Die Beschreibung des Unbeschreiblichen
"Pelléas et Mélisande" im Theater an der Wien
Die unglückliche Geschichte der Liebenden Pelléas und Mélisande gilt als Juwel des Symbolismus. Dieses Werk von Claude Debussy wird nun am Theater an der Wien aufgeführt, Bertrand de Billy dirigiert das Radio-Symphonieorchester Wien.
8. April 2017, 21:58
Ausschnitt aus "Pelléas et Mélisande"
"Liebe schwärmt auf allen Wegen" - so dichtete Johann Wolfgang von Goethe, um fortzusetzen, dass sie uns "rasch entgegen" kommt. Von diesen Tatsachen geht auch der wirkmächtige europäische Mythos von "Tristan und Isolde" aus, von Gottfried von Straßburg im 13. Jahrhundert zum ersten Male literarisch gültig gefasst.
Alle goetheschen Ingredienzien kommen auch da vor: Kein Weg ist der Liebe unbekannt, sie schwärmt auf allen aus, um wirksam zu werden und sie wirkt so rasch wie möglich, nämlich plötzlich. Gerade diese Raschheit entzieht allen Beteiligten die fundamentale moralische Basis, denn eine solche Liebe macht alle Fragen nach Verschuldung und Schuld unbeantwortbar.
Mythos, Symbolismus, Impressionismus
Der belgische Dichter Maurice Maeterlinck (1862-1949) hat sich auf eigenwillige Weise dem "Tristan und Isolde"-Mythos zugewandt. Dem direkten Vergleich vor allem mit Wagner entzog er sich durch die Benennung seiner Figuren. Aber was dem durch die Schönheit und die nicht beschreibbare Besonderheit Mélisandes überrumpelten Golaud in der Ehe mit der von ihm plötzlich im Wald Gefundenen - wo beide sich als "verloren" diagnostizieren - widerfährt, es ist nichts anderes als das Los König Markes.
Und so wie Tristan und Isolde nichts von Schuld wissen können, so entschuldet auch Maeterlinck nicht nur die Liebenden, sondern auch den gehörnten Ehemann, der letztendlich auch zum Mörder seines Bruders und Nebenbuhlers Pelléas wird.
Leise Musik
Debussy - im gleichen Jahr geboren wie der Dichter - umgibt die Geschichte mit subtiler, in den wesentlichen Passagen leiser Musik, die alles weiß über Wagners "Tristan" - einem Lieblingswerk Debussys - und ihn daher nicht nachzuahmen braucht.
Dichter und Komponist verzichten im Gegensatz zu Wagner auf eine Zufluchtnahme zur Existenzphilosophie, sodass sie die Zuhörenden und Zusehenden in nachdenklicher Ratlosigkeit zurücklassen.
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Hör-Tipp
Claude Debussy, "Pelléas et Mélisande", Dienstag, 13. Jänner 2009, 19:00 Uhr
Veranstaltungs-Tipp
Claude Debussy, "Pelléas et Mélisande", Dienstag, 13. Jänner 2009, 19:00 Uhr, Theater an der Wien; weitere Vorstellungen: 15., 17., 20., 22. und 25. Jänner 2009, 19:00 Uhr
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