Musik in 5.1 von empreintes DIGITALes

Packendes Raumklangerlebnis

Vor drei Jahren hat sich das Label empreintes DIGITALes auf 5.1-Produktionen spezialisiert und veröffentlicht unter anderem Musik von Komponistinnen und Komponisten, die die Bewegung des Klanges im Raum zum Ausgangspunkt ihrer Arbeit gemacht haben.

Im Jahr 2005, also zu einem relativ frühen Zeitpunkt, spezialisierten sich die Macherinnen und Macher des Labels empreintes DIGITALes auf 5.1-Produktionen. Gegründet wurde empreintes DIGITALes 1990 in Montreal, einem nach wie vor wichtigen Zentrum der elektroakustischen Musik. Im Jahr 2005, also zu einem relativ frühen Zeitpunkt, spezialisierten sich die Macherinnen und Macher von empreintes DIGITALes dann auf 5.1-Produktionen.

Körper in Alarmbereitschaft

Beim Hören in 5.1 schaltet der Körper auf Alarmbereitschaft, wenn von allen Seiten Klangreize auf ihn eindringen, wenn er den Klang im Raum nicht mehr zu lokalisieren vermag. Wir empfinden ein Gefühl der latenten Beklemmung.

In seinem rund zwölfminütigen Stück "Undertow", zu finden auf Harrisons DVD "Environs", lädt der Komponist die Hörerinnen und Hörer ein, sich von der Musik in eine geheimnisvolle Unterwasserwelt ziehen zu lassen.

Geheimnisvolle Unterwasserwelt

Auch unter Wasser befindet sich unser Körper in steter Alarmbereitschaft, denn so faszinierend die sich dort eröffnende Welt auch sein mag, der Mensch ist für das Leben unter Wasser einfach nicht geschaffen. Wir können zwar mit Hilfe von Sauerstoffflaschen die Kürze unseres Atems überwinden, doch auch hier wird ein latentes Gefühl der Beklemmung bestehen bleiben.

Das Hören der Komposition "Undertow" in 5.1 beflügelt die Vorstellung ganz besonders. Und während sich immer mehr synthetische Klänge in die Fieldrecordings mischen, werden wir zusehends auf das eigene Selbst zurückgeworfen, das in dieser fremden Welt des Wassers einfach keinen Halt zu finden vermag.

Raumklangstudien

"les ponts de l'espace" lautet der Titel einer DVD von Laurie Radford, die bei dem Label empreintes DIGITALes erschienen ist, und dieser Titel ist durchaus programmatisch zu verstehen. In seinen Stücken auf "les ponts de l'espace" erforscht der Komponist ganz gezielt jenen Klangraum, der sich zwischen den sechs Boxen der Dolby-Digital-Surround-Mehrkanalanlage aufspannt. In zwei Serien kurzer Raumklangstudien zeichnet Radford Linien, Dreiecke, Punkte und Kreise in den Raum.

Akusmatische Tänze
Auch Andrew Lewis versteht es meisterhaft jenen großen Raum an Möglichkeiten zu gestalten, der sich zwischen den sechs Boxen einer Dolby Digital Surround Mehrkanalanlage aufspannt. Den grundlegenden Impuls zu der rund 36-minütigen, in neun Teile gegliederten Komposition "Danses acousmatiques" für seine DVD "Miroir obscurs", so Lewis in einem begleitenden Text, lieferte die Beobachtung, dass die Gestaltung von Klang im Raum in der Schaffung akusmatischer Musik oftmals eine untergeordnete Rolle spielt, mehr im Sinne eines Effektes zum Einsatz kommt, und nicht, wie es die Akusmatik doch eigentlich nahe legt, kompositorischer Ausgangspunkt ist.

Wenn der Köper Musik wird
Bei Andrew Lewis steht demgegenüber eben ebenfalls die Erforschung des Klangraumes im Vordergrund, wobei sich die neun akusmatischen Tänze in drei Serien aufteilen, die ineinander verschalten gemeinsam eine Suite bilden. Jede dieser drei Serien beschäftigt sich mit einer ganz speziellen Form der Bewegung im Raum, das gesamte Spektrum auffächernd von der ganz kleinen atomaren Bewegung bis hin zur ganz großen kosmischen.

Dieses intensive körperliche Erleben von Klang, so wie es eine Dolby Digital Surround Mehrkanalanlage ermöglicht, ist hier ganz besonders stark. Die Musik fährt einem buchstäblich durch Mark und Bein und wenn man die Augen schließt und sich ganz diesem Klangerlebnis hingibt, dann scheint sich der Körper Stück für Stück aufzulösen, scheint immer mehr selber Musik zu sein.

Hör-Tipps
Zeit-Ton, Donnerstag, 18. Dezember und Freitag, 19. Dezember 2008, 23:05 Uhr

DVD-Tipps
Jonty Harrison, "Environs", IMED 0788
Laurie Radford, "Les ponts de L'espace", IMED 0891
Andrew Lewis, "Miroirs obscurs", IMED 0789

Link
empreintes DIGITALes