Satire, Weltmusik und Klangpracht
Ö1 beim 25. Wiener Donauinselfest
Vom 5. bis 7. September 2008 nimmt Ö1 wieder seine Außenstelle auf der Wiener Donauinsel in Betrieb. Kompliziertes von Lukas Resetarits, Analytisches von Thomas Maurer, Fachmännisches von Andreas Rebers und viel Musik werden geboten.
8. April 2017, 21:58
Zum 14. Mal schlägt der Sender Österreich 1 in diesem Jahr sein Kulturzelt im Rahmen des Wiener Donauinselfestes nächst der Brigittenauer Brücke auf. Was 1995 mit einer Radio-Bühne begonnen hat, ist mittlerweile zur "Österreich 1 Kulturinsel" angewachsen, ein Areal für Kabarett, Satire und gehobene Unterhaltung, für Pop, Jazz, Welt- und Volxmusik, sowie für DJ-Lines, Open-Air-Kino und Kinderaktivitäten.
Der erste Tag
Der Philosophie gehorchend, im Kulturzelt jene Programme auf die Bühne zu bringen, die auch am Sender ihren fixen Platz haben, wurde der Reigen der künstlerischen Darbietungen diesmal mit einer echten Radio-Show eröffnet. "Versprochen" nennen Herbert Dobrovolny und Werner Löw ihr Potpourri der sprachlichen wie sprechtechnischen Fehlleistungen. Mit dieser Show der besten Pannen und Versprecher aus dem ORF, kommentiert von den beiden Medien-Profis, startete am Freitag, den 5. September 2008, um 19:30 Uhr das Programm auf der Ö1 Bühne.
Danach bot Lukas Resetarits philosophische Anregungen aus "XXII", seinem aktuellen Programm.
Sagen Sie in Bayern, ich komme aus der Wirtschaft, glaubt jeder Sie sind betrunken. Sagt bei uns jemand, ich gehe in die Wirtschaft, ist es ein ehemaliger Politiker.
Der Schmäh definiert sich - frei nach Lukas Resetarits - durch das Herangehen an ein Thema. Schmäh kann entstehen, wenn sich der Kabarettist mit den Zielobjekten, den Zielpersonen seiner satirischen Betrachtungen scheinbar solidarisiert, ihnen nach dem Mund redet und auf diese Weise ihre Denkstrukturen offen legt.
Die Sängerin Fatima Spar und die Freedom Fries offerierten ab 21:30 Uhr eine Melange aus heißen Grooves, Swing, New Orleans Jazz, Bebop, Gypsy-Brass und Oriental-Pop.Und für Cineasten startete schließlich auf dem Areal der Kulturinsel die Ö1 Filmnacht mit "La vie en rose", der dramatisierten Lebensgeschichte von Edith Piaf, 2007 der Eröffnungsfilm bei der Berlinale.
Der zweite Tag
"Der Protagonist meines neuen Solos ist von mir nur zwei Zentimeter entfernt. Als freier Künstler - was hast du schon? Du gibst aus, was du verdienst, die Pension ist klein und wenn du mit 40 Jahren nur mehr Minus am Konto hast, dann musst du dir ernsthafte Fragen stellen. Diese Gedanken macht sich meine Figur auf der Bühne."
Die heitere Abrechnung mit seinem chronischen Geldmangel bei ausbleibender Auftragslage brachte dem Kabarettisten Ludwig Müller den Salzburger Stier 2008 für Österreich ein. "Total brachial" heißt das prämierte Programm, das die Finanzierbarkeit unseres Alltags ironisch hinterfragt und das Ludwig Müller am Samstag, den 6.September 2008, um 18:30 Uhr auf der Ö1 Bühne präsentierte.
Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv, formulierte einst Robert Hochner. Der Autor und Kabarettist Thomas Maurer hat sich in den vergangenen Jahren als unbestechlicher Chronist diverser Polit-Peinlichkeiten ein eigenes Archiv erarbeitet. Seit 1995 veröffentlicht er im "Kurier" Kolumnen über "tolldreiste, triste und tumultöse Aspekte" der politischen Kultur in Österreich. Unter dem Titel "Papiertiger" hat er die frechsten Glossen zu einem Leseprogramm zusammengefasst, das im Anschluss an Müller im Ö1 Kulturzelt präsentierte.
Mit einer Station auf ihrer "Diski Partizani Tour 2008" sorgten schließlich Shantel & das Bucovina Club Orkestar ab 20:30 Uhr für Balkan-Pop und osteuropäische Tanzmusik. Nach dem Konzert gab es Shantel alias Stefan Hantel auch in der Ö1 DJ-Line auf der Kulturinsel zu hören.
Der Sonntag auf der Donauinsel
"Modernes Kabarett muss Standup-Qualität haben, man muss es reduzieren. Das habe ich von Josef Hader gelernt, dass man sich hinsetzt und alles aus sich rausholt, ohne großes Tralala rundherum. Wenn einem das gelingt, dann ist man, glaube ich, sehr nah an sich, was wichtig ist", sagt Andreas Rebers. Als Absolvent der Braunschweiger Hochschule für "Haus- und Schulmeisterei" hat es sich Andreas Rebers zur satirischen Aufgabe gemacht, schlesischen Arbeitsethos in den ostösterreichischen Raum zu exportieren.
"Mein Lieblingssatz stammt von meinem Vorbild und Kollegen Bruno Jonas, der hat einmal gesagt: Geh Rebers, mach einmal a Programm, das die Leut mögn, dass an Grund haben zum Kumma." "Lieber vom Fachmann" heißt sein Liederprogramm mit sachkundigen Texten zum Fliesenlegen wie zum Verbleib von Osama bin Laden, das er am Sonntag, den 7. September 2008, um 19:30 Uhr auf die Ö1 Bühne bringen wird.
"Wiad scho wean" befinden ab 20:30 Uhr Antonio Fian samt Kollegium Kalksburg.
Eine Kultband feiert Geburtstag
Was sich heute als Weltmusik präsentiert, ist eine Vielfalt musikalischer Stile und Ausdrucksweisen, die aber alle etwas gemeinsam haben: Aus gegensätzlich anmutenden musikalischen Elementen wird ein neues, homogenes Klangbild erzeugt. Die Gruppe Lakis & Achwach verfolgt dieses Prinzip, auf Grundlage der griechischen Musik, nun seit 1983. Traditionelle Lieder werden neu interpretiert, arrangiert und aktualisiert. Musiker aus verschiedenen Ländern lassen ihren "Sound" einfließen. So verdichten sich Jazz, Rock und Volksmusik zu einem neuen Ganzen, dem so genanten Neorembetiko. Sein 25-jähriges Bestehen feiert "Lakis & Achwach" mit einem fulminanten Konzert im Ö1 Kulturzelt ab 21:30 Uhr.
Mit freundlicher Unterstützung von Zipfer, Kurier und Wien Energie
Mehr zu Kabarett in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Live aus dem Ö1 Kulturzelt auf der Donauinsel, Freitag, 5. September 2008, 19:30 Uhr, Samstag, 6. September 2008, 18:30 Uhr, und Sonntag, 7. September 2008, 19:30 Uhr
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