Zum 20. Todestag am 17. September

Hilde Güden

Vor 20 Jahren ist die Wiener Koloratursopranistin Hilde Güden gestorben, zwei Tage nach ihrem 71. Geburtstag. Bereits mit 20 hat sie an der Volksoper als Operettensoubrette begonnen, musste wegen ihrer jüdischen Abstammung aber ihre Heimat verlassen.

Hilde Güden über ihren Karrierestart

Robert Stolz hat sie noch als halbes Kind entdeckt. Ihre ersten Bühnenschritte galten daher der Operette und dem Soubrettenfach im Wiener Scala-Theater und an der Volksoper. Doch das war ihr bald zu wenig.

Sie wollte zur Oper und wechselte daher Ende der Dreißigerjahre nach Zürich. Und wechselte auch ihren Namen: Aus der am 15. September 1917 in Wien geborenen Hulda Geiringer wurde Hilde Güden, ein Name, der nach dem Krieg bald in aller Welt Schlagzeilen machen sollte.

Mentor Clemens Krauss

Bereits 1941 hatte Clemens Krauss sie nach München geholt, wollte sie in sein damals illustres Ensemble integrieren, doch die Nazis kamen bald darauf, dass die viel versprechende junge Dame einen für ihre kranke Ideologie unentschuldbaren Mangel hatte: Sie entsprach nicht ihren Rassegesetzen, also musste sie rasch wieder verschwinden.

Hilde Güden ging nach Italien, sang in Rom unter Tullio Serafin, vertiefte ihr Wissen um Belcantotradition bei der legendären Toti dal Monte und war so bald auch gerüstet für ihr Debüt an der Mailänder Scala.

Publikumsliebling in Wien

1947 trat sie als Zerlina in Mozarts "Don Giovanni" ihr Engagement an der Wiener Staatsoper an, zu deren prominentesten und populärsten Mitgliedern sie bald zählen sollte, für fast ein Vierteljahrhundert lang.

Mozart und Richard Strauss standen dabei im Vordergrund, aber sie war nicht minder erfolgreich im italienischen und französischen Repertoire, was durch eindrucksvolle Auftrittszahlen zu belegen ist: 54 Mal Mimi in "La Boheme", je 38 Mal Gilda ("Rigoletto") und Violetta ("La Traviata"), 61 Mal Micaela in "Carmen".

Star an der MET
Dabei kam ihr natürlich zugute, dass sie von Jugend an mehrsprachig erzogen wurde und schon als Gymnasiastin fließend Französisch, Englisch und Italienisch gesprochen hat. Umso leichter konnte sie auch im Ausland reüssieren.

Die Güden war mehrere Saisonen lang ein umjubelter Star der New Yorker Metropolitan, wobei sie streng darauf geachtet hat, dort nicht als Wiener Operetten-Import zu erscheinen, sondern als anerkannte Opernsängerin. Ein erstes Angebot als Rosalinde hat sie deshalb abgelehnt und kam erst für eine Neuinszenierung von Verdis "Rigoletto" an die MET.

Markenzeichen Rosalinde
Im Laufe ihrer Karriere hat Hilde Güden sich stimmlich und darstellerisch kontinuierlich weiterentwickelt: von Despina und Susanna zu Fiordiligi und Gräfin, von Zerlina zu Donna Elvira, von Norina und Adina zu Mimi und Violetta.

Dazu kamen Margarete und Mélisande, Eurydike, Alice Ford, ebenso eine Reihe von zeitgenössischen Partien und als die große Paradepartie immer wieder die Rosalinde in der "Fledermaus" - für nicht wenige bis heute eine unerreichte Glanzleistung. Schließlich galt gerade das jugendlich-damenhafte in allen ihren Rollen als ihre ganz große Domäne.

Letzte Aufgabe: Opernstudio
Hilde Güden hat zahlreiche, gemessen an ihrer Bedeutung und an der großen Individualität ihrer Stimme, aber doch viel zu wenige Schallplatten hinterlassen. Vor allem am Liedsektor würde man sich weit mehr Aufnahmen mit ihr wünschen.

Anfang der 1970er Jahre hat sie sich von der Bühne verabschiedet, um sich danach mit Feuereifer ihrer Tätigkeit am damals noch existenten Opernstudio der Staatsoper zu widmen. In den 1980er Jahren aber erkrankte sie sehr ernsthaft und musste sich schließlich völlig aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Vor 25 Jahren - am 17. September 1988 - ist sie nur zwei Tage nach ihrem 71. Geburtstag gestorben.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 16. September 2008, 15:06 Uhr