Ex-Nestlé-Chef warnt vor einer globalen Wasserkrise

"Wasser geht früher aus als Öl"

"Wir stehen am Rand einer Wasserkrise." Diese Warnung kommt von Peter Brabeck-Letmathe. Er hat den Nestlé-Konzern zehn Jahre lang geführt und ist jetzt Präsident des Verwaltungsrates. Vor allem die Landwirtschaft brauche Unmengen an Wasser.

"Wir stehen am Rand einer Wasserkrise." Diese Warnung kommt von Peter Brabeck-Letmathe. Der Österreicher hat den Nestlé-Konzern zehn Jahre lang geführt und ist jetzt Präsident des Verwaltungsrates, wie in der Schweiz der Aufsichtsrat genannt wird. Der Grund für seine Befürchtung: Vor allem die Landwirtschaft brauche Unmengen an Wasser.

Brabeck-Letmathe bringt einige Beispiele: Um ein Kilo Weizen zu produzieren, braucht man 4.000 Liter Wasser. Für ein Kilo Rindfleisch sind es 16.000 Liter, also vier Mal soviel. Dieses Verhältnis zeigt für Brabeck-Letmathe, wie problematisch es für die weltweite Wasserversorgung ist, wenn in Ländern wie China und Indien die Menschen mehr und mehr Fleisch essen. Aber auch Gebrauchsgegenstände brauchen in der Produktion große Mengen an Wasser, ein T-Shirt zum Beispiel 2.700 Liter.

Irrweg Biotreibstoffe?

In vielen Bereichen erscheint es schwierig bis unmöglich, Wasser zu sparen. Aber für Brabeck-Letmathe ergibt sich eine Konsequenz: Man dürfe Wasser auf keinen Fall unnötig verbrauchen. Das ist ein Grund, warum der frühere Nestlé-Chef vehement gegen die Produktion von Treibstoff aus Lebensmitteln ist. Er rechnet vor, dass die Produktion von einem Liter Biotreibstoff rund 1.000 Liter Wasser brauche. Um einen Liter Erdöl zu fördern, brauche man nur 2,5 Liter Wasser, behauptet Peter Brabeck-Letmathé

Aber nicht nur der Wasserbedarf ist für den Ex-Nestlé-Manager ein Argument gegen Treibstoffe aus Pflanzen. Die Entwicklung der vergangenen Monate habe gezeigt, dass Menschen hungern müssen, wenn die Preise für Lebensmittel steigen. Und das tun sie unter anderem deshalb, meint Brabeck-Letmathé, weil die Produktion von pflanzlichen Treibstoffen eine immer größere Konkurrenz zur Produktion von Lebensmitteln darstelle.

Ausweg Gentechnik?

Eine Chance für die Zukunft der Landwirtschaft sieht Peter Brabeck-Letmathé in der Gentechnik. Sie biete die Chance, dem Mangel an Lebensmitteln zu begegnen. Dass sich gerade viele Länder in der Europäischen Union, allen voran Österreich, so massiv gegen die Gentechnik wehren, hält der Ex-Nestlé-Chef für kurzsichtig. Man müsse die Möglichkeiten der Gentechnik nutzen, statt sich vor ihr zu fürchten.

Peter Brabeck-Letmahé wurde 1944 in Villach geboren. Nach seinem Studium trat er 1968 in das Unternehmen Nestlé ein und begann als Eisverkäufer. Nach verschiedenen Führungsfunktionen in Chile, Ecuador und Venezuela wechselte er in die Konzernzentrale nach Vevey am Genfer See und wurde 1997 Generaldirektor. Heuer im Frühjahr zog er sich aus dem Management zurück und ist seit dem nur noch Vorsitzender des Verwaltungsrates.

Nestlé ist heute mit einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Schweizer Franken der weltweit größte Anbieter von Nahrungsmitteln und Getränken. Weltweit zählt Nestlé 265.000 Beschäftigte und ist mit 100 Gesellschaften sowie 481 Fabriken in 87 Ländern vertreten. 600.000 Bauern arbeiten nur für Nestlé, 100.00 davon liefern Kakao- und Kaffeebohnen. Nestlé ist weltweiter Marktführer in den Bereichen Tiernahrung, Eiscreme, in Flaschen abgefülltes Wasser und Nährmittel. Täglich werden 1,2 Milliarden Produkte von Nestlé weltweit verkauft.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 19. September 2008, 9:45 Uhr

Links
FAO
Lebensministerium - Wassernet
Institute for Water Education - UNESCO
Nestlé
Intergovernmental Panel on Climate Change
World Water Council
Poverty Net - Weltbank und Armut