Vom Krisengebiet zur innovativen Zukunftsregion
Das steirische Vulkanland
Zehn Jahre fundierte Regionalentwicklung zeigt in der Oststeiermark Wirkung. In dem einstigen Krisengebiet haben sich 78 Gemeinden in Anlehnung an die rege vulkanische Tätigkeit bis vor 1,8 Millionen Jahren zum "Vulkanland" zusammengeschlossen.
8. April 2017, 21:58
Während andere Regionen wie das Salzkammergut oder das Thermenland schon früh touristisch aufrüsteten, hielt die Südoststeiermark an der Grenze zu Slowenien noch lange ihren Dornröschenschlaf. Sie galt als Krisengebiet, in dem Landflucht an der Tagesordnung stand, bis sich nach dem EU-Beitritt Gemeinden der Bezirke Radkersburg, Feldbach, Weiz und Fürstenfeld zum sogenannten "Vulkanland" zusammenschlossen.
Mit Stolz vermarkten die Bewohner des Steirischen Vulkanlandes die regionalen Produkte: Es werden hervorragende Weine, Schinken, Kräuter, Früchte, Öle und Säfte produziert. Ihre Hersteller sind auch zu perfekten Gastgebern avanciert, die Verkostungen, Weinproben und Ausflüge zu den Kulturschätzen anbieten.
Auf diese und ähnliche Weise sind in der Südoststeiermark neue Chancen am Arbeitsmarkt entstanden: in der Spitzengastronomie und in den vielfältigen Manufakturen, in denen vornehmlich Qualitätsprodukte hergestellt werden. Qualität ist den Südoststeirern ein Anliegen; dies spüren die Gäste und kommen gern - in eine Region, deren Bewohner sich ihres und des Wertes ihrer Produkte wieder bewusst geworden sind. Dieses Erfolgsrezept wurde im Jahr 2008 mit dem Tourismuspreis EDEN-Award (European Destinations of Excellence) ausgezeichnet: Was hier wächst, hat Wert!
Mit der Kraft der Vulkane
Vor zwei Millionen Jahren haben gewaltige Wasserdampfexplosionen, ausgelöst durch das Zusammentreffen von heißem Magma und Grundwasser, begonnen, die Südoststeiermark landschaftlich zu prägen. Ablagerungsgesteine wie Kies, Sand und Ton wurden in die Luft geschleudert, trichterförmige Vulkankrater bildeten sich und durch Erosion formte sich das so typische, fruchtbare Hügelland heraus.
Der Wein mit dem Duft der Rosen - so wird der für die Südoststeiermark typische Traminer genannt - gedeiht ganz im Süden rund um die Burgruine Klöch, die imposant auf einem Basalthügel ruht. Da ist es nicht mehr weit zur Grenze nach Slowenien. Allerdings ist dies nicht die einzige Weinsorte, auf die man in der Südoststeiermark zu Recht stolz ist. Man produziert immer mehr Spitzenweine, die ihren Winzern zu einem neuen, gesunden Selbstbewusstsein verholfen haben.
Sämtliche Weine der Region, aber auch den so genannten Vulkanholler, kann man auch in St. Anna am Aigen in der Gesamtsteirischen Vinothek, die eines der ersten Beispiele für gewagte, moderne "Weinarchitektur" war, verkosten. Dort erhält man auch den "Holler Vulkan". Dies ist eine Kombination aus Holundersaft, Apfelsaft, rotem und schwarzem Ribiselsaft, sowie Aroniasaft. Herausragend ist der Biopolyphenolgehalt, der etwa 22 Mal höher ist als der von herkömmlichnm Fruchtsäften wie Orangen- oder Apfelsaft, und dieser hohe Biopolyphenolgehalt ist der Gesundheit äußerst zuträglich.
Ein Wanderweg der anderen Art
Der Besinnungsweg - auch Teil des Vulkanland-Wanderwegenetzes - führt von Tieschen auf den Königsberg, zuerst entlang der Waldgrenze, danach auf einem leicht begehbaren Waldweg zur Elisabethquelle. Von dort geht es auf einem Forstweg zur Kapelle nach Pichla und zurück nach Tieschen.
Ausgangs- und Endpunkt des Künstlerweges ist eine ungewöhnliche, hohe Statue im Zentrum von Tieschen: Sie wurde aus vier Tonnen Altmetall vom bolivianischen Künstler Fernando Crespo geschaffen. Die Bevölkerung war zunächst skeptisch, der Pfarrer des Ortes allerdings hat das Projekt von Anfang an befürwortet.
Im Schatten des über neun Meter hohen Denkmals wurde im Frühling 2008 von zwölf Winzern der Region ein ganz besonderer Wein aus der Taufe gehoben: der "Tau-Wein". Trauben der Sorten Weißburgunder, Grauburgunder und Chardonnay stellen die Grundlage für diesen Cuvée dar. Der Philosophie des Winzers entsprechend kann jeder Tauwein mit einem Sortenverschnitt von bis zu 20 Prozent verfeinert werden. So entstanden zwölf authentische, bodenständige, natürlicher Burgunder-Cuvées, die nun durch das gemeinsame Marketingkonzept "Tau" die gewünschte Aufmerksamkeit erhalten und den jungen Weinbauern ein Überleben ermöglichen.
Das Straßenspektakel von Straden
Seit 1993 verwandelt sich die kleine südoststeirische Gemeinde Straden jedes zweite Jahr in einen großen Festplatz mit etlichen Bühnen und Ständen, die mit Musik, Theater und kulinarischen Köstlichkeiten der Region aufwarten. In der Anfangszeit war dieses Kulturfestival eine der wenigen Veranstaltungen der Region, das Gäste auch von fern anlockte und für internationales Flair sorgte. Endlich sind die Grenzbalken im Dreiländereck Österreich-Ungarn-Slowenien abgebaut worden und Straden liegt nun plötzlich mitten in Europa und nicht mehr am "eisernen Vorhang".
Neben dem schon renommierten Straßenspektakel haben sich im Laufe der Zeit auch einige andere Initiativen, kulturelle wie kulinarische, angesiedelt. Die "kostbar" oder "Demarin" zum Beispiel, wo man sämtliche landwirtschaftliche Produkte des Vulkanlandes kaufen kann, oder das österreichische Kabarettarchiv.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 16. August 2009, 10:06 Uhr
Link
Steirisches Vulkanland