Randy-Newman-Songs in neuem Gewand

American Dreams

Bekannt wurde Christoph Marti als Ursli Pfister, kreativer Kopf der Geschwister Pfister. Aber auch als Solist hat sich der Entertainer bereits einen Namen gemacht. Neuerdings begibt er sich auf die Spur des amerikanischen Songwriters Randy Newman.

Lieder über Amerika

"American dreams" heißt das aktuelle Soloprogramm von Christoph Marti, besser bekannt als Ursli Pfister von den Geschwistern Pfister, das vergangenen April in Berlin Premiere hatte und mit dem der Entertainer zur Zeit durch den deutschen Sprachraum tourt.

Dieses Soloprogramm eröffnet zwei unterschiedliche Perspektiven auf Amerika, auf die USA. Die eine ist sehr persönlich und beinhaltet Erlebnisse, die dem Künstler widerfahren sind, als er 1981 aus der Schweiz in die texanische Kleinstadt Brian kam. Christoph Marti war damals 16 Jahre alt. Die andere, die zweite Perspektive, soll Einblicke in politische und gesellschaftliche Aspekte des Landes geben. Und dabei, sagt Christoph Marti, hilft ihm ein Mann, der sich selbst als "paradoxer Patriot" bezeichnet, als jemand, der die Leute seines Landes liebt, gleichzeitig aber unter ihnen leidet und gerade deswegen konsequent den "american dream" in seinen Liedern demontiert: der amerikanische Songwriter Randy Newman.

In Zeiten wie diesen

Dass Christoph Marti sich gerade jetzt, in Zeiten des Präsidentschaftswahlkampfes zwischen Barack Obama und John McCain mit Amerika auseinandersetzt, kommt nicht von ungefähr. Er hatte, wie er erzählt, damals, 1981, das Land und seine Leute lieben gelernt. Und dabei handelt es sich nicht um jenes Amerika, das mit Krieg, Heimatschutzministerium und Waffengesetzten Schlagzeilen macht. Es waren die Menschen, die in Texas leben, die sein Bild von Amerika geprägt haben. Ihre Mentalität, ihr "Way of Life".

Es ist eine unglaubliche Show, die Christoph Marti in "American Dreams" bietet. Er kommt über eine große weiße Treppe auf die Bühne, selbst auch ganz in Weiß gekleidet, Spots sorgen während des ganzen Abends für passende Lichteffekte auf dem weißen Vorhang im Hintergrund. Die drei Backgroundsängerinnen, die den Künstler begleiten, mutieren während der Show zu musikalischen Rachegöttinnen und verkörpern so die intellektuelle Dimension, den Zynismus und die Bösartigkeit der Songtexte von Randy Newman.

Bitterböse Ironie
Randy Newman, Jahrgang 1943, ist bekannt für seine messerscharfe Ironie und für seinen Sarkasmus. Seine Liedtexte sind aber nicht nur bitterböse, oft sind sie auch sentimental oder enthalten eine kritische Selbstreflexion. Angefangen hatte der Musiker als Lohnschreiber beim New Yorker Label "Liberty Records". Er lieferte Songs für Gene Pitney, Dusty Springfield und Judy Collins, bevor 1968 sein Debütalbum herauskam, das genauso heißt wie er, nämlich "Randy Newman".

Viele seiner Songs sind in der Ich-Form geschrieben, die Protagonisten sind Rassisten, Päderasten oder gehören einer Minderheit an. Die Lektüre seiner Texte lässt erkennen, dass Randy Newman ein scharfer Beobachter ist, der seine Geschichten und seine Gesellschaftskritik gerne in einer Art Rollenlyrik vorträgt. Unverwechselbar ist seine Stimme, die schneidend zischen kann, jovial seufzen, die Endsilben verschleift und oft ein wenig heiser klingt.

Die "echten Amerikaner"
In "Rednecks" beschreibt Randy Newman zum Beispiel das Phänomen des Rassismus in den Südstaaten, er singt über Rednecks, die beim Barbecue über "Juden" und "Nigger" schimpfen.

Newmans Songcharaktere sind immer sogenannte "echte Amerikaner". Das Lied "Short People", so erzählt Christoph Marti, ließ in den USA der 1980er Jahren die Wogen der Empörung hochschlagen. Darin beschreibt der Liedermacher, was kleine Leute alles nicht dürfen, sollen und können. Randy Newman hatte damit unglaubliche Proteststürme ausgelöst, Radiostationen setzten den Song auf den Index.

Jetzt im Sommer ist das neue Album von Randy Newman herausgekommen, sein vierzehntes, "Harps and Angels” der Titel. "You know it kind of piss me off”, singt er da in dem Song "A few words of defense of our country”. Und dass die von George W. Bush auf Lebenszeit eingesetzten Verfassungsrichter ihn überleben werden, das ist es, was den Sänger anpisst. Dabei wird Bush in diesem Lied mit keinem Wort erwähnt, zwei Richter werden als "verkniffene Italiener" und einer als afroamerikanischer Pseudo-Brother abgefertigt. Nachdem dieses Lied erschienen ist, hat die "New York Times" den Text dieses Liedes auf ihrer Meinungsseite abgedruckt.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 21. September 2008, 22:05 Uhr

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