Tiere und Pflanzen, die es nirgends sonst gibt
Die Galapagos-Inseln
Auf den Galapagos-Inseln hat sich im Laufe der Zeit eine faszinierende Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. Berühmtheit erlangte der Archipel durch Charles Darwin, der das Naturparadies im Jahr 1835 besuchte. Seither hat es sich dramatisch verändert.
8. April 2017, 21:58
Durch den dichten Nebel schiebt sich langsam ein mächtiger Körper aus dem Sumpf. Mit dem riesigen Panzer und den schuppigen Beinen wirkt das Tier wie ein Wesen aus längst vergangener Zeit. Der gut einen Meter lange Koloss verharrt kurz und stakst im Zeitlupentempo weiter durch das hohe Gras.
"Die Riesenschildkröten sind das Wahrzeichen der Galapagos-Inseln", erklärt die Naturführerin Fernanda Davila und deutet auf eines der urtümlichen Geschöpfe. Den Panzertieren verdankt der Archipel mit seinen 13 großen und unzähligen kleineren Inseln sogar seinen Namen: Als der flämische Kartograf Abraham Ortelius die entlegenen Eilande 1570 auf einer Weltkarte einzeichnete, nannte er sie "Isolas de Galápagas", also Schildkröteninseln.
Versuchslabor der Evolution
Urtümliche Riesenschildkröten, Blutsaugende Finken und im Meer tauchende Echsen: Viele Tier- und Pflanzenarten, die Naturliebhaber während ihrer Reise durch den Archipel beobachten, kommen an keinem anderen Ort der Welt vor, nur auf diesen abgelegenen Inseln mitten im Pazifik.
In Millionen von Jahren haben sie sich zu einzigartigen Formen entwickelt haben. Kein Wunder, dass dieses stammesgeschichtliche Versuchslabor Charles Darwin einige Denkanstöße für seine später entwickelte Evolutionstheorie lieferte. Im Jahr 1835 verbrachte der englische Naturgelehrte fünf Wochen in dem Archipel, in denen er wertvolles Material für seine späteren Studien sammelte und auf Riesenschildkröten ritt.
Heute stehen täglich Dutzende von Touristen vor dem Gehege der Charles Darwin Forschungsstation auf der Insel Santa Cruz und fotografieren die wohl berühmteste Riesenschildkröte der Welt. "Lonesome George" - wie sie genannt wird - hat es sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft, als seltenste Tierart der Welt. Das gut einen Meter lange Panzertier scheint der Trubel um seinen traurigen Rekord nicht zu stören, gemächlich mampft es weiter an seinem Grünzeug.
Einbruch ins Paradies
Schon früh begann der Mensch das "Versuchslabor der Evolution" zu verändern. Seefahrer, Piraten und später auch Siedler brachten Haustiere und fremdartige Pflanzen auf die Galápagos-Inseln. Eine Katastrophe für das Ökosystem, das über Jahrmillionen vom Rest der Welt abgeschnitten gewesen war.
Verwilderte Ziegen fraßen die Vulkan-Hänge kahl, Schweine wühlten die Eier der Meerechsen aus dem Boden. Den Riesenschildkröten wiederum wurde ihr schmackhaftes Fleisch zum Verhängnis. Seefahrer schleppten ganze Schiffsladungen dieser Tiere weg. Als lebender Proviant ließen sie sich leicht verstauen und übereinander stapeln.
Erst 1959 erklärte die Regierung von Ecuador Galapagos zum Nationalpark. Doch für einige Tiere kamen die Schutzbemühungen zu spät: Drei der insgesamt 14 Unterarten der Riesenschildkröten sind bereits ausgestorben, eine weitere steht knapp davor: Von ihr gibt es nur noch "George", der seit rund 40 Jahren in einem Gehege auf Santa Cruz lebt.
Vor einigen Jahren steckten Forscher dem Tier zwei genetisch verwandte Weibchen ins Gehege. Nach jahrelangem vergeblichen Warten fanden Mitarbeiter im vergangenen Jahr schließlich zwei Gelege. Doch die Hoffnung auf Nachwuchs scheint vergebens, die Eier waren offenbar unbefruchtet. Mit "George" scheint ein weiterer Ast vom Baum der Evolution zu verschwinden.
Hör-Tipp
Radiokokolleg, Montag, 9. Februar bis Donnerstag, 12. Februar 2009, 9:05 Uhr
Alle Sendungen zu "Projekt Darwin" der kommenden und vergangenen 35 Tage finden sie in oe1.ORF.at
Links
Charles Darwin Foundation
Buch-Tipps
Wolfgang Bittmann und Brigitte Fugger, "Galapagos", Terra-Naturreiseführer, Tecklenborg Verlag, 2007
Irenäus Eibl-Eibesfeldt, "Galapagos: Die Arche Noah im Pazifik", Piper-Verlag, 2001