Förderpreisträgerin des Ö1 Talentestipendiums
Ulla Rauter, Transmediale Kunst
Ihr Kunst-Interesse war schon früh vorhanden: Ulla Rauter, Absolventin der Wiener Angewandten. Im Rahmen des ersten Ö1 Talentestipendiums erhielt sie 2008 einen Förderpreis. Nun zeigt Rauter am MedienKunstLab Graz ihre Klangperformance "FassadenScans".
27. April 2017, 15:40
"Das Interesse für Kunst war bei mir schon früh vorhanden. Konkret wurde es, als ich an der Graphischen gemerkt habe, dass mich die freien Fächer, also die nicht-wirtschaftlichen, am Meisten interessieren und herausfordern.
Ich habe mich dann erkundigt, was man in dieser Richtung noch machen kann. So stieß ich dann auf die medienübergreifende Klasse an der Angewandten, von der ich hörte, das es dort viel Spielraum zum Experimentieren gibt. Viel zu meiner Entscheidung haben auch Gespräche mit Freunden, die bereits Kunst-Studien absolvierten, beigetragen. Da wurde mir endgültig klar, dass es mein Weg ist", erzählt Ulla Rauter, gebürtige Wiener Neustädterin, Jahrgang 1980.
Seit 2003 studierte die Nachwuchs-Künstlerin Transmediale Kunst bei Brigitte Kowanz an der Universität für angewandte Kunst Wien. Abgeschlossen hat sie ihr Kunststudium im Jänner 2009.
Davor absolvierte Rauter von 2000 bis 2003 das Kolleg für Grafik-Design an der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und Versuchsanstalt in Wien.
Für Grazer MedienKunstLab "FassadenScans" ab 23. Juni
Ab Dienstag, 23. Juni 2009, zeigt Ulla Rauter ihre Klangperformance "FassadenScans" am MedienKunstLabor des Kunsthauses Graz
Für die Fassade des MedienKunstLabors, dessen Fenster alle eine gleichmäßige, leicht grünliche Verspiegelung haben, die je nach Lichtsituation ein sehr präzises Abbild der Umgebung zeichnet, entwickelte Rauter ihre Klangperformance. Diese übersetzt die Fassaden um das MedienKunstLabor in auditive Strukturen, in Klänge.
Rauters Projekt "FassadenScans", das in Zusammenarbeit mit der Klasse Brigitte Kowanz der Wiener Angewandten realisiert wird, ist bis 24. Juli 2009 zu sehen.
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Mit "Tacet" im Prager Smetana Museum
Und im Rahmen von "Transparency", einer Kooperation von "w.art projects" und der Stadt Prag, zeigt Ulla Rauter ihr interaktives Lichtkunstwerk "Tacet" im Prager Smetana Museum bis 30. Juni 2009.
Davor war Rauter im Museum of New Art in Detroit in den USA in der Schau "Austria for Beginners", die bis Anfang April 2009 ausgewählte Künstler der Galerie Lisi Hämmerle präsentierte, vertreten.
"voice-void-noise" bei Diplomschau 2009
Davor zeigte Rauter im Rahmen der Transmediale-Diplomausstellung, die bis 30. Jänner 2009 stattfand, ihre Arbeit "voice-void-noise".
Förderpreisträgerin des Ö1 Talentestipendiums
Im Herbst 2008 erhielt Ulla Rauter eine positive Nachricht: sie erfuhr, dass sie einen der beiden Förderpreise der Karl-Anton-Wolf-Stiftung im Rahmen des ersten Ö1 Talentestipendiums, das am 29. Oktober 2008 im MAK verliehen wurde, erhält:
"Das kam völlig überraschend und war umso schöner für mich. Es hat mir geholfen, damit meine Diplomarbeit zu finanzieren", freute sich die erfolgreiche Künstlerin.
Vom 30. Oktober bis 3. November 2008 waren im Rahmen einer Präsentation der Preisträger/innen sowie aller Finalist/innen drei ihrer für den Bewerb um das Ö1 Stipendium eingereichten Arbeiten im MAK, Wien zu sehen.
Sound und Licht im Zentrum
"Es reizt mich, dass man bei dieser Richtung auch mit Sound arbeiten kann, denn ich habe immer sehr viel Musik gemacht. Und rein bildnerisch zu arbeiten, wäre mir zuwenig. Der Sound ist ein wichtiges Mittel, das ich in meinen Arbeiten immer einsetze", erläutert Ulla Rauter.
Im Zentrum der Projekte Ulla Rauters, die vor allem installativ und performativ arbeitet, stehen Licht und Sound. "Es ist meist eine Mischung aus Klang und Bild, wobei das Bild auch dreidimensional sein kann. Oft bin ich selbst ein Teil der Arbeit, indem ich sie ausführe oder in einer Performance präsentiere."
Medien-Transfer
"Meine Herangehensweise ist oft so, dass ich ein Medium in ein anderes transferiere, etwas herausarbeite, was sonst nicht wahrnehmbar wäre. Also zum Beispiel ein Bild in Klang verwandle. Ich habe entdeckt, dass bei dieser Methode sehr viel von der Sache selbst zum Vorschein kommt. Das ist ein Roter Faden bei meinen Arbeiten", beschreibt Rauter.
"Glissando" - Instrument und Performance
Zu einer der wichtigsten Arbeiten Rauters zählt "Glissando": Ein mit Kupfersaiten bespannter Violinbogen erzeugt, auf der Haut gestrichen, Töne.
Die menschliche Haut ist der sensibelste Teil dieses Instruments. Da die Tonmodulation durch die Hautleitwert-Reaktionen beeinflusst wird, ist sie willkürlich nur begrenzt steuerbar. Der Musiker hat nur soviel Kontrolle über das Instrument, wie er über seinen eigenen Körper und dessen affektive Reaktionen hat. Gleichzeitig bedeutet das Spiel auf der Haut ein Abtasten des eigenen Körpers und eine Interaktion mit sich selbst.
Dieses Projekt Rauters war im Rahmen der Schau "Sound of Art" im Salzburger Museum der Moderne zu sehen, die bis 12. Oktober 2008 geöffnet hatte.
Begehbare Installation "Namen, die nicht verhallen"
Dieses Projekt Ulla Rauters ist ein Gedenksymbol für die 1938 von den Nazis vertriebenen jüdischen Bewohner der Wiener Servitengasse. Es entstand durch Auftrag des "Vereins Servitengasse" an die Angewandte.
Eine begehbare Klanginstallation ist Quelle und Resonanz für einen Hallklang. Die Namen der Vertriebenen bleiben, einmal ausgesprochen, als anhaltender Hallklang im Raum stehen. Erinnern und Gedenken wird hier als Prozess eines schrittweisen Nähergehens, Nachgehens, durch das Einprägen der einzelnen Namen, symbolisch nachvollzogen.
"Man kann außerhalb der Kugel diesen Hall hören. Wenn man hineingeht, werden die einzelnen Namen hörbar. Die Idee war, dass man in der Kugel die Namen deutlich hört, von außen aber nur einen unspezifischer Klang. Der Titel ist zugleich die Beschreibung", erläutert Rauter.
Erster Preis für Gedenkprojekt
Für dieses Gedenk-Projekt erhielt Rauter beim vorangegangenen Wettbewerb zwar ex aequo den ersten Preis, es wurde aber in Wien nicht realisiert.
Zu sehen war die Klanginstallation 2007 in Prag im Rahmen der Schau "Sculpture Grande".
Das "Bathory"-Kleid
Zu Rauters aktuellen Arbeiten zählt das "Bathory"-Kleid, das 2008 entstand: es ist ein aus medizinischen Schläuchen gewebtes Kleid, das unter Verwendung von Einwegspritzen und Druckluft mit roter Flüssigkeit gefüllt wird.
"Inhaltlicher Ausgangspunkt war der weibliche Vampir. Mich hat dabei interessiert, wie diese historische Figur bis heute bestimmte Bilder einer monströsen Weiblichkeit prägt.
Die Performance ist die Metamorphose des transparenten Stoffes dieses Kleides in ein leuchtendes Rot. Es ist ein Prozess der Verwandlung am eigenen Körper", erklärt Rauter dieses Projekt.
Auch Kooperation mit anderen Künstlern
Wie lauten die Zukunftswünsche der jungen Nachwuchs-Künstlerin?
"Freischaffende Künstlerin zu sein. Und die Möglichkeit zu haben, Projekte zu realisieren und immer wieder neue Themen, neue Schwerpunkte zu finden. Aber auch in Gruppen oder mit anderen Künstlern zusammenzuarbeiten. Denn das ist gut für die Motivation", so Ulla Rauter.
Service
Universität für angewandte Kunst Wien
Museum of New Art Detroit - Austria for Beginners
Radio Praha - TACET - Ein weiteres interaktives Lichtkunstwerk in der Prager Altstadt
w.art projects - Ulla Rauters "Tacet"
Galerie Lisi Hämmerle
Karl Anton Wolf
Kunsthaus Graz
MAK, Wien
Museum der Moderne Salzburg
netzspannung.org
Peter Bäcker
Sculpture Grande
Servitengasse 1938
Seitenblicke - Förderung junger Künstler
Wikipedia - Erzsébet Báthory