Ursachen und Heilungschancen
Kinder und Krebserkrankungen
Rund 250 Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre erkranken in Österreich pro Jahr an Krebs. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute Nachricht ist: Bis zu 80 Prozent der kleinen Patientinnen und Patienten können vollständig geheilt werden.
8. April 2017, 21:58
Die Fünfjahresüberlebensrate bei Krebserkrankungen im Erwachsenenalter liegt nur etwas über 50 Prozent. Kinder, deren Krebserkrankung geheilt wird, können dagegen mit einer normalen Lebenserwartung rechnen.
Die Ursachen für Krebserkrankungen im Kindesalter sind weitgehend ungeklärt. Im Gegensatz zu sogenannten "Umweltkrebsen", wie sie bei Erwachsenen auftreten, spielt der Lebensstil bei Kindern keine Rolle. Die einzige Ausnahme ist eine hohe Strahlenbelastung, wie sie etwa in der Ukraine nach dem Atomunfall im Kernkraftwert Tschernobyl aufgetreten ist. Nach diesem Supergau wurde ein deutlicher Anstieg an Karzinomen bei Kindern beobachtet.
Mögliche Ursachen
Experten vermuten genetische Ursachen für die Entstehung von Krebs im Kindes- und Jugendalter. Sicher nachgewiesen werden kann das aber erst bei rund 15 Prozent der kindlichen Krebserkrankungen.
Tests auf eine eventuelle Krebserkrankung im Kindesalter machen übrigens keinen Sinn. Denn selbst wenn genetische Polymorphismen - das sind Abweichungen der DNA - gefunden werden, erkrankt nur ein sehr geringer Anteil jener Kinder, die diese Veränderungen aufweisen, dann auch tatsächlich an Krebs.
Kinder erkranken, im Gegensatz zu Erwachsenen, auch nur selten an Karzinomen. Sie erleiden Blutkrebserkrankungen und Blastome. Das sind Tumoren, die sich aus embryonalen Zellen entwickeln. Dagegen bilden sich Karzinome bei Erwachsenen aus dem Oberflächengewebe von Haut und Organen.
Die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern
Die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern sind Leukämien, also Blutkrebserkrankungen. Davon sind rund 120 der 250 jährlich neu erkrankenden Kinder und Jugendlichen betroffen.
An zweiter Stelle stehen Gehirntumoren, wie zum Beispiel das Medulloblastom, der häufigste Gehirntumor im Kindesalter. Die dritte Stelle nehmen Knochentumoren ein, die eher im Jugendalter auftreten, vor allem in Zeiten starken Längenwachstums.
Heilungschancen
Die Heilungschancen von Kindern, die an Krebs erkranken, sind in den vergangenen 20 Jahren extrem angestiegen. Neben besseren Operationsmethoden und einer avancierten Strahlentherapie gilt dieser Erfolg der Polychemotherapie, also einer Chemotherapie bei der mehrere Medikamente verabreicht werden.
Das funktioniert, weil Kinder ein ausgezeichnetes Regenerationsvermögen aufweisen und eine deutlich stärkere Chemotherapie als Erwachsene vertragen können. Bis zu einem Jahr kann die Krebsbehandlung im Kindesalter dauern.
Spätschäden sind selten geworden. In manchen Fällen, etwa bei Knochentumoren, kann es zu Änderungen im Bewegungsbild kommen. Selten ist auch die Fortpflanzungsfähigkeit betroffen. Insgesamt aber können die geheilten Kinder meist ein ganz normales Leben führen.
Rund 20 Prozent der betroffenen Kinder kann auch heute noch nicht geholfen werden. Bei ihnen schlagen weder Chemo- noch Strahlentherapie an. In diesen Fällen setzen die Kinderonkologen große Hoffnungen auf die neue sogenannte Targeted Therapy - eine gezielte Krebsbehandlung, die bei erwachsenen Krebspatientinnen und -patienten bereits teilweise große Erfolge erzielt hat.
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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 18. August 2008, 14:20 Uhr