"Roter Teppich"-Preis und Einzel-Schau

Paul DeFlorian, bildende Kunst

Nach einer Auszeit in Berlin entschied er sich für die Kunst: Paul DeFlorian, Jahrgang 1980, Malerei-Student an der Wiener Akademie. Derzeit stellt er in der "Renaissance"-Schau in Schloss Parz/ÖÖ aus. Ab 15. März 2011 zeigt der "Roter Teppich"-Preisträger Arbeiten im SPÖ-Bildungszentrum Wien-Leopoldstadt.

"Ich habe zunächst eine Ausbildung an der Grafischen in druckgrafischen Techniken gemacht und mit der Matura abgeschlossen. Die Schulzeit hat viel Druck für mich bedeutet, daher wollte ich danach zunächst bewusst einmal abschalten und zu überlegen, was ich weiter machen will.

Da ich Berlin schon kannte, entschloss ich mich dorthin zu gehen. Es war eine schöne und wichtige Zeit für mich, denn in Berlin gibt es viele Freiräume. Ich begann mich zu politisieren, wurde in der linken Szene aktiv, lernte im Kollektiv zu arbeiten und war in der Queerszene. Damals kristallisierte sich heraus, dass ich mich für Kunst interessiere. Denn ich wollte selber produzieren und Kunst machen.

Wien hat sich dann nicht zuletzt deshalb angeboten, weil ich hier eine Studienbeihilfe bekomme. Es war von Beginn an mein Wunsch, bei Professor Scheirl zu studieren. Ich habe einen erweiterten Kunstbegriff und das Akademie-System ist so offen, dass man zwischen den Meisterklassen wechseln kann", erzählt Paul DeFlorian, gebürtiger Linzer, der in Wien und in Deutschland aufgewachsen ist, Jahrgang 1980.

Nach seiner Rückkehr aus Berlin, wo er bis 2004 war, begann er im Jahr darauf mit dem Studium der Kontextuellen Malerei bei Hans Scheirl an der Wiener Akademie der bildenden Künste. 2009 wechselte er zu Gunter Damisch.

Abschließen wird der Nachwuchs-Maler, der zuletzt einen Erasmus-Aufentahlt in Istanbul absolvierte, bis 2011. Danach plant er noch ein Doktorats-Studium.

Die Malerei - ein Medium der Macht

"Die Malerei war historisch gesehen immer sehr nah an Machtstrukturen orientiert und historisch gesehen immer eine männliche Herrschaftsmalerei, die sehr heterosexuell besetzt war. Und das interessiert mich vor allem an diesem Medium.

Das Großformat hat bei mir einen funktionalen Grund, denn ich arbeite auch mit Theatereffekten. In meinen Bildern stehen die Menschen im Mittelpunkt. Man kann sich ihnen nicht entziehen", erläutert DeFlorian seinen Zugang.

Sichtbarmachung, Auflösung und Kritik

"Meine Bilder sind ja nie ganz durchgemalt: ich verwende Spray, Lack, es gibt Graffitis und Gezeichnetes. Es geht auch um die Dekonstruktion der Malerei. Ich will den Blick nicht verschleiern. Es geht mir nicht darum, zum Beispiel ein besonderes realistisches Bild zu malen, sondern um Offenlegung - und damit auch Kritik zu üben.

Meine Bilder sind vielleicht auf den ersten Blick schön, aber sie haben eine sehr direkte Aussage", so DeFlorian, der sich in seinen Werken auch mit Rollen-Klischees auseinander setzt.

Freiraum für Experimente

Eine Charakteristik der Bilder DeFlorians ist, dass sie immer einen Freiraum für Experimente lassen:

"Es ist nicht so, dass ich zehn Mal das gleiche Bild mit den gleichen Sujets, den gleichen Materialien male, es ist immer etwas Neues dabei."

"Roter Teppich"-Preis und Schau

Ab Dienstag, 15. März 2011, zeigt Paul DeFlorian, der heuer einer der vier Gewinner/innen des "Roten Teppich für junge Kunst" ist, seine Arbeiten in der Einzel-Ausstellung "I want to break all boys and make 'em cry for me" im SPÖ-Bildungszentrum in Wien-Leopoldstadt.

In dieser Schau bietet DeFlorian einen kleinen intimen Einblick in virtuelles Balzverhalten unter Männern, deren emotionale Abgründe und den alltäglichen Wahnsinn, vor dem auch er selbst nicht gefeit ist. Sehnsucht, (fehlende) Leidenschaft und Begehren bilden die Eckpunkte einer Choreografie, die in der ernüchternden Erkenntnis endet, dass ein anderer oft nicht so leiden will, wie man es selbst gerne hätte, dass er es tut. Ein Schwanengesang auf das Begehren, begleitet von einem Chor aus Jacques Lacan, Slavoj Žižek und Gerti Senger.

Bereits zum dritten Mal waren Studierende der österreichischen Kunstuniversitäten und Autodidakten bis 35 Jahren aufgerufen, sich mit ihren Arbeiten um den "Roten Teppich für junge Kunst"-Preis zu bewerben. Dieser Kunstpreis bietet den Preisträger/innen eine Förderung über drei Jahre sowie Ankäufe und Ausstellungen.

In einem mehrgängigen Auswahlverfahren ermittelte die Jury (Dr. Ruth Mateus-Berr, Gunter Damisch, Georg Peithner-Lichtenfels, Alexander Teissig, Manuel Gras und Karl Kilian) aus über 100 internationalen Bewerber/innen die Preisträger 2011.

"Renaissance"-Schau in Schloss Parz

Derzeit sind Arbeiten DeFlorians auch in der Gruppen-Schau "Renaissance" in der Galerie Schloss Parz in Griesskirchen in Oberösterreich bis 27. März zu sehen.

Davor war er in der Ausstellung "Koppa Koppa" in der Wiener Galerie am Schillerplatz bis Ende Jänner 2011 vertreten.

Live-Performance im "Fluc"

Am 19. Mai 2010 präsentierte Paul DeFlorian zusammen mit Salvatore Viviano eine Live-Performance im Kunstsalon des Wiener "Fluc".

Am gleichen Tag war bei einer Vernissage im Rahmen einer Spezial-Ausstellung der besten 50 bisher „verborgenen“ im Wiener Leopold Museum DeFlorians großformatiges Bild "if it moves, suck it Nr. 2" zu sehen.

"Efendim, I can boogie!" in BA-Galerie

Von Ende Jänner bis 19. Februar 2010 zeigte Paul DeFlorian in der Einzel-Ausstellung "Efendim, I can boogie!" in der Wiener Zentrale der Bank Austria, die Generalsponsor der Ö1 Talentebörse ist, neue Werke.

Der "Efendim"-Zyklus, den DeFlorian eigens für diese Schau schuf, umfasst insgesamt 19 Zeichnungen und Collagen.

"Paul DeFlorian stellt uns hier einen Teil seiner in Istanbul und in Auseinandersetzung mit dieser Stadt an der, nicht nur geographischen, Scheidelinie zwischen Europa und Asien, entstandenen Arbeiten vor. Er hat sich auf den Weg gemacht um einer alten Verbindung nachzuspüren, geflochten aus gemeinsamer historischer Vergangenheit, Sehnsucht, Zukunftshoffnungen auf der einen und Ängsten auf der anderen Seite; er hat sich auf die Suche nach dem Anderen, dem Fremden, begeben", so Kulturwissenschaftlerin Julia Schranz zu diesem Zyklus des jungen Künstlers.

Ö1 Grafik "I Love My Husband"

Im Rahmen des Ö1 Quiz "gehört.gewusst" erhielten im Frühjahr 2010 die Gewinnerin beziehungsweise der Gewinner jeder Sendung DeFlorians Grafik "I Love My Husband".

Mehr dazu in oe1.ORF.at

Politisierung von Sexualität als wichtiges Anliegen
Die Sexualität spielt in den Bildern Paul DeFlorians eine ganz wesentliche Rolle:

"Ich lebe die Identität eines schwulen Mannes. Sexualität deute ich sehr politisch. Meine Arbeiten sollen auch eine Ermunterung für andere Menschen sein, sich damit mehr auseinander zu setzen - und eine selbstbewusste Identität zu entwickeln. Andersartigkeit wird in unserer Gesellschaft permanent konstruiert.

Vor 30 Jahren musste es noch eine starke feministische Bewegung formulieren und die Andersartigkeit sichtbar machen. Mir geht es eher um die Auflösung von Andersartigkeit, als darum, mich selbst als 'anders' zu konstruieren."

Zyklus "If it moves, suck it" ...

Zu einer der jüngsten Arbeiten des Nachwuchskünstlers zählt sein bisher aus vier großformatigen Bildern bestehender Zyklus "If it moves, suck it", in dem er sich mit einem prominenten Wiener Platz auseinandersetzt:

"Mit dieser Arbeit habe ich dem Wiener Rathausplatz quasi ein Denkmal gesetzt. Aber dem anderen Rathausplatz, nicht jenem mit Punschhütten vollgestopften, sondern jenem, wo sich Männer treffen, um Sex miteinander zu haben. Und im Hintergrund löst sich das Rathaus auf. Ich will damit zeigen, dass die Welt, in der wir leben, nicht so eindimensional zu sehen ist, sondern dass man sie auch differenziert betrachten kann."

... bei Akademie-"Rundgang 2009"

Und diese Arbeit DeFlorians war im Rahmen des "Rundgangs 2009", der Tage der offenen Tür der Kunstuni, bis 25. Jänner 2009 in der Akademie der bildenden Künste am Wiener Schillerplatz zu sehen.

"Diese cruisenden Männer, die man in den Büschen und zwischen den Bäumen sieht, sind mit Bleistift und sehr zart gezeichnet, wie man Männer sonst nicht darstellt. Damit will ich auch kunsthistorisch einen Kontrapunkt setzen", erläutert DeFlorian, der bereits erfolgreich seine Bilder verkauft.

Publikationen in nichtkommerziellen Magazinen

Einen Teil seiner Zeit widmet der junge Künstler nichtkommerziellen Magazinen wie "Malmoe", "Rapitidé" und "Fiber", in denen er Bilder und Texte veröffentlicht.

Künstler und Pädagoge sein

Und wie lauten die Zukunftswünsche des jungen Malers?

"Dass es so weitergeht, wie es jetzt ist. Für die fernere Zukunft könnte ich mir vorstellen, eine eigene Klasse an einer Akademie zu haben. Und mein Wissen in ganz verschiedenen Bereichen - ich trenne das nicht von meiner künstlerischen Arbeit - mit anderen zu teilen. Und: ich möchte die Britney Spears der zeitgenössischen Bildenden Kunst werden!", so Paul DeFlorian.

Service

Mehr zu Ausstellungen und Veröffentlichungen von Paul DeFlorian in oe1.ORF.at

E-Mail - Paul DeFlorian

Akademie der bildenden Künste Wien
Akademie der bildenden Künste Wien - Rundgang 2009
Paul DeFlorian
Die Standard - "Mehr Licht im Anus"
Galerie Schloss Parz - "Renaissance"
Pinky - Künstlerinnenkalender
Fiber
Malmoe
The Tower of Love
Verein bildender Künstlerinnen Österreichs