Wintertourismus trotzt der Krise
Urlaub als Flucht
Wo fängt man an zu sparen, wenn die Wirtschaft schlecht läuft? Unternehmer und Manager aus verschiedenen Branchen haben Angst, dass die Antwort ihre Branche treffen könnte. Ein Wirtschaftszweig, der Einschnitte fürchtet, ist der Tourismus.
8. April 2017, 21:58
Kann der Tourismus der Wirtschaftskrise widerstehen?
Auch in Österreich machen sich die Menschen Sorgen, die vom Tourismus leben. Noch läuft es aber gut. In der Wintersaison ist vom befürchteten Einbruch noch nichts zu bemerken. Die Zahl der Nächtigungen ändert sich gegenüber dem Vorjahr kaum. Auch die Umsätze liegen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.
Mit Sorge blickt die österreichische Tourismuswirtschaft aber auf den Sommer. Die Hoteliers erwarten, dass vor allem weniger Gäste aus fernen Ländern kommen werden. Und sie rechnen damit, dass Gäste aus jenen Ländern ausbleiben, die die Wirtschaftskrise derzeit schon stark zu spüren bekommen.
Ein Beispiel ist Russland. Dass die Russen beim Urlaub zu sparen beginnen, trifft den österreichischen Fremdenverkehr. Russland galt in den vergangenen Jahren - wie andere osteuropäische Länder - als Hoffnungsmarkt mit steigenden Gäste- und Nächtigungszahlen.
Tourismus als Schlüsselbranche
Um bis zu vier Prozent könnten die Umsätze im Tourismus heuer zurückgehen, befürchten Branchenvertreter. Das wäre bitter für die österreichische Wirtschaft. Der Tourismus macht rund zehn Prozent der gesamten österreichischen Wirtschaftsleistung aus.
Auch im Tourismus stellt sich die Frage: Ist die Krise real, oder ist die Angst vor der Krise das Problem, weil das ständige Reden von der Krise das Gefühl erst entstehen lässt, die Lage sei furchtbar?
Der Schitourismus läuft, also alles halb so schlimm, könnte man meinen. Aber es gibt Hoteliers in Österreich, die eine Verschlechterung der Wirtschaftslage schon spüren.
Stadthotels leiden als Erste
Die Stadthotelerie lebt nicht nur von Touristen, sondern von Geschäftsreisenden. Hier sparen die Firmen bereits kräftig, das bekommen die Fluglinien zu spüren, die deutlich weniger Tickets, besonders in der teuren Business-Class verkaufen. Das merken in der Folge die Hotels.
Noch seien keine Arbeitsplätze gefährdet, sagt Petra Stolba, Chefin der Österreich-Werbung. Dennoch ist zu beobachten, dass in den Stadthotels bereits mit Sonderangeboten um Gäste geworben wird, eine bedenkliche Entwicklung wie Stolba meint.
Sie befürchtet eine Abwärtsspriale, vor allem, wenn die Wirtschaftskrise länger anhält, und davon gehen die meisten Experten aus. Dann wird nach der Stadthotelerie auch die Ferienhotelerie in Mitleidenschaft gezogen, erwartet Egon Smeral, Tourismusexperte des Wirtschaftsforschungsinstitutes.
Urlaub zu Hause als Rettung
Die Tourismuswirtschaft will aber nicht tatenlos zuschauen. Wenn Menschen bei Fernreisen sparen, gilt es, Österreich für die Österreicher und für Gäste aus den Nachbarländern anzupreisen, schildert Petra Stolba von der Österreichwerbung den Plan.
Vier Millionen Euro an Werbebudget stehen zusätzlich zur Verfügung, um Österreich am heimischen Markt und in Deutschland zu bewerben. Diese Sondermittel zur Ankurbelung des heimischen Tourismus stellen Wirtschaftskammer und Wirtschaftsministerium zur Verfügung. Für Sepp Schellhorn, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung, reicht das nicht.
Im Wirtschaftsministerium will man nicht so schwarz sehen. Dort ist man sich zwar der schwierigen Situation für den österreichischen Tourismus bewusst. Minister Reinhold Mitterlehner versucht aber Optimismus zu versprühen und hält die Maßnahmen für ausreichend.
Jetzt an die Zeit nach der Krise denken
Es geht aber nicht nur darum, mit günstigen Preisen Gäste zu locken. Darin sind sich die Experten einig. Auch in schwierigen Zeiten gilt es Qualität zu bieten, auf Service zu achten, rät der Freizeitforscher Peter Zellmann. Servicekultur sei wichtig um Gäste längerfristig zu binden, Stammgäste zu halten. Für den heimischen Tourismus bietet die Krise eine Chance um Strukturen zu verändern. Dies sei dringend notwendig, sagt Freizeitforscher Zellmannn. Wenn das gelinge, kann Österreich als Tourismusland die Krise gut überstehen und danach umso stärker vom Aufschwung profitieren – wenn er irgendwann in den nächsten Jahren kommt.
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