Kampf gegen den Krebs verloren

Harold Pinter gestorben

Der britische Literatur-Nobelpreisträger Harold Pinter ist mit 78 Jahren gestorben. Der Autor war 2005 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Weltweite Berühmtheit hat Pinter vor allem durch seine Theaterstücke und Filmdrehbücher erlangt.

Der Literatur-Nobelpreisträger Harold Pinter ist mit 78 Jahren gestorben. Das gab seine Frau am Donnerstag bekannt. Der Autor, einer der bekanntesten britischen Schriftsteller, war 2005 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden. Er erlag den Angaben zufolge am Heiligen Abend einer jahrelangen Kehlkopfkrebs-Erkrankung. Weltweite Berühmtheit hat Pinter vor allem durch seine Theaterstücke und Filmdrehbücher erlangt.

Schillernde Persönlichkeit

Mit Harold Pinter starb einer der wichtigsten Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er galt als der "zornige alte Mann" des britischen Theaters. Nicht nur als Schriftsteller engagierte sich der aus kleinen Verhältnissen im Londoner East End stammende Sohn eines jüdischen Schneiders gegen Unrecht und Unterdrückung. Vehement attackierte Pinter auch immer wieder die Irak-Politik von US-Präsident George W. Bush und des britischen Premiers Tony Blair.

Harold Pinter verkörperte das, was man eine schillernde Persönlichkeit nennt: Der Cricket-Fan und Haute-Cuisine-Liebhaber hat sich als subtiler Dramatiker ebenso hervorgetan wie als wütender Kritiker des britischen Establishments.

Weltruhm in den 1960ern
Zahlreiche Theaterstücke hatte der bekennende Sozialist seit 1957 geschrieben, darunter Welterfolge wie den "Hausmeister" (1960), "Betrogen" (1978) und "Moonlight" (1993). Die meisten seiner Stücke möge er noch immer, hat Pinter einmal bekannt, wenngleich er in seinem Leben nichts Perfektes geschrieben habe.

Politisches Engagement
Seit Ende der 1980er Jahre trat er immer mehr mit politischem Engagement ins Rampenlicht. Ob es um die NATO-Bombardierung Serbiens, den Golf-Krieg oder die Rechte der Kurden ging, er stand bei Demonstrationen oder Eingaben an die Regierung oft in vorderster Reihe. Sinen ganz persönlichen Kampf gegen den Kehlkopfkrebs hat er nun verloren.

Pinter verkündete zwar im Februar 2005 seinen Abschied als Autor von Theaterstücken, doch zu seinem Geburtstag am 10. Oktober präsentierte der Schriftsteller in der BBC dann doch ein neues, musikalisches Hörspiel, "Voices", eine Arbeit, die ihn viel Energie gekostet hat: "Ich bin erschöpft, ich bin am Ende meiner Kräfte", sagte er damals dazu der Zeitung "The Independent".

Literaturnobelpreis 2005
Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki hat 2005 die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an den britischen Dramatiker als "eine gute, eine richtige Entscheidung" bezeichnet. Die Auszeichnung komme für den 75-Jährigen allerdings "etwas spät", meinte er.

Der Literaturkritiker Denis Scheck hatte die Vergabe an Pinter hingegen als "Beleidigung der Weltliteratur" bezeichnet, seine Kollegin Sigrid Löffler als "bizarre Wahl". Löffler meinte, Pinter "wäre nicht im Entferntesten meine Wahl gewesen, abgesehen davon, dass er démodé ist."

Der tschechische Dramatiker und Ex-Präsident Vaclav Havel empfand die Vergabe an Pinter hingegen als "absolut verdient". "Du weißt gar nicht, wie ich mich freue", schrieb der 69-Jährige, der mit Pinter eng befreundet war, in einem Glückwunschtelegramm.

Auf Österreichs Bühnen
Pinter hatte 1973 den Österreichischen Staatspreis für europäische Literatur erhalten. Es gibt aber weitere Verbindungen zu Österreich: Seine Werke verdanken den Gedankenwelten von Sigmund Freud und Franz Kafka entscheidende Einflüsse. So hatte der Dramatiker etwa im Jahr 1993 Kafkas "Prozess" adaptiert.

Auch an den österreichischen Theatern war Pinter - ob in Person oder über seine Stücke - gern gesehener Gast. 1987 unterstützte er Regisseur Kevin Billington bei der Inszenierung seiner zwei Stücke "The Lover" und "A Slight Ache" in Vienna's English Theater. Diese Inszenierung ist danach in London ausgezeichnet worden.

Unter den österreichischen Inszenierungen von Pinter-Werken kam etwa im Theater in der Josefstadt 2003 "Der Hausmeister" zur Premiere. Werke von Pinter waren weiters unter anderem im Akademietheater und bei den Wiener Festwochen zu sehen.