Intensiv-Workshop bei Glatt & Verkehrt

Musik erfinden mit Franz Hautzinger

Improvisation ist ein Schwerpunkt der Musikwerkstatt des diesjährigen Weltmusik-Festivals Glatt & Verkehrt in der Wachau. Der international renommierte Trompeter und Arrangeur Franz Hautzinger leitet einen Intensiv-Workshop.

Musik zu erfinden, also improvisierend Melodien zu gestalten und Klänge zu formen, beschreibt Franz Hautzinger als komplexe Aufgabe: Man ist Komponist, Interpret und Hörer zugleich. Das Musikerfinden geschieht zudem in Echtzeit. Fehler und Erkenntnisse fließen unmittelbar ein.

Kurz und intensiv

Seit rund 20 Jahren unterrichtet der Avantgarde-Musiker an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien - und er erklärt, dass zwischen dem akademischen Betrieb und einem einwöchigen Workshop, wie jenem beim Festival Glatt & Verkehrt, Welten liegen: "In einer Woche, in der man Tag und Nacht zusammen verbringt, kann unheimlich viel gesammelt werden, sodass die Teilnehmer davon wochenlang zehren können. Im universitären Betrieb hingegen gibt es Ferien, Prüfungswochen, manchmal fallen Klassen aus und man sieht sich längere Zeit nicht. Das direkte und starke Erlebnis gemeinsam kann nur punktuell stattfinden."

Die kommende Woche verspricht für den Workshop-Leiter ebenso wie für die Teilnehmer intensiv zu werden - und das nicht nur wegen der zu erwartenden Arbeitszeiten von neun Uhr morgens bis spät in die Nacht hinein. Musiker mit unterschiedlichen Erfahrungen und stilistischen Vorlieben treffen in Göttweig aufeinander.

Weltmusik, Volksmusik und Zeitgenössisches

Volksmusik aus aller Welt wird bei Glatt & Verkehrt zunehmend auch mit zeitgenössischer Experimentalmusik verschränkt. "Das ist auch für mich ein Experiment", sagt Hautzinger, "wirklich stilübergreifend eine experimentelle Idee in eine Musikkonstruktion zu bringen, die normalerweise nicht experimentell ist. Ich kenne zwar einige Leute aus der Weltmusik-Szene, aber ich weiß nicht, woran die jungen Leute arbeiten, was sie sich erwarten."

Franz Hautzingers eigenes Verhältnis zur traditionellen österreichischen Volksmusik ist weitgehend ungetrübt - aufgewachsen ist er mit böhmischer Blasmusik, und seine Karriere als Trompeter begann er als Elfjähriger in einer Eisenstädter Bläserkapelle. Die Kapelle und die Blasmusik hat er als soziale Gefüge schätzen gelernt: "Der Pianist aus bürgerlichem Haus übt allein, auch der Geiger oder der Saxophonist. Das ist eine neuzeitliche Erscheinung. Die Bläser hingegen sind immer in Gruppen gewesen und bleiben auch in Gruppen."

Reiche Welt der Klänge
Das Musikerfinden, sagt Franz Hautzinger, beginnt beim genauen Hinhören. Und es bedarf weder der perfekten Beherrschung eines Instrumentes noch elektronischer Hilfsmittel: Mit den Teilnehmern seines Workshops wird er die Klangwelt der unmittelbaren Umgebung in Musik übersetzen. Als Anregung kann dabei das Geräusch eines Traktorenmotors dienen, die Stimme einer Opernsängerin, der Hall des Stiftes Göttweig oder einfach ein Bild. Die Möglichkeiten, sagt Hautzinger, sind unbeschränkt, solange man sie zu wahrzunehmen weiß.

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Hör-Tipp
Leporello, Donnerstag, 10. Juli 2008, 7:52 Uhr

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