Ein Open Source-Konzept

Android

Herkömmliche Mobiltelefone sind starre Hightech-Begleiter, die den Nutzern genau sagen, was man mit ihnen machen darf. Eigentlich schade, denn so ein Handy ist ein Computer, der viel mehr könnte, wenn es die Hersteller nur erlauben würden.

Ein Handy ist ein Computer, der viel mehr könnte als Fotografieren, Termine planen, Musik abspielen und natürlich auch Telefonieren, wenn es die Hersteller nur erlauben würden.

Google hat nun diese Richtung eingeschlagen. Es hat ein Betriebssystem namens Android extra für Handies entwickelt. Android ist Open Source - das heißt, jeder Programmierer kann ohne Lizenzgebühren Anwendungen für das Handy entwickeln.

Möglicherweise eine Revolution in der Mobiltelefonie. Am Dienstag wurde in New York das erste Android-Handy präsentiert, im Oktober kommt es in den USA auf den Markt.

Anwendungen aus dem Google-Universum

"T-Mobile G1" - so heißt das erste Handy aus der Android-Generation, hergestellt von HTC. Es gleicht Apples iPhone, hat einen Touchscreen, aber auch eine ausziehbare Tastatur, WLAN und vor allem: Es ist vollgepackt mit Anwendungen aus dem Google-Universum, mit Googles interaktiver Weltkarte Google Maps, mit seinem E-Mail-Programm und einem einfachen Zugriff auf das Videoportal Youtube.

Jedes Mail, das man auf dem Android-Handy verfasst, wird im Google-Netz gesichert, wie Google-Produktmanager Eric Chu erklärt. Computer und Handy sind deshalb immer synchronisiert.

Mit Android wird das Internet mobiler als bisher und das Mobiltelefon konfektionierbar, so Alex Schatten, Telekommunikationsexperte von der TU-Wien: "Bis dato war die ganze Mobiltelefonie-Branche doch ein sehr abgeschlossener Markt. Das bedeutet, dass die bisherigen Anbieter meist Hand in Hand mit den Mobilfunkfirmen eine sehr starke Kontrolle ausgeübt haben, was am Handy läuft und was man als Software-Entwickler tun kann."

1.800 Programme

Wie Android-Programme in der Praxis aussehen könnten, zeigte der erste Entwickler-Kontest von Google. 1.800 Programme wurden eingereicht, Google schüttete dafür zehn Millionen Dollar aus.

Eine der Anwendungen nennt sich "Jamdroid" und ist besonders für Autofahrer interessant. Ein GPS-Handy, das "Jamdroid" geladen hat, übermittelt einem Server ständig, wie schnell man im Straßenverkehr vorankommt.

Wenn Tausende das Programm nutzen, entsteht ein gutes Abbild der Verkehrssituation in einer Region. Die Jamdroid-Nutzer bekommen diese Verkehrsinformationen auf ihr Handy und sehen ohne Verzögerung, welche Routen verstopft sind und wo es schnell voran geht.

Neue Anwendungsmöglichkeiten

Android setzt sehr stark auf GPS bzw. andere Möglichkeiten der Standortbestimmung - das macht für Alexander Schatten viele neue Anwendungen möglich. "Man kann an Anwendungen denken, wo eine kontinuierliche Internetverbindung notwendig ist. Diese neuen Systeme haben ja oft die Möglichkeit, den Standort zu übermitteln. Es gibt so Ideen, dass ich am Stephansdom vorbei gehe und meine Meinung über das Bauwerk hinterlasse oder ein Lokal beurteile."

Und der nächste, der mit Android auf dem Handy vorbeikommt, sieht den Kommentar auf seinem Display. Die ganze Welt kann so mit virtuellen Fußnoten versehen werden.

Stärke: Open Source-Konzept

Auch technisch unterscheidet sich Android sehr stark von etablierten Handybetriebssystemen. Android behandelt nämlich alle Anwendungen gleichwertig, so Alexander Schatten. Damit kann man bislang mehr oder weniger fixierte Programme wie zum Beispiel die Adressbücher in den Handies durch bessere austauschen, was bei herkömmlichen Modellen nicht möglich ist.

Die zentrale Stärke von Android ist wohl sein Open Source-Konzept. Damit kann jeder an Innovationen mitmachen. "Ich glaube, dass wir hier eine Befreiung der Mobiltelefone sehen werden", meint Schatten. "Bisher war die Anwendungsentwicklung sehr stark von den Herstellern getrieben, und das hat nicht immer zu bedienerfreundlichen Lösungen geführt - und vor allem Innovationen sehr gehemmt."

Wo liegt der Nutzen für Google?

Was verdient nun der Konzern Google dabei, da er ja nur ein Betriebssystem zur Verfügung stellt, aber keine Mobiltelefone herstellt? Google kommt mit Android aufs Handy und sichert sich für seine Werbungen auch den mobilen Markt bzw. ein gutes Stück davon.

"T-mobile G1" wird in Österreich erst 2009 erhältlich sein. Im nächsten Jahr kommen aber noch weitere android-fähige Handies auf den Markt.

Mehr dazu in futurezone.ORF.at

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

Link
Official Google Mobile Blog

Übersicht