Wie die Familie Haydn lebt

Geburtshaus

Das Geburtshaus des großen Meisters Haydn liegt in Rohrau. Es ist kein Bauernhaus, sondern Wohn- und Werkstatt einer Handwerkerfamilie. Und neben der Arbeit bleibt noch Platz und Zeit für das Musizieren, woran sich Haydn später noch erinnern wird.

Es ist kein Bauernhaus, sondern Wohn- und Werkstatt einer Handwerkerfamilie. In Haus und Hof wird gearbeitet: gekocht, der hauseigene Gemüsegarten gepflegt, Brennmaterial für den Herd und die Wärme im Winter vorbereitet. Hierher kommen die Leute aus der Umgebung, um beim Wagnermeister Mathias Haydn ihre ländlichen und landwirtschaftlichen Gefährte ausbessern zu lassen, die bei den Fahrten über die Felder kleinere und größere Schäden erlitten haben. Hier wohnt aber in der Gestalt eben dieses Wagnermeisters Mathias Haydn auch der Marktrichter, eine respektheischende Amtsperson. Und hier sind Kinder, die das Ihrige zur Gesamtatmosphäre beitragen.

Tiergeräusche sind allgegenwärtig

Die Menschen leben hier mit ihren Tieren. Muhen, Wiehern, Miauen, Bellen, Krähen, Gackern und Schnattern - das sind Klänge, die wohl zu den frühesten gehören, die ein Kind hier wahrnehmen kann.

Gebete, Musik und Kinder

In diesem Haus wird gelebt - gelebt in allen Facetten, die ein solches Leben ausmachen: es wird gebetet vor dem Kreuz und den Heiligenbildern im Herrgottswinkel, man musiziert in der guten Stube. In diesem Hause wird, wenn und da es denn sein muss, gestorben - und in diesem Haus kommen Kinder zur Welt: in der extra gelegenen Wochenstube mit Balkendecke.

Anna Maria Haydn hat dieselbe oft genug benutzt. Und es wird ihr am 31. März Anno 1732 nicht anders ergangen sein als beim ersten Mal und den noch 10 folgenden Malen und wie es so vielen Müttern und Vätern eben damals ergangen ist: die Hoffnung, dass alles gut geht und die Frau und das Kind am Leben bleiben dürfen, die wird die Nämliche gewesen sein auch dieses Mal, da der Sohn Franz Joseph das Licht der Welt erblickt.

Ein einfaches, aber nicht ärmliches Haus

Es ist also ein Haus des Lebens, dieses scheinbar so einfache, 1728 auf Veranlassung von Mathias Haydn erbaute und mit Schilf gedeckte Gebäude, das sich der Straßenzeile ganz zwanglos anpasst, gar nicht hervorstechen will. Einfach ist es, aber keineswegs ärmlich.

Erst als man das Haus nach einem Brand 1899 wieder errichtet und es 1959 und 1988 umbaut, gibt man ihm ein besonderes Flair - jetzt weiß man ja auch um seine geschichtliche Bedeutung und so weiß auch der neue Eigentümer, das Bundesland Niederösterreich, wie man damit umzugehen, es zu präsentieren hat.

Ordnung und Reinlichkeit am Land

Aber die fleißigen Leute, die einst hier gewohnt haben, die leisten sich keinen unnützen Aufwand, sie halten jedoch auf Ordnung und auf ein hohes Maß an Reinlichkeit. Auf diese gibt auch schon der ganz kleine Joseph sehr viel und ärgert sich später als etwas Größerer über die Unsauberkeit bei seinen Verwandten in der "Stadt" Hainburg.

Platz für Musik, die prägt

In all dem ist auch Platz für Musik: was eben "am Land" so gepflegt wird: Ländlerweisen und erzählende Lieder, und die sind fromm, sentimental, boshaft. Viele Jahrzehnte, nachdem er das Heimathaus verlassen hat, wird sich aber der berühmte Meister dieses Musizierens erinnern, dieser wiewohl schlichten aber ersten Töne einer Kunst, in welcher er selbst das Höchste erreichen sollte.

"Mein Vater ist ein von Natur aus großer Liebhaber der Music gewesen. Er hat ohne eine Notte zu kennen die Harpfe gespielt und ich als Knab von 5 Jahren hab' ihm alle seine simple kurze stücke ordentlich nachgesungen. Auch meine Mutter hat ihn mit ihrem Gesang begleitet. Und noch jetzt erinnere ich mich voll Vergnügen jener Lieder."

So klein hat es begonnen. Aber woraus soll denn Großes entstehen, wenn nicht aus dem Kleinen?

Übersicht

  • Haydn örtlich