"Ich sehe mich als Visionär"

Ulrich Reinthaller im Künstlerzimmer

Am 29. Jänner 2009 hat am Theater in der Josefstadt die Neufassung von Peter Turrinis "Die Wirtin" Premiere. Den Cavaliere von Rippafratta spielt Ulrich Reinthaller, der nach Jahren für Film und Fernsehen damit wieder einmal auf die Bühne zurückkehrt.

Maria Rennhofer im Gespräch mit Ulrich Reinthaller

Am 29. Jänner 2009 hat am Theater in der Josefstadt die Neufassung von Peter Turrinis "Die Wirtin" Premiere. Die Handlung hat Turrini in das Bibione der 1950er Jahre verlegt, die ökonomische Ebene des Stücks hat der Autor radikalisiert. Am Ende gewinnen die großen Hotelkettenbesitzer und nicht die kleine Wirtin.

Den Cavaliere von Rippafratta spielt Ulrich Reinthaller, der nach Jahren für Film und Fernsehen damit wieder einmal auf die Bühne zurückkehrt. Nicht der politische Aspekt der Ungerechtigkeit in der Welt, sondern die Auseinandersetzung mit dem Archetypus des Mannes, der nicht an die Liebesfähigkeit glaubt, sondern durch Geld und Macht ersetzt, hat Reinthaller an seiner Rolle interessiert.

Ein Suchender
Reinthaller ist ein Grübler, der sich neben seinen Rollen in der leichten Fernsehunterhaltung für Rilke begeistert und den Jakobsweg beschreitet. Den dauernden Rechtfertigungsdruck für Rollen wie den "Arzt vom Wörthersee" und andere findet der Schauspieler allerdings recht ermüdend.

Die Zeit am Burgtheater in den Jahren von 1985 bis 1993 war für Ulrich Reinthaller zugleich die Zeit des Erwachsenwerdens. Im Gespräch mit Maria Rennhofer erzählt er, dass er sich an Peymann gerieben und letztlich der deutsch-österreichischen Spaltung im Ensemble wegen das Haus verlassen habe. Als junger Mann sich mit dem großen Peymann Schreiduelle zu liefern, habe seine Reifung befördert, die ersten Filmerfolge, haben den Bruch allerdings auch erleichtert.

Eine prominente Stelle in seinem Schaffen nimmt die Beschäftigung mit Werk Rainer Maria Rilkes ein. Besonders die Duineser Elegien, für Reinthaller das Herzstück des Rilke'schen Werks, haben es dem Schauspieler angetan. Sie sind für ihn reine Mystik und mit Meister Eckhart vergleichbar. Den Duineser Elegien hat Reinthaller zahlreiche Abende und eine CD gewidmet. Auch im RadioKulturhaus ist er damit aufgetreten.

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Eine sehr persönliche Seite hat Reinthaller vor zwei Jahren in der Dokumentation seiner Pilgerreise am Jakobsweg gezeigt. Es war bereits seine zweite und sie stand unter dem Vorzeichen der lebensbedrohlichen Krankheit seines Vaters: "Ich hatte lange Zeit große Schwierigkeiten mit meinem Vater. Auf dem Weg ist meine Vater-Sohn-Beziehung heil geworden, weil ich Liebe gespürt habe - Liebe, die sich nichts erwartet hat."

Begleitet wurde der pilgernde Schauspieler von Michael Cencig und Kameramann Erik Schimschar: "Jeden Tag hat sich der gleiche Vorgang wiederholt. In der Früh gehe ich nach Westen, die Sonne ist hinter mir, vor mir mein Schatten. Im Lauf des Tages wird der Schatten kürzer, und am Ende des Tages gehe ich ins Licht. Das Bild eines Menschenlebens. Man überholt seinen Schatten und geht am Ende des Lebens auf eine feinstoffliche Welt zu."

Hör-Tipp
Im Künstlerzimmer, Sonntag, 18. Jänner 2009, 11:47 Uhr

Links
Theater in der Josefstadt - Die Wirtin
Ulrich Reinthaller