Stadt und Menschen haben Geschichte

Hainburg - Teil 1

Österreichs Tor zum Osten wird in den Türkenkriegen schwer in Mitleidenschaft gezogen. Zu den wenigen Überlebenden zählen auch Haydns Vorfahren. Der zerstörerische Sturm der Zeit hat also Menschen zusammengeweht, und etwas Einzigartiges entstehen lassen.

Haydn örtlich - Teil 5

Es ist eine Stadt mit Geschichte - was bedeutet, dass vieles über Gutes und Böses zu berichten ist. Eine Stadt mit Menschen - und über die ist dasselbe zu sagen, soll heißen, es gibt vieles über Gute und Böse zu erzählen.

Ähnliche Gedanken macht sich nicht weit von hier im 2. Jahrhundert der philosophische römische Kaiser Marcus Aurelius Antoninus, der im nahen Carnuntum im zweiten Buch seiner "Selbstbetrachtungen" schreibt: "Die bösen Menschen haben die bösen Eigenschaften nur, weil sie sich über das Wesen des Guten und Bösen nicht im Klaren sind."

Österreichs Tor zum Osten

Hainburg ist Österreichs Tor zum Osten - "Introitus Ungariae" wird die Stadt in einer Urkunde aus dem Jahr 1189 genannt - ein Titel, der sich wirtschaftlich günstig umsetzen lässt, aber den Ort auch immer wieder in den Mittelpunkt äußerer und innerer Konflikte bringt.

1226 beispielsweise vertreibt der sich gegen seine Eltern, die babenbergischen Landesfürsten Leopold VI. und Theodora, empörende Heinrich, genannt "der Grausame", seine Mutter gewalttätig mit Schimpf und Schande aus der hiesigen Burg, ihrer Lieblingsresidenz. Ihr Mann erobert sie aber bald wieder von seinem Sohn zurück. So etwas bringt gesteigerte Unruhe in die Stadt - in einer weiß Gott nicht ruhigen Epoche.

Mitteleuropäische Dimensionen

Während der Zeit, da der Böhmenkönig Premysl Otakar II. Landesfürst in Österreich ist, wird die Stadt an der Donau Schauplatz von Ereignissen von zumindest mitteleuropäischen Dimensionen: hier wird nach Konflikten zäh verhandelt, Frieden geschlossen und mit politischer Konsequenz auf hohen Ebenen geheiratet. Die Bürger und Bürgerinnen wissen - nach Zeiten der Not - die Gunst dieser Stunden zu nützen und erwirken sich landesfürstliche Privilegien.

Kriege und Konflikte

Aber das Tor zum Osten ist von dort aus gesehen natürlich auch eines in den Westen. Der wirtschaftliche Vorteil ist im Falle des Krieges ein vielfach todbringender Nachteil. Die Türken wissen um die Gunst der Lage und beziehen in ihre kriegerischen Expansionen Richtung Österreich Hainburg strategisch mit ein. 1683 wird die Stadt eingenommen und an die 90 Prozent der Bevölkerung kommen um oder werden verschleppt. Unter den paar Überlebenden und Übriggebliebenen sind auch mütterliche Vorfahren Haydns.

Ein Stück weiter südlich, in Bruck an der Leitha, wird zur selben Zeit ebenfalls erbarmungslos gemetzelt - und auch dort kommen nur wenige davon - unter ihnen ein Kaspar Haiden. Der hat einen Sohn, welcher in Hainburg mit Hand anlegt und dazu beiträgt, dass man hier wieder leben, wieder wohnen und arbeiten kann. Und dass wieder Kinder zur Welt kommen können, etwa sein Sohn Mathias, der dann nach Rohrau geht.

Bedurfte es jenes Paradoxons, dass der zerstörerische Sturm der Zeit Menschen gleichsam zusammenweht, damit daraus etwas Einzigartiges hervorgehen kann?

Die Stadt Hainburg floriert mittlerweile wieder. Und deren Bewohner und Bewohnerinnen benötigen in mannigfacher Weise Kultur.

Kirche und Musik

Die Pfarrkirche ist da etwa über den Resten des zerstörten gotischen Gotteshauses neu zu bauen - sie entsteht zwischen 1685 und 1706 und wird den Aposteln Philippus und Jacobus geweiht. Hier muss und soll auch musiziert werden - das bedarf der entsprechenden Infrastruktur: von der Anschaffung der Instrumente bis hin zu den Leuten, welche jene handhaben oder singen können. Und dann muss es auch noch einen Regens chori geben - der Schulmeister soll es sein, denn er ist nicht nur in musikalischer Hinsicht einer der gebildetsten Menschen in der Stadt. In den 1730er Jahren ist das Johann Mathias Franckh, über einige Äcker, wie man hier so sagt, mit den Haydn'schen in Rohrau verwandt.

Weit ist es nicht von der Stadt in den Marktflecken - so an die anderthalb Stunden Fußweg. Da kann der Schulmeister schon einmal zu ihnen hinschauen und dann hinhören. Die Rohrauer Verwandtschaft soll ja einen Sohn haben, der schön singt.

Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr

Mehr zu "Haydn 2009" in oe1.ORF.at

Links
austria.info - Joseph Haydn
Haydn 2009

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