Seit Jahren für Novbelpreis gehandelt
US-Erfolgsautor John Updike ist tot
Der US-Schriftsteller John Updike ist tot. Der Autor wurde 76 Jahre alt. Laut CNN litt er an Lungenkrebs. In seinen mehr als 20 Romanen, darunter die "Hexen von Eastwick", hat Updike ein meisterhaftes Porträt des amerikanischen Mittelstands entworfen.
8. April 2017, 21:58
In seinen mehr als 20 Romanen hat John Updike ein meisterhaftes Porträt der amerikanischen Mittelstandsgesellschaft entworfen. Satirisch, aber nie hämisch deckt er ihre großen und kleinen Lebenslügen auf und schaut hinter die Fassade. Liebe und Leidenschaft, Untreue und Verrat, Sex und Ehebruch sind die Themen, die ihn interessieren und die er mit unnachahmlicher Beobachtungsgabe virtuos erzählt. Seit Jahren gehört er zu den aussichtsreichsten Anwärtern auf den Literatur-Nobelpreis.
Rabbit-Tetralogie
Vor allem der Romanheld Harry Angstrom aus der Rabbit-Tetralogie ist zu einer Schlüsselfigur geworden. Vom Auftaktroman "Hasenherz" (1960) bis zum vierten Band "Rabbit in Ruhe" (1990) und der zusätzlichen abschließenden Erzählung "Rabbit, eine Rückkehr" (2002) entsteht ein umfassendes Sittengemälde Amerikas. Mit Liebe zum Detail, auch und gerade in Sachen Sex, zeichnet Updike darin die Entwicklung der Gesellschaft von den späten 1950er Jahren bis fast zur Jahrtausendwende nach.
Der Held, ein einstiger Basketball-Star, wegen seiner hasenartigen Schlaksigkeit "Rabbit" genannt, versucht immer wieder, der kleinbürgerlichen Enge seiner familiären und beruflichen Existenz zu entgehen - und scheitert jedes Mal kläglich. Am Schluss bleibt ihm nur das Gefühl, "dass nichts unter dir ist außer einem schwarzen Loch". Zwei der Romane wurden mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Viel Autobiografisches
Updike gab sich wenig Mühe, zwischen sich und seinen Helden zu unterscheiden. Immer waren seine Geschichten ein Stück eigenes Leben. Offen bis zur Schonungslosigkeit gab er in seiner Memoirensammlung "Selbst-Bewusstsein" (1989) Auskunft über sich selbst: über die ärmliche Kindheit in der Provinz des US-Bundesstaates Pennsylvania, die Beziehung der Eltern und seine Krankheiten.
"Ich hatte das Gefühl als Kind, dass da in unserem Haus irgendwie mehr vorging - die Unzufriedenheit der beiden Eltern, die Spannungen und sogar das Theater, das wir für unsere kleine Hausgemeinschaft inszenierten", erzählte er einmal. Damit war das Thema für den Beziehungsexperten gesetzt. Auch seine eigene erste Ehe scheiterte später - trotz der vier Kinder. Seine zweite Frau brachte drei eigene Söhne mit in die Ehe.
Skandal in Amerika
Ursprünglich wollte John Hoyer Updike, so sein voller Name, nach einem Einser-Abschluss an der Harvard-Universität im englischen Oxford Karikaturist werden. Doch bald kam er bei der renommierten Zeitschrift "The New Yorker" unter. Schon mit 25 konnte er sich selbstständig machen und vom Schriftstellerberuf leben. Seinen größten Erfolg hatte er mit dem Roman "Ehepaare", der 1968 in den USA einen Skandal auslöste. Das puritanische Amerika empörte sich über die freizügige Kleinstadtsatire, in der so ungefähr jeder mit jedem etwas hat. Aber Kritik und Leser waren begeistert.
Alle ein, zwei Jahre legte der arbeitswütige Autor in der folgenden Zeit einen neuen Roman vor - von "Henry Bech" (1970) über die mit hochkarätiger Besetzung verfilmten "Hexen von Eastwick" (1984) bis zur hochgelobten Familiengeschichte "Gott und die Wilmots" (1996). Mit "Brasilien" (1994) und "Der Terrorist" (2006) gab es auch Bücher, die auf gemischte Kritik stießen. Gleichwohl hielt der Erfolg beim Publikum an.
Fast ein Vermächtnis
Eine Art Lebensrückblick lieferte Updike in "Landleben" (2004) - fast ein Vermächtnis. Hauptfigur Owen Mackenzie, 70 Jahre alt und zum zweiten Mal verheiratet, lässt das Leben Revue passieren, schildert aber auch schonungslos die Ängste des Alterns. "Er empfindet jeden Tag mit größerem Gewicht, wie unnatürlich es ist, das Bett zu verlassen für das gleiche langweilige Kleie-Getreideflocken-Frühstück."
Nach Überzeugung seiner Bewunderer hätte John Updike längst den Literaturnobelpreis verdient. Seit Jahren war der amerikanische Schriftsteller dafür im Gespräch, doch die kleine Schar der Updike-Gegner konnte auch bei der letzten Nobelrunde wieder aufatmen. Sie hat dem Erzähler, Essayisten und Lyriker vorgeworfen, zu ausschweifend und zu sehr aus der maskulinen Warte über Sex geschrieben zu haben.
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Buch-Tipp
John Updike, "Landleben", Rowohlt
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