Fritz Muliar ist gestorben

8. April 2017, 21:58

Fritz Muliar war zielstrebig in seinem Entschluss, Schauspieler zu werden. Ohne zu wissen, dass er später zu einem der bekanntesten Schauspieler Österreichs werden würde, schmiss er mit 16 Jahren die Schule und begann am Wiener Konservatorium sein Studium für darstellende Kunst.

Die Grande Dame der Kleinkunst, Stella Kadmon, verhalf ihm im Alter von 17 Jahren zu einem Debüt im Kabarett "Der liebe Augustin". Nach einer Zeit als Operettenbuffo am Innsbrucker Landestheater kam Muliar zu Karl Farkas ins "Simpl", wo er seinen facettenreichen Schliff als Kabarettist, Conferencier, Spaßmacher und Charakterkomiker vervollkommnen konnte.

Muliar in Kriegsgefangenschaft

1940 wird der junge Schauspieler einberufen und durchlebt den Zweiten Weltkrieg unter anderem in Kriegsgefangenschaft. Nicht etwa weil man ihm auf die Schliche kam, dass er vielen Juden und Nazi-Verfolgten zur Flucht verhalf, sondern weil er Hitler einen Verbrecher nannte. Durch Glück wurde die ursprünglich verhängte Todesstrafe, in fünf Jahre Haft umgewandelt. Um den harten Haftbedingungen zu entgehen, meldete er sich freiwillig als Strafsoldat und landete schließlich in englischer Gefangenschaft.

Als er nach Kriegsende aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wurde, konnte er seine Karriere wieder aufnehmen, und wurde 1946 zunächst Sprecher beim Radio Klagenfurt. Von 1951 bis 1963 war er am Wiener Volkstheater engagiert und spielte parallel dazu 13 Jahre lang im Kabarett "Simpl". Von 1964 bis 1977 war das "Theater in der Josefstadt" seine künstlerische Heimat, 1974 wurde er Mitglied des Burgtheaters, dem er bis zu seiner Pensionierung 20 Jahre lang angehörte. 1994 kehrte er wieder in die Josefstadt zurück.

Multikulturelles Elternhaus

Oftmals sagte man über Fritz Muliar, er "fotografiere mit den Ohren". Der Kabarettist konnte ausgezeichnet eine große Vielzahl von Dialekten und Jargons imitieren. Seine Spezialität lag im Jiddeln, Böhmakeln und Wienern.

Muliar wurde 1919, in Wien als uneheliches Kind geboren. Sein Vater war k.u.k. Offizier und wurde später Nationalsozialist. Muliar wuchs mit seiner sozialdemokratischen Mutter, und seinem, russisch- jüdischen Stiefvater, Mischa Muliar, auf.

Am Burgtheater

In Erinnerung geblieben ist Fritz Muliar mit der Rolle des Peachum in Brechts "Dreigroschenoper" am Wiener Burgtheater, wofür er die Kainz-Medaille bekam, den Pompejus in Shakespeares "Maß für Maß", den Wenzelslaus in Lenz' "Der Hofmeister", den Theaterdirektor in Shaffers "Amadeus" und war in Nestroy-Produktionen unverzichtbar.

1990 kündigte er im Zorn über eine weitere Vertragsverlängerung für Burgtheaterdirektor Claus Peymann seine Pensionierung an. Von da an war er Gast an verschiedenen Wiener Theatern, als Regisseur und Darsteller. Unter Anderem spielte er dann unter der Regie von Franz Morak in Felix Mitterers "Sibirien". Das Einpersonenstück brachte ihm einen seiner größten künstlerischen Erfolge ein und Einladungen zu zahlreichen Gastspielen im In- und Ausland. Einst erklärte er: "Solange ich arbeiten kann, werde ich das tun", und er tat es.

Filme, TV-Klassiker und Bücher

Parallel zu seiner Theaterkarriere spielte der beliebte Schauspieler, in über 100 Kino- und Fernsehfilmen mit. Zum ersten Mal stand er bereits 1940 vor der Kamera in "Herz ohne Heimat". Zu seinen Arbeiten gehörten auch Kinofilme wie "Wien, du Stadt meiner Träume" unter Willi Forst und "Der veruntreute Himmel" unter Ernst Marischka. Fernsehklassiker wurden Literaturverfilmungen wie "Schwejk" nach Jaroslaw Haseks Klassiker, oder der "Bockerer". In letzter Zeit war er in Serien wie "Kommissar Rex" und "Schloßhotel Orth" zu sehen.

Fritz Muliar veröffentlichte eine Vielzahl von Büchern, darunter ein jüdisches Witzbuch und drei autobiografische Werke.

Vielfach geehrt

Geehrt wurde Muliar, vielfach: Wie zum Beispiel: dem Professor-Titel, Ehrenmitgliedschaften von Burgtheater und Josefstadt, dem Nestroy-Ring, dem Großen Silbernen Ehrenzeichen der Republik. Seine Wünsche waren bescheiden. So ging sein Lebenstraum längst in Erfüllung, wie er in einem Fragebogen des "Kurier" angab: "ein freies Österreich."

In einer Ansprache 2007, zu Muliars 70-jährigen Bühnenjubiläum zeichnete Direktor Föttinger Muliars bewegte Karriere nach. "Muliar ist ein untreuer Mensch und hat nach zehn Jahren an der Josefstadt ans Burgtheater gewechselt. Doch Gott hat ihn bestraft und ihn 1986 einen neuen Direktor (Claus Peymann, Anm.) geschickt. Nach seiner Pensionierung kehrte er an die Josefstadt zurück und bekam zur Strafe lebenslänglich. Wir freuen uns, dass wir dieses 70-jährige Bühnenjubiläum mit einer Uraufführung begehen können." "Der Panther" von Felix Mitterer, war Fritz Muliar und Elfriede Ott eigens auf den Leib geschrieben.