Der Meister der Rundformen

Zum Tod des "naiven" Malers Ivan Rabuzin

Bereits Mitte Dezember ist in Kroatien im 87. Lebensjahr einer der wichtigsten Künstler des Landes, der Maler Ivan Rabuzin gestorben. Mit seinem Werk hat sich Rabuzin weit über seine ursprüngliche künstlerische Gattung, der "naiven Malerei" hinaus entwickelt.

Ivan Rabuzin war einer der bekanntesten Vertreter der sogenannten "naiven Malerei". Am 18. Dezember 2008 ist er in der nordkroatischen Stadt Varazdin verstorben.

Rabuzin war das sechste von elf Kindern einer armen Bergarbeiterfamilie. Nach dem Besuch der Volksschule musste Rabuzin in der Landwirtschaft arbeiten und er schloss eine Tischlerlehre ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchte er eine Gewerbeschule in Zagreb, an der er mit Kunst in Kontakt kam.

Staatliche Zuwendung

Im sozialistischen Jugoslawien genoss die naive Malerei großes Ansehen. Es ist schwer zu sagen, ob sich diese Haltung mehr der Erkenntnis malerischer Qualitäten verdankte, oder ob es gerade solche Lebensläufe wie jener Ivan Rabuzins waren, die eine ideologisch ausgezeichnete Möglichkeit darstellten, der Bourgeoisie zu beweisen, dass man Kunst auch ohne ihre Hilfe erschaffen könne.

Wie auch immer, man förderte die naive Kunst, gründete Galerien und Museen und eine ganze Ortschaft wurde als "Heimat der kroatischen naiven Kunst" (Schule der Naiven Kunst von Hlebine) bekannt. Die kroatische naive Malerei erfreute sich internationaler Anerkennung, wie man Ende der 1950er, 1960er Jahre an zahlreichen Ausstellungen feststellen konnte.

Inflationäre Kunstproduktion

Die - im geschäftlichen Sinne nicht so naiven - Bauern und Arbeiter erkannten sehr schnell die wirtschaftliche Rentabilität ihrer Bilder. Die Folge war eine inflationäre Welle meist hinter Glas gemalter Bauernszenen aus Kroatien. Einige der wirklich guten Maler konnten weiter in angesehenen Galerien ausstellen, aber die Schar der mehr oder weniger durchschnittlichen Produzenten blieb diversen Restaurants und Wohlfahrtseinrichtungen, die aus irgendwelchen Gründen eine Zuneigung zu diesem Genre fassten, als Lieferanten vorbehalten. Diese Inflation schadete ohne Zweifel der ganzen Bewegung.

Einer dieser wenigen Maler, die künstlerisch überlebt hatten, war Ivan Rabuzin. Seine ovalen Bildkompositionen, die er aus Formen der Natur, wie zum Beispiel aus Blumen, Bäumen, Wolken oder der Sonne schuf, entwickelten sich mehr in Richtung Abstraktion. Anstatt in die idyllischen Welten der Winter-, Sommer-, Wald- und Wiesenszenen einzutauchen, musste man bei Rabuzin mangels illustrierender Kulissen tiefer in die Malerei eindringen. Und gerade diese Qualität seines Werkes erhob ihn, trotz mangelnder formaler Schulung, aus der Reihe der Naiven.

Internationale Anerkennung

Über die Grenzen Kroatiens hinaus war Ivan Rabuzin besonders in Japan bekannt, wo er Bühnenvorhänge für Theater in Kyoto und Tokio entwarf. Für die Porzellanmanufaktur "Rosenthal" arbeitet er seit 1976 an limitierten Kunstreihen und gestaltete viele romantische Dekore.

Nachdem Kroatien unabhängig geworden ist, erkannte der neue Staat die Größe von Ivan Rabuzin an, der von 1993 bis 1999 sogar als Abgeordneter ins kroatische Parlament gewählt worden war. Bis zum Ende seines Lebens arbeitete er weiter an seinen typischen Kompositionen.

Man kann sagen, dass auch er nicht frei von einer gewissen Überproduktion geblieben ist, aber er hat nie die Grenzen zur Kitschmalerei überschritten. Seine besten Werke haben sich ihren Platz im künstlerischen Andenken und in den besten Galerien und Museen gesichert.