Die deutschen Komponisten im Fokus

Clemens Berg, Pianist

Seine Wahl hatte auch mit Mathematik zu tun: Clemens Berg, Jahrgang 1987, der an der Musik-Uni Graz Konzertfach Klavier studiert. Im Mai 2008 kam seine Debüt-CD heraus. Am 16. November ist der junge Pianist im Grazer Kongress zu hören.

C. Berg spielt Chopin, Berg und Ginastera (Ausschnitte)

"Ich war ein hyperaktives Kind habe dazu geneigt, alles Mögliche auszuprobieren. Damals habe ich etwas gesucht, was ich längerfristig machen kann - so kam ich zum Klavier. Einen Anteil daran hatten auch meine Eltern, weil sie wollten, dass ich ein Instrument erlerne.

Mein Großvater war Mathematikprofessor ist und ich habe mich auch immer für dieses Fach interessiert. Das Klavier ist das Instrument mit den meisten Möglichkeiten, mit den meisten Stimmen und der größten Literatur. Insofern ist die Entscheidung vielleicht auf meine mathematische Begabung zurückzuführen. Es hat gleich geklappt und ich habe gemerkt, das könnte etwas Gutes werden", erzählt Clemens Berg, der aus Rostock in Ostdeutschland stammt, Jahrgang 1987.

Ersten Klavier-Unterricht erhielt der Nachwuchs-Pianist mit acht Jahren am "Rudolf Wagner-Régeny"-Konservatorium in Rostock. Ab dem zwölften Lebensjahr wurde er zusätzlich von Karl-Heinz Will unterrichtet. 2002 begann er als Jungstudent an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock.

Seit Oktober 2006 studiert er nun an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz bei Markus Schirmer Konzertfach Klavier. Abschließen wird er 2010.

Seit 2005 in Graz

Nach Graz kam der junge Musiker aus familiären gründen: seine Mutter, eine Wissenschaftlerin, erhielt eine Professur in der steirischen Landeshauptstadt. Daher übersiedelte die Familie bereits im Jahr 2005 nach Graz.

Deutsche Komponisten mit Beethoven voran

"Ich fühle mich bei den deutschen Komponisten am Wohlsten - von Bach über Mozart bis Brahms. Das ist das Kernrepertoire, wo ich mich emotional zuhause fühle. Das ist natürlich keine Wertung, sondern mein rein persönliches Gefühl. Wenn ich einen Lieblingskomponisten nennen sollte, wäre es Beethoven. Ich bewundere seine Kompromisslosigkeit und wie viele Dinge er revolutioniert hat.

Ich schätze aber auch die Moderne sehr, darunter die Werke der Zweiten Wiener Schule um Arnold Schönberg, und ebenso Zeitgenössisches", erläutert Berg.

Emotionale und geistige Botschaft

"Es ist mir - ob ich nun selber spiele oder bloß Zuhörer bin - am Wichtigsten, dass eine emotionale oder geistige Botschaft transportiert wird. Ich habe schon Konzerte erlebt, wo alles perfekt war - und es war trotzdem langweilig.

Was ich anstrebe, ist, dass der Zuhörer durch mein Spiel berührt wird oder dass ich etwas vom geistigen Gehalt eines Werks herüberbringen kann", erläutert Berg seinem Zugang.

Zahlreiche Konzerterfahrungen

Seit seinem ersten Konzert, dass er mit 15 gab, konnte Clemens Berg bereits umfassende Erfahrungen sammeln: seither trat er im In- und Ausland auf, spielte unter anderem im Konzerthaus Berlin, bei den Usedomer Musikfestspielen, den Musikfestspielen Mecklenburg-Vorpommern sowie beim Heidelberger Musikfrühling.

Und hat sich ein neues Feld eröffnet: "Ich habe heuer im Rahmen des Heidelberger Musikfrühlings mein Konzert, bei dem Werke von Beethoven, Schönberg, Skrjabin und Webern auf dem Programm standen, auch moderiert. Es kam sehr gut an - ich werde das künftig nun öfter machen", freut sich der Nachwuchs-Pianist.

2009 Konzerte in Deutschland

Bis März 2009 stehen für Clemens Berg Konzerte in Berlin, Bielefeld und in Düsseldorf auf dem Programm.

Im November 2008 konzertierte der junge Pianist in Leverkusen und in Kassel. Und am 16. November trat er in einem von Markus Schirmer präsentierten Abend im Kammermusiksaal des Grazer Kongresses auf.

Debüt-CD durch Wettbewerbs-Sieg

Und seit Mai 2008 gibt es nun die erste CD des jungen Pianisten, für die er Werke von Chopin, Berg, Webern, Trojahn und Ginastera eingespielt hat:

"Diese Einspielung kam durch den Klavierwettbewerb der deutschen Wirtschaft 'Ton und Erklärung - Werkvermittlung in Musik und Wort' im Vorjahr zustande. Ich wollte nicht schon jetzt eine Beethoven-Sonate in meine Debüt-CD aufnehmen. Und da meine Interpretationen moderner Werke bei den Konzerten sehr gut ankommen, habe ich mich für dieses Programm, das melancholisch angelegt ist, entschieden. Da passt auch die Chopin-Ballade, die am Anfang steht, sehr gut", erklärt der mehrfache Preisträger.

Film-Erfahrung durch "PingPong"

Und der Nachwuchs-Musiker hat auch bereits Filmerfahrung: 2005 spielte Clemens Berg in Matthias Luthardts erfolgreichem Kinofilm "PingPong" einen 16-jährigen Pianisten, der sich in einem konfliktbeladenen familiären Umfeld auf die Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule vorbereitet. Der Film wurde mehrfach, so unter anderem 2006 beim Filmfestival Cannes in der Rubrik "Semaine de la Critique", mit Preisen ausgezeichnet.

"Der Regisseur suchte einen Hauptdarsteller, der professionell Klavierspielen kann, denn er wollte diese Szenen realistisch darstellen. Es war eine sehr bereichernde Erfahrung für mich, denn auch als Schauspieler musste ich ja meine Gefühle ausdrücken. Wir haben für meine Szenen über ein Monat nahe Leipzig gedreht. Es war natürlich toll, dass der Film solchen Erfolg hatte."

Als Konzertpianist reüssieren

Derzeit bereitet sich der Nachwuchs-Pianist auf die Konzerte im November vor. Danach wird Beethoven auf seinem Programm stehen. Denn er plant, 2009 bei den Beethoven-Wettbewerben in Wien und Bonn anzutreten.

Wie lauten die Zukunftswünsche des jungen Musikers? "Dass ich konzertieren und davon auch leben kann. Und dass ich alle Gefühle und Intentionen, die ich in meinem Kopf habe, den Zuhörern vermitteln kann - denn das ist nicht einfach", so Clemens Berg.

Die Ö1 Talentebörse ist ein Kunstförderprojekt mit Unterstützung der Bank Austria

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Clemens Berg

Tipp
Die Porträts der Ö1 Talentebörse können seit 1. September im Rahmen der Ö1 Podcast nachgehört werden. Alle Sendungen des kostenfreien Radio-Abos finden Sie hier.

CD-Tipp
"Clemens Berg, Piano - Chopin, Berg, Webern, Trojahn, Ginastera", OehmsClassics Debüt, OC 721

DVD-Tipp
"PingPong", Film von Matthias Luthardt, Deutschland 2006, Länge: 89 Minuten, mit: Sebastian Urzendowsky, Marion Mitterhammer, Clemens Berg, Falk Rockstroh, Arsenal Filmverleih, DVD 99716

Links
Universität für Musik und darstellende Kunst Graz
Hochschule für Musik und Theater Rostock
Konservatorium "Rudolf Wagner-Régeny" Rostock
OehmsClassics – Debüt - Clemens Berg
Arsenal Filmverleih
Clemens Berg
13. Internationaler Beethoven Klavierwettbewerb Wien 2009
Festspiele Mecklenburg-Vorpommern
Heidelberger Frühling 08
Konzerthaus Berlin
Musikverein für Steiermark