Vorbereitung auf die reale Welt?
Miss Bimbo
Mit Brustvergrößerung, hippen Designerklamotten und dem passenden Freund wird man zur Königin der Tussis im Netz. Das Online-Computerspiel "Miss Bimbo" will junge Mädchen auf die große weite Welt der Schönheitskonkurrenz und des Zickenterrors vorbereiten.
8. April 2017, 21:58
Die Welt auf Missbimbo.com ist pink, ein grellbuntes Comic in dem amazonenhafte Girlies mit großen Kulleraugen, Wespentaille und Endlosbeinen um die Wette durch die unterschiedlichen Levels stöckeln. Erklärtes Ziel ist "Queen of the Bimbos" zu werden.
58 Kilo bei 1,68 Meter Körpergröße
Zu Beginn des Spiels lautet ihr aktueller Zustand: IQ von 70, kein Hunger, kein Durst, Gewicht 58 Kilo - das Idealgewicht bei der Größe von 1,68 Meter. Gerade deshalb liegt ihre "Happiness" - also der Glücklichkeitsfaktor bei guten 99 Prozent. Ihr Startkapital beträgt 1000 Bimbo-Dollar, für die noch einiges an "Attitude", also Coolness, zu kaufen ist, denn die liegt noch bei null.
Ein wenig geflirtet und schon hält das System einen alten Knacker bereit, der Miss Bimbos neuer Freund ist. Der gibt ihr jeden Tag Geld, von dem sie sich neue Klamotten leisten kann und Coolness-Punkte sammeln kann. Für eine Brustvergrößerung oder eine Lippenaufspritzung reichen die Bimbo-Dollars dann aber nicht. Doch die Spielerin muss investieren, will sie die anderen Mädchen ausstechen. Mit Paypal oder SMS kann sie Bimbo-Dollars nachkaufen.
Nur wenn sie schön ist, liegt die "Happiness" bei knapp 100 Prozent und das inkludiert ebenfalls Idealgewicht. Eine Bimbo bei Laune und konkurrenzfähig zu halten braucht Zeit, Geld und Hingabe, denn in den Competitions, die meist in den Foren stattfinden, werden die schrillsten Outfits, die prallsten Dekolletés und die schönsten Frisuren bewertet. Die Spielerinnen, von denen rund ein Fünftel männlichen Geschlechts sind, finden dort genug Platz, um bewundert zu werden und andere mit zuckersüß-schleimigen Komplimenten zu Freundinnen zu machen.
Schönheitswahn
Mit Überschriften wie: "Virtuelles Hungern für den Schönheitssieg" rief das Spiel im Frühjahr letzten Jahres Elternverbände In England und Frankreich auf den Plan, denn die Zielgruppe der neun- bis 16-jährigen Mädchen würde zum Schlankheits- und Schönheitswahn erzogen.
Die Programmierer haben dementiert, im August reagiert und eine harmlosere Version des Spiels online gestellt. Die Diätpillen sind nicht mehr die erste Wahl bei Nahrungsmitteln. Sie wurden in "Medizin" umbenannt.
Über 101.000 Bimbos sind derzeit registriert und im Durchschnitt sind rund 400 Spielerinnen gleichzeitig online. Die Gefahr, einem Tussi-Tamagotchi das gesamte Taschengeld einzuverleiben, bleibt.
Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag, 5. Jänner 2009, 16:55 Uhr
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