Das Leben des kleinen Haydn in der Stadt

Hainburg - Teil 2

Mit sechs Jahren zieht Joseph Haydn nach Hainburg zu seinem Vetter und wird dort unter anderem Lesen und Schreiben gelehrt. Auch seine Bindung zur Musik kann er dort weiter ausbauen. Durch eine glückliche Fügung wird er zum Wiener Sängerknaben.

Haydn örtlich - Teil 6

Sechs Jahre ist Joseph, genannt "der Sepperl", alt, als er "in die Stadt" zieht, zum Schulmeister Mathias Franckh, der in der Familie Haydn "Vetter" heißt, weil das ein praktikables Wort ist für den etwas verzwickten Verwandtschaftsgrad.

Eine richtige Stadt

Von Rohrau aus gesehen ist Hainburg natürlich durchaus eine richtige "Stadt" mit einer großen Kirche und der Schule. Das garantiert ein Mehr an Kultur, auch und vor allem in musikalischer Hinsicht. Es gibt an den Sonntagen Hochämter mit Chor und Streichinstrumenten, zu den hohen Feiertagen kommen dann auch glanzvolle Trompeten, Pauken und manchmal sogar noch Hörner dazu.

Prozessionen und Musik

An wichtigen Heiligenfesten und am Fronleichnamstag - und wenn es sonst noch sein darf, da findet sich schon was - gibt es zusätzlich festliche Prozessionen, natürlich auch mit Musik.

Man spielt und singt Werke, die in Wien im Stephansdom und am Kaiserhof auch schon zu hören gewesen sind, vielleicht ein bisserl hinten nach, aber was tut das schon - Musik vom alten Fux, dem Hofkapellmeister, von dessen "Vice" Caldara und vom alten Reutter und dessen gerade in Mode kommenden Sohn. Und überall darf Joseph jetzt dabei sein. Und Lesen und Schreiben lernt er auch. Das lässt ihn später manches vergessen oder als freundlich-schönen Akkord nachklingen.

Mehr Prügel als Essen

Der Vetter Schulmeister tut's halt, wie er's kann - und er hat dafür noch beim greisen Meister eine gute Nachrede. "Ich verdanke es diesem Manne noch im Grabe, daß er mich zu so vielerlei angehalten hat, wenn ich gleich dabei mehr Prügel als zu essen bekam."

Zugegeben: das neugierige Kind hat auch mancherlei angestellt. Es bleibt Haydn in amüsanter Erinnerung, wie er auf dem Dachboden des Schulhauses über einen vollen Mehlkorb ein Tuch spannt und sich der Vorstellung hingibt, dass er nun eine Pauke vor sich hat, auf die er auch entsprechend mächtig eindrischt. Dass sich die Schläge nun über ihn ergießen, da er ganz weiß angestaubt ist vom Mehl - es bleibt ihm nichts anderes über, als es zu ertragen. Doch von nun an und sein Leben lang hat er eine grandiose Vorstellung vom Klang der Pauken, die er in den Symphonien "mit dem Paukenschlag" und "mit dem Paukenwirbel" einsetzen wird wie keiner sonst. Und er wird ihnen in der "Paukenmesse" den Part des ängstlich schlagenden Herzens zuweisen und die Stimme des bedrohlich rollenden Donners in den "Jahreszeiten".

Mangelnde Sauberkeit

Gar nicht gut zurecht kommt der Knabe in Hainburg damit, dass nicht auf Sauberkeit geachtet wird. Er ist da von zu Hause etwas anderes gewohnt. "Ich war ein kleiner Igel" - so umschreibt er seinen eigenen damaligen "Schmutzigkeitskoeffizienten". Wie Stacheln steht's ihm ab vom Körper, so starrt er vor Dreck. Wenn es nach ihm geht, dann soll es anders sein. "Um der Reinlichkeit willen habe ich schon damals eine Perücke getragen."

Immer wenn er musiziert, will er reinlich sein - so hält es Haydn bis zuletzt.

Besuch von Reutter dem Jüngeren

Und eines Tages besucht Johann Georg Reutter der Jüngere, der von seinem einstmals prominenten Vater dessen Prominenz gewissermaßen erbt und Kapellmeister zu St. Stephan in Wien ist, seinen Freund, den Hainburger Dechanten. Den fragt er wegen Nachwuchses für die Sängerknaben an der Domkirche. Haydn, acht Jahre ist er jetzt alt, wird herbeigerufen.

Der hohe Herr aus Wien beruhigt ihn mit einer Handvoll Kirschen und ist dann zufrieden mit den lateinischen und sogar italienischen Sachen, welche er zu hören bekommt. Er fragt noch, ob der Bub auch einen Triller zusammenbrächte. "Nein, das kann ja selbst mein Herr Vetter nicht." Der Herr Kapellmeister macht es vor und im dritten Versuch hat es der Knabe heraus.

Für die nächsten acht Jahre wohnt "der Sepperl" unter der Adresse Wien - Capellhaus bei St. Stephan.

Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr

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Links
austria.info - Joseph Haydn
Haydn 2009

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