Die Games Convention in Leipzig

Videospiele für alle

Es ist wie jedes Jahr Ende August: Das vorwiegend junge Publikum von 14 bis 24 stürmt die Leipziger Messehallen als ob es der schönste und spannendste Ausflug im ganzen Jahr wäre. Und vielleicht ist er es für viele auch.

Fast alle wichtigen Konzerne der Games-Industrie, wie Microsoft, Sony oder Activision-Blizzard, haben sich mit ihren bunten und aufwändig gestalteten Ständen breit gemacht und buhlen nun vier Tage lang bei der Leipziger Games Convention um das neugierige Publikum. Zu sehen und selbstverständlich zu spielen gibt es jene Software-Neuheiten, die erst später im Jahr oder gar erst 2009 oder 2010 am Markt erscheinen werden.

Hohe Bandbreite

"Noch vor einigen Jahren gab es eine große Kluft zwischen Games für Gelegenheitsspieler und jenen für die eingeschworenen Fans - da war nichts dazwischen", so Videospiel-Stardesigner Steve Meretzy, der in den 1980er Jahren einige der einflussreichsten und unterhaltsamsten Text-Adventure Spiele entwickelt hat und auf der diesjährigen Games Convention zu Gast ist.

Meretzky arbeitet heute vor allem als Berater für Spieleentwickler-Studios. Er konstatiert in Bezug auf die Bandbreite der Games weiter:
"Mittlerweile ist diese Lücke einigermaßen gut gefüllt, etwa mit Spielen wie ‘Wii Sports‘. Ein Hauptgrund, warum diese Entwicklung stattgefunden hat, ist, dass ehemalige Vielspieler, die mit Videospielen aufgewachsen sind und sie lieben, weiterhin spielen möchten. Nur haben sie in ihrem Leben aber nicht mehr soviel Zeit zur Verfügung wie früher. Sie suchen gute, aber kürzere Spielerlebnisse."

Visuelle Poesie

Dieses Jahr liegt der Trend eindeutig bei Musikspielen. Titel wie "Guitar Hero", "Rock Band", "SingStar", "Samba de Amigo" und deren Derivate sind der Renner auf der Games Convention. Die entsprechenden Spielstationen sind permanent von Messegästen belegt - übrigens werden jene Spiele von Frauen mindestens ebenso gerne gespielt wie von jungen Männern, die weiterhin als Kernzielgruppe von vielen anderen Videospiel-Gattungen gelten.

Ganz andere Gefilde als beim Schwingen der Plastikgitarre betritt man im Geschicklichkeitsspiel "Prince of Persia". Ursprünglich wurde der Titel bereits 1989 veröffentlicht, bei dem man den wendigen Spielecharakter durch ein langes, verwinkeltes Verlies lotsen musste. 2008 sieht der Persische Prinz wesentlich opulenter aus, und mit ihm ist selbstverständlich auch die orientalische Spieleumgebung aufgeblüht. Die Kulisse ist ein sich bewegendes Ölgemälde, das auch Anleihen von typischer Comic-Ästhetik aufweist.

Mittendrin bewegt sich der agile, akrobatische Prinz und schwingt und springt über klaffende Abgründe und durch orientalische Paläste. "Visuelle Poesie" beschreibt einer der Entwickler blumig die Präsentation und die Atmosphäre, als er von seinem Spiel schwärmt. Ein Spiel in dieser Größenordnung alleine im stillen Kämmerlein programmieren ist heutzutage freilich utopisch - am neuen "Prince of Persia" arbeiten 140 Leute rund zwei Jahre lang.

Kunst- und Unterhaltungsform des 21. Jahrhunderts

Über 200.000 Besucher und Besucherinnen hat die Games Convention heuer insgesamt gezählt - ein Rekord in der siebenjährigen Geschichte des Messe. Neben dem immer größer werdenden Kerngeschäft (Spiele für Konsolen und PC in unterschiedlichen Ausformungen) dringen Games auch immer stärker in unkonventionelle Bereiche vor, wie etwa Politik und Ausbildung ("Serious Games") oder als Werkzeuge für die Umsetzung künstlerischer Ideen.

Wobei: Eigentlich sind viele Spiele an sich schon - obwohl meist als Konsumprodukte gedacht - Kunstwerke. Das beweist vor allem die immer größer und vielfältiger werdende Szene der kleinen, unabhängigen Spiele-Entwickler. Sie sorgt für neuartige Zugänge und Ideen und zeigt dem Mainstream, welche kreativen Bereicherungen die kommenden Jahre für Videospiele bringen werden.

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