspiel. Ich durfte bereits mit sechs meine ersten Sätze auf einer Bühne sprechen. Und damals dachte ich: da will ich nie wieder herunter. Bis zu meinem Entschluss, Schauspiel zu studieren, hat es aber gedauert. Ich habe am Gymnasium für künstlerische Gestaltung zwar erfolgreiche eine Schauspielgruppe geleitet, aber ich gestand mir damals noch nicht zu, Schauspielerin zu sein.

Dann ging ich auf Reisen und war in Peru, wo ich so viele Pantomimen und Straßenjongleure sah. Und ich dachte wieder: ich muss etwas mit Theater machen.

So habe ich zunächst mit Theaterwissenschaften begonnen, was aber nicht das Richtige war. Dort habe ich begonnen, meine Referate szenisch zu gestalten. Das hat mir aber letztlich nicht gereicht - und so machte ich die Aufnahmeprüfung in Linz - und wurde sofort aufgenommen. Es war einer der wunderbarsten Momente", erzählt Ines Schiller, in Freistadt in Oberösterreich geboren, Jahrgang 1983.

Seit 2004 studierte sie an der Anton Bruckner Privatuniversität Schauspiel und schloss im Juni 2008 mit Auszeichnung ab.

Während ihres Studiums der Theater-, Film- und Medienwissenschaften an der Universität Wien absolvierte die Nachwuchs-Schauspielerin nach ihrem autodidaktischen Studium bereits 2003 die Paritätische Bühneneigungsprüfung in Wien.

Rollen-Unterricht an der Bruckner Privat-Uni hatte Schiller unter anderen bei Julia von Sell, Peter Wittenberg, Margareta Pesendorfer, Verena Koch, Pierre Byland, Markus Kupferblum, Franz Kainrath, Walter Samuel Bartussek, Tillman Schweiger, Anne Frütel und Svenja Schreiber. "Es sind ganz großartige Lehrende, von denen man bestärkt wird und die einen mit Liebe und Leidenschaft fordern. Sie holen alles aus einem heraus und geben einem den Glauben an sich selbst."

Nicht Ausgelebtes als Kraft

"Der Schatten - denn ich glaube, dass jeder Mensch einen Schatten in sich trägt. Und wenn man diesen Schatten auf der Bühne benützt, dann ist man ganz. Damit meine ich die nicht ausgelebten positiven wie negativen Seiten, die wir haben. Die Bühne hat für mich immer auch mit Leben und Tod zu tun. Man muss immer für das Leben kämpfen, in jedem Moment. Und mit diesem Schatten kann man den Menschen etwas vermitteln, ob es nun Soziales oder Politisches ist", beschreibt Schiller ihren künstlerischen Zugang.

Affinität zu Kämpferinnen und Verrückten

"Es sind schräge, skurille Figuren wie Johanna von Orleans, also fanatische Frauen mit einem enormen Willen. Und Kämpferinnen und Verrückte - die liegen mir besonders", erzählt Schiller über ihre Vorlieben.

Von Shakespeare bis Sartre

Die Palette ihrer einstudierten Rollen reicht von Shakespeares Beatrice in "Viel Lärm um Nichts" bis zur Estelle in Sartres "Geschlossene Gesellschaft".

"Ich spiele lieber moderne Stücke. Bis ich zum Beispiel die Sprache Schillers geknackt habe, bleibt die Rollenarbeit zurück. Denn seine Sprache ist so stark. Und man muss normal sprechen, es in den Alltag umsetzen. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass ich bisher noch nicht viele Klassiker gespielt habe", berichtet Schiller.

Erstes Engagement mit "Liliom" in München

Ihr erstes Engagement hatte Ines Schiller im Jänner 2007 mit Franz Molnars "Liliom" am Volkstheater München, wo sie die Julie Zeller in der Regie von Christine Eder spielte.

"Die Regisseurin, die mich kannte, lud mich zu einem Casting ein. So fuhr ich nach München, und habe vorgesprochen. Meine Rollen saßen aber nicht so gut, denn den Rollen-Unterricht gibt es erst im vierten Jahr. Schließlich bekam ich diese Molnar-Rolle. Christine Eder hat dann mit mir gearbeitet und das war exzellent. Die Probenzeit war hart für mich, aber ich hatte wunderbare Kollegen, die mich liebevoll aufnahmen. Bei der Premiere war ich dann entspannt", erzählt Schiller, die in dieser Produktion eineinhalb Jahre zu sehen war.

2008 in "Terroristen", in "Nacht Vonwegenangst" ...

Im Jänner 2008 war die junge Schauspielerin als Kosinskiy in den "Terroristen" nach Schillers "Die Räuber" in der Regie von Marc Baum am Stadttheater Esch-Sur-Alzette in Luxemburg zu sehen.

Und von März bis Ende dieser Spielzeit trat sie in Claudine Galeas Kinderstück "Die Nacht Vonwegenangst" in der Regie von Katka Schroth im Thalia Theater in Halle an der Saale auf.

... und in Roche-Uraufführung in Halle

Zuletzt hatte Ines Schiller einen Teilspielvertrag bis Ende 2008 am Neuen Theater in Halle/Saale: "Ich hätte ein Fixengagement erhalten - aber ich konnte es jetzt nicht annehmen. Denn ich will noch viel erleben, zunächst an ganz verschiedenen Häusern spielen. Ich habe aus meinem Bauch heraus abgesagt und mich für ein Stück entschieden", berichtet Schiller.

Am 27. September 2008 spielte die erfolgreiche Schauspielerin die Hauptrolle in der Uraufführung von Charlotte Roches "Feuchtgebiete" in der Inszenierung von Christina Friedrich, die in der "Werft" des Neuen Theater Halle gezeigt wurde. In diesem neuen Werk war Schiller bis Ende Mai 2009 zu sehen.

Auch Film-Erfahrungen, aber ...

Praxis konnte Ines Schiller inzwischen auch im Bereich des Films sammeln:

"Ich schneide zwar gerne Filme und wurde an der Kunst-Uni Linz für die Richtung Zeitbasierte Medien aufgenommen - aber ich will nicht in einem Kasten sein, in dem man sich nicht bewegen kann. Natürlich gibt es auch Mittel und Wege, wie man aus diesem herauskommt. Die Bühne ist einfach Zauber - und Film ist Wiederholung", stellt die Jungschauspielerin fest, die aber nicht ausschließt, ein qualitativ interessantes Angebot aus diesem Bereich anzunehmen.

Nach Lernprozess an ein großes Haus

Derzeit bereitet sich die Nachwuchs-Schauspielerin auf ihre neue Rolle vor, die sie ab Ende August in Halle proben wird.

Wie ihre Zukunftswünsche lauten? "Ich will als Schauspielerin tätig sein, will große Rollen, viele Uraufführungen spielen - und glücklich sein. Ich muss noch sehr viel lernen - aber wenn ich mich dazu bereit fühle, dann will ich an ein großes Haus", antwortet Ines Schiller prompt.

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria

Mehr zu Rollen, Aufführungen Film- und Tonproduktionen von Ines Schiller in oe1.ORF.at

Kontakt
Ines Schiller

Buch-Tipp
Friedrich Nietzsche: "Ecce homo - Wie man wird, was man ist", mit einem Vorwort von Raoul Richter und einem Nachwort von Ralph-Rainer Wuthenow, insel taschenbuch 2677

Links
Anton Bruckner Privatuniversität
Universität Wien
Kulturinsel Halle - Neues Theater
Planetlinz.tv – Ines Schiller
Independent Little Lies
Landestheater Linz
Münchner Volkstheater
Suhrkamp - Insel Verlag
Thalia Theater Halle