Die Grabstätte der Familie Esterházy
Die Franziskanerkirche
Die Franziskanerkirche sticht in ihrer gotischen Einfachheit unter den barocken Bauten hervor, wenngleich sie innen immer wieder an die Mode der aktuellen Epoche angepasst wird. Die Familie Esterházy erwählt sie zu ihrer Grabstätte aus.
8. April 2017, 21:58
Haydn örtlich - Teil 32
Die Kirchen im Zentrum Eisenstadts sind alt - und doch haben sie Anteil an den sich verändernden Lebensstilen. In gotischer Herbheit durchbricht die Franziskanerkirche - gleich der städtischen Pfarrkirche zu St. Martin - das üppige Barockgeranke der öffentlichen und der bürgerlichen Bauwerke.
Anpassung an die aktuelle Epoche
Aber ein altes Gotteshaus in den habsburgischen Ländern wächst in die jeweils aktuelle Epoche hinein, ohne seiner Grundsubstanz verlustig zu gehen. Immer wieder treten Patronatsherren oder Stifterinnen auf, denen an einer zeitgemäßen Ausstattung gelegen ist. Und so finden wir in einer Kirche hierzulande eben im gotischen Langhaus barocke Altäre, Schmuck und Einrichtung im Empire- oder Biedermeierstil und neugotische Gruftkapellen.
Die Eisenstädter Franziskanerkirche wird im Türkenkrieg 1529 ziemlich demoliert, bleibt lange Zeit öde, wird 1630 neu eingeweiht und brennt 1768 - gemeinsam mit Joseph Haydns Wohnhaus, welches sich in unmittelbarer Nachbarschaft befindet - teilweise ab. Viele Gelegenheiten gibt es also auch hier für die jeweils neuen Zeiten, sich zwischen dem gotischen Gemäuer, dem erstaunliche Beharrlichkeit eigen ist, zu etablieren.
Grabstätte der Familie Esterházy
1625 begründet Graf Miklós Esterházy das Franziskanerkloster. Wahrscheinlich haben aber schon im Spätmittelalter Jünger des heiligen Poverello aus Assisi hier gewirkt. Die adelige Wiederbegründung weist den Ordensbrüdern zwei Tätigkeitsfelder zu. Den Traditionen ihrer Gemeinschaft gemäß sollen sie sich vor allem der Armenseelsorge widmen. Über ihr Haus übt aber nun die Familie Esterházy das Patronatsrecht aus - sie sorgt für alles, was hier zur materiellen Erhaltung vonnöten ist und erwählt sich das Kloster als Grablege.
Der in der politischen und kulturellen Geschichte so bedeutsame Fürst Paulus, der dem Orden besonders zugetan ist, lässt sich in einer kunstvoll gearbeiteten Tumba hier beisetzen. Auf seiner letzten Ruhestatt ist vermerkt, wie oft er im Leben seinen Feinden nicht gewichen und wie er erst vom Tod besiegt worden ist. Eben um dieser Niederlage im Tode willen bittet er die Heiligen demütig um Fürsprache für seine letztendlich doch arme Seele. Für diese seine arme Seele zu beten, das erwartet er mit allen, die ihm hier herein folgen werden auch von den Franziskanerbrüdern, denen jede Art von Armut vertraut ist und auch wertvoll sein soll.
Eine neue Orgel
1721, acht Jahre nach des Fürsten Tod, wird in der Kirche eine kleine, aber feine Orgel aufgestellt. Der Orden hat viel übrig für die Tonkunst, welche ein rechtes Medium der Verkündigung ist. Die Musik, die hier gepflegt wird, ist oftmals volkstümlich. Schlicht, ohne primitiv zu sein, macht sie sich die Errungenschaften einer Epoche zunutze, ohne gleich ins Modische zu verfallen.
Der franziskanische Kirchenstil hat viel gemeinsam mit der Musik, welche Fürst Paulus in seiner "Harmonia Caelestis" zusammengefasst hat. Und Eisenstadt ist ein Zentrum dieser Musik, von wo aus einige Zeitlang sogar bestimmt wird, was im Orden musiziert werden soll.
Dettelbach und Haydn
Von 1793 bis zu seinem Tode 1818 amtiert hier als "organista celebrissimus" Gaudentius Dettelbach. Dieser wird von seinen Oberen beauftragt, die Musik, welche er für die seelsorglichen Bestrebungen als geeignet erachtet, zusammenzufassen. Es wird ein umfangreicher handschriftlicher Band, den er da erarbeitet und in welchem er auch das eine oder andere Stück eigener Komposition zur weiteren Verwendung freigibt.
Der 1739 in Magyaróvár geborene und auf den Namen Leopold getaufte Dettelbach ist ein gebildeter Mann. Neben der Musik und seiner deutschen Muttersprache beherrscht er auch das Lateinische, Ungarische und Slowakische und ist in der traditionsreichen Philosophie seines Ordens bewandert. Im Jahr, als er nach Eisenstadt kommt, bezieht Haydn ein Haus in Wien. Vielleicht begegnen sich die beiden später einmal, wenn Haydn seine großen Messen für die Feiern des Namenstages der Fürstin in der Bergkirche schreibt.
Dettelbach, der Musiker an der esterházy'schen Patronats- und Begräbniskirche und der esterházy'sche Kapellmeister - auf ihre Art arbeiten sie doch beide für denselben irdischen Herren und dienen derselben göttlichen Majestät.
Mehr zu "Haydn 2009" in oe1.ORF.at
Hör-Tipp
Haydn örtlich, jeden Montag, Mittwoch und Freitag bis einschließlich 22. Mai 2009, jeweils 15:06 Uhr
Links
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