Schutz und Hilfe für "sein" Orchester

Haydn im Musikerhaus

Haydn hält viel von seinen Musikern. Das geht so weit, dass er sich auch für einen Flötisten einsetzt, der interniert worden ist. Er muss sich außer den Musikern um alle Instrumente und Musikalien kümmern, was er auch nicht allen recht macht.

Haydn örtlich - Teil 24

"14mo Verspricht die Herrschaft Ihne JOSEPH HAYDN wann er eine vollckommene SATISFACTION Leisten wird, solle er auch die EXPECTANZ auf die Ober-CAPEL-Meister-stelle haben."

So lautet es im letzten Paragraphen von Haydns Anstellungsvertrag. Dem Vizekapellmeister wird darin der Chefposten in Aussicht gestellt. Bis dahin hat's aber noch seine Zeit. Und Haydn hat zu beweisen, dass er dieser Aussicht würdig ist. Er wohnt mit seiner Frau im Musikerhaus. Das befindet sich gleich rechts neben dem Schloss. Seine Funktion hat es bekommen, nachdem die dortige Hofapotheke in die Räumlichkeiten der Barmherzigen Brüder übersiedelt ist.

Haydns Einsatz für das Orchester

Haydn hat sich vertragsgemäß nicht nur um das Orchester und die Sängerinnen zu kümmern, er ist auch für die Instrumente und die Musikalien verantwortlich. Dabei muss er sich auch mit allerhand täglichem Kleinkram herumschlagen, muss sich ärgern über die Arroganz der esterházy'schen Beamtenschaft aus anderen Ressorts. Und immer mehr wird er zum Felsen in der Brandung, wenn es um die Rechte oder die Ehre der Orchestermitglieder geht.

Haydns erster vollständig erhaltener Brief, am 9. September 1765 an den Fürsten geschrieben, dokumentiert eindrucksvoll den Einsatz des Vizekapellmeisters für seine Schutzbefohlenen.

Der Flötist Franz Siegl schießt ein paar Tage vorher mit seiner Flinte auf Vögel, wobei sich das Dach eines Hauses in Brand setzt. Ein Großfeuer kann zwar verhindert werden, aber die Folgen für den Musiker, der interniert wird, ja auch für seine ganze Kollegenschaft sind verheerend. Haydn interveniert beim obersten Beamten, dem "Regenten". Das ist der launische und rechthaberische Herr Peter Ludwig von Rahier, welcher sich auch postwendend beim Fürsten über den Vizekapellmeister beschwert.

Haydn steht nicht an, seinen Standpunkt auch dem obersten Dienstherrn gegenüber zu wahren.

"EUER HOCHFÜRSTLICHEN DURCHLAUCHT. Habe mit allem unterthänigst gehorsamem Respect ersehen, wie das Hochdeorselben ungnädig genohmen, daß ich wider die Arretierung des Flautovirtuosen Franz Sigl bey Herrn v. Rahier protesiret, und hinführe dessen Befehlen bey zu beförchten habenden HOCHFÜRSTLICHEN ungnaden besser nach zu leben ermahnet werde.
DURCHLAUCHTIGSTER FÜRST! GNÄDIGSTER HERR! Es ist deme, daß ich mich wegen ersten benannten Flautovirtuosen, durch welchen das Feuer entstanden mit gesamter Musique zu Herrn v. Rahier begeben habe, jedoch nicht wegen Arretierung, sondern wegen der unartigen Arretierung, und harten Verfahren gegen den einführenden, doch mit allen gegen Herrn v. Rahier gebührenden respect protestiret."

In diesem Tone geht es weiter - und nützt. Auf Anordnung des Fürsten muss sich Rahier eines gesitteteren Tones befleißigen und auch der Flötist, der erst einmal sofort entlassen wurde, verbleibt im Orchester. Der Fürst: das ist mittlerweile Nikolaus II., der seinem 1762 verstorbenen Bruder nachfolgt. Er liebt und kennt die Musik wie sein Vorgänger, allerdings liegt sein Augenmerk auf anderen Bereichen. Haydn wird sich in Erfüllung seiner Dienstpflichten bis jetzt von ihm kaum oder noch gar nicht bearbeiteten Gattungen der Tonkunst zuzuwenden haben.

Haydn als "Modehansl" und "Gsanglmacher"

Zuvor muss er aber noch mit seinem nominellen direkten Vorgesetzten Gregorius Joseph Werner ein paar Hühner rupfen. Dieser nennt ihn einen "Modehansl" und "Gsanglmacher" und wirft ihm mangelnde Sorgfalt bei der Verwaltung der Instrumente und Musikalien vor. Der Vizekapellmeister übersteht auch diese Stürme und darüber hinaus auch noch eine schwerere Krankheit - er darf sich zwischendurch sogar über eine Gehaltserhöhung freuen.

Haydns Wohnung im Musikerhaus neben dem Schloss sucht man heute vergebens. 1800 übersiedelt die Hofmusik in ein Gebäude bei der Bergkirche, weil in diesem Gotteshaus jene hochwertige Kirchenmusik gepflegt werden soll, auf die der Fürst nun sein Hauptaugenmerk legt.

Das alte Gebäude verschwindet irgendwann und über den Platz, wo es gestanden ist, wächst Gras.

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Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr

Links
austria.info - Joseph Haydn
Haydn 2009

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