Kein Grund zum Feiern
100 Jahre General Motors
Am 16. September feiert General Motors den 100. Jahrestag seiner Gründung. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr wurde der Konzern als größter Autobauer der Welt vom japanischen Konkurrenten Toyota überholt. Und das ist nicht das größte Problem bei General Motors.
8. April 2017, 21:58
Auszug aus "Saldo" über die Krise beim Autokonzern GM
Die Autoindustrie in den USA durchlebt die schwerste Krise ihrer Geschichte. Besonders hart trifft diese Krise den Größten der Branche, General Motors. Am 16. September ist es genau hundert Jahre her, dass das Unternehmen in Detroit gegründet wurde. Ausgerechnet zum 100. Jahrestag haben die Verluste von General Motors ein kaum mehr vorstellbares Ausmaß angenommen. Sogar das bisher Undenkbare - ein Konkurs von GM - scheint nicht mehr völlig ausgeschlossen.
15 Milliarden DollarVerlust in drei Monaten
Noch hat General Motors Bargeld-Reserven. Aber selbst ein derart großes Unternehmen bekommt von den Banken nicht ewig Geld, vor allem, wenn es täglich Millionen verbrennt. 39 Milliarden Dollar Verlust hat General Motors im Jahr 2007 gebaut, heuer waren es allein im zweiten Quartal über 15 Milliarden. Das sind über 150 Millionen Dollar jeden Tag. Und trotz aller Programme, zu sparen und Mitarbeiter abzubauen, ist keine Besserung in Sicht. Im Juli hat GM um 26 Prozent weniger Autos verkauft als im Juli des Vorjahres.
General Motors beschäftigt rund 266.000 Mitarbeiter. Die wichtigsten Marken des Konzerns sind Chevrolet, Cadillac, Daewoo, Hummer und in Europa Opel und Saab. Im Vorjahr hat der Konzern über neun Millionen Autos verkauft. In den 100 Jahren seines Bestandes war GM 77 Jahre lang der größte Hersteller der Welt. Ausgerechnet im Jubiläumsjahr hat General Motors diese Position an den japanischen Konkurrenten Toyota verloren.
Benzinfresser statt Kleinwagen
Jetzt rächt sich, dass General Motors so wie die meisten amerikanischen Autobauer den wichtigsten Trend der letzten Jahre in der Automobilindustrie verschlafen hat: weg von großen, schweren, PS-starken Autos mit hohem Spritverbrauch hin zu sparsamen Kleinwagen. GM hat sich jahrelang in erster Linie am Heimatmarkt in den USA orientiert. Dort waren Pick-up-Cars, also PKW mit großer Ladefläche und Sport Utility Vehicles (SUV) erste Wahl der Kunden. Seit auch die Amerikaner unter für sie extrem hohen Spritpreisen leiden, hat sich dieser Trend geändert, und zwar viel früher als das die US-Hersteller erwartet haben.
General Motors versucht wie seine US-amerikanischen Konkurrenten Ford und Chrysler, die Trendwende zu schaffen. Kenner der Automobilbranche sagen aber, es dauert Jahre, bis sich eine geänderte Strategie mit neuen Produkten auf die Verkaufszahlen auswirkt. Die Frage ist, ob GM diese Zeit hat, also ob genug Geld da ist, um die Krise zu überstehen.
Ruf nach staatlicher Hilfe
Jahrzehntelang war die Autoindustrie eine der Vorzeige-Branchen in der weltgrößten Volkswirtschaft. Ausgerechnet die Autoindustrie ruft jetzt nach staatlichen Beihilfen. Möglichst noch vor der Präsidentschaftswahl im November wollen Ford und GM staatlich gestützte Kredite von 50 Milliarden Dollar zugesichert bekommen. Damit wollen sie die Entwicklung neuer Modelle finanzieren.
Aber nicht nur die Produktion macht General Motors Sorgen. Auch die Kosten für die Mitarbeiter sind nach wie vor nicht unter Kontrolle. In den guten Zeiten der Autobranche hat sich GM verpflichtet, für jeden Mitarbeiter Zeit seines Lebens zu sorgen. Großzügige Pensionsregelungen werden aber immer schwerer finanzierbar. Immer neue Sparpakete und Milliarden teure Einigungen mit der Gewerkschaft sorgen zum hundertjährigen Jubiläum auch nicht gerade für Feierlaune in Detroit.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 12. September 2008, 9:45 Uhr
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