Quim Monzó, Katalane

Der Blick fürs Wesentliche

Quim Monzó ist ein waschechter, in Barcelona geborener Katalane. Seine Mutter war Näherin, sein Vater Tabakarbeiter. Lesen war für sie Zeitverschwendung. Wenn sie ihren Sohn mit einem Buch erwischten, hieß es: Du wirst noch als Idiot enden!

Grafikdesigner, Comiczeichner, Drehbuchautor, Radiomoderator, Kolumnist und gelegentlich auch Berichterstatter aus Kriegsgebieten, das füllte die Tage von Quim Monzó, als er noch nicht zu den bedeutendsten Autoren Katalaniens gehörte. Vor allem, dass er in Nordirland oder Vietnam Parallelen zur Situation der Menschen in Spanien und Katalonien fand, machte ihn für die heimischen Medien interessant.

Damals, so meinte er in einem Interview, schärfte sich sein Blick fürs Wesentliche. Für das Unmögliche, das Skurrile. Und für die kleinen Dinge, die Nebensächlichkeiten, die die große Geste in ihrer Theatralik entlarven und lächerlich machen. Deshalb schreibt er keine Romane mehr, sondern nur mehr kurze Texte, Prosaskizzen, Prosasplitter.

Kurze Texte für eine schnelllebige Zeit

Aber es gibt noch einen anderen Grund für die Kürze: Er will gelesen werden. Und in unserer schnelllebigen Zeit haben kurze Texte größere Chancen, von mehr Menschen gelesen zu werden.

"Ich selbst", bekannte er in einem Interview, "lese einen Roman nur, wenn ich krank im Bett liegen muss, also warum soll ich so ein Getüm schreiben?" Außerdem: Je mehr Menschen katalanisch lesen, desto besser stehen die Überlebenschancen für diese Sprache, "denn die katalanische Sprache liegt schon im Sterben", meint Monzó, "es wird ihr ergehen wie dem Irischen oder Okzitanischen. Manchmal denke ich, dass die jiddischen Schriftsteller wie Singer das ähnlich empfunden haben wie ich: Ich habe das Gefühl, dass mir mein Land sozusagen unter den Füßen weg gezogen wird."

Und doch hat Quim Monzó das "Glück der Spätgeborenen" auf seiner Seite: 30 Jahre früher hätte er weder katalanisch sprechen noch denken und schon gar nicht schreiben dürfen - im Spanien Francos. Da hätte er schon ins benachbarte Frankreich auswandern müssen - wo eine große Zahl katalanischer Künstler und Intellektueller Zuflucht gefunden hat.

Service

Quim Monzo, "Tausend Trottel" Frankfurter Verlagsanstalt

Quim Monzo, "Hundert Geschichten", Frankfurter Verlagsanstalt

Quim Monzó