Das neue Programm de Ö3-Parodisten

Ferngestörte Comedy-Hirten

Mit ihrem neuen Programm "Ferngestört" führen die Comedy-Hirten durch einen schrägen Medienalltag. Mit seinen drei Grundfarben versucht ein Fernseher mit Burnout die verloren geglaubte Liebe des Publikums und seine Bedeutung in der Zukunft zu finden.

Alfred Gusenbauer als Zirkusdirektor

Begonnen hat alles eigentlich im Radio, nämlich in der morgendlichen Aufweckshow von Ö3, im legendären "Ö3-Wecker". Da ist schon vor einigen Jahren dieses Team von Stimmenimitatoren angetreten, prominente Österreicher auf saloppe Art und Weise und zum Gaudium der noch verschlafenen Radiohörer durch den Kakao zu ziehen.

Nach und nach wurde das Projekt zunächst zu einer "mörderischen" Bühnenshow ausgebaut und nun zur mulitmedialen Show "Ferngestört" weiterentwickelt. "Ferngestört" von und mit den Comedy-Hirten hatte am 29. Jänner 2009 im Wiener Metropol Premiere.

Hohe Pointen-Dichte und perfektes Timing

Als Autor fungiert unter anderem wieder der nunmehrige "Ö3-Wecker"-Sendungschef und Comedy-Autor Rolf Lehmann, der auch in Zuspielungen seinen Heinz-Prüller- und Niki-Lauda-Doubles die Stimme leiht. Auf der Bühne agieren neben den Comedy-Hirten der ersten Stunde Gernot Kulis & Peter Moizi auch Herbert Haider und Christian Schwab.

Herbert Haider, der sich schon als Solokabarettist als perfekter Stimmenimitator bewies, schlüpft in "Ferngestört" in die Rolle des in eine veritable Krise geratenen Fernsehers, der mit Unterstützung einer Selbsthilfegruppe dem drohenden Burnout zu entkommen hofft. Mit seinen drei Grundfarben - Herrn Rot, Herrn Grün und Herrn Blau - versucht der Fernseher die verloren geglaubte Liebe des Publikums und seine Bedeutung in der Zukunft zu finden. Das ist der schnell erzählte Plot von "Ferngestört" und bietet naturgemäß viel Raum zur Persiflage und Parodie von diversen Programmen, ihren Moderatoren, Talkmastern und mehr oder weniger prominenten Zaungästen.

Wohlbekannte Stimmen

Hans Krankl, Armin Assinger, Wolfgang Ambros, Heinz Prüller, Niki Lauda, Schneckerl Prohaska und viele andere Stimmen sind an einem Abend mit den Comedy-Hirten zu hören. Unter Mitwirkung des Regisseurs Peter Hochegger gelingt auch eine körpersprachliche Annäherung der ständig switchenden Bühnenfiguren an die jeweiligen Originale.

Gernot Kulis, bekannt als Ö3-Callboy oder Professor Kaiser, der auch schon mit seinem Song "Was ist mit Du" den Musikpreis Amadeus-Award verliehen bekommen hat, mutiert immer wieder mit großer Präzision zu Hans Krankl und Armin Assinger. In "Ferngestört" wagt er auch eine durchaus gelungene Alfred-Dorfer-Parodie, denn die einstigen Kabarett-Größen sind ja inzwischen nicht nur Kritiker des Mediums Fernsehen, sondern inzwischen auch von diesem Medium einverleibt worden.

Parodie in Reinkultur

Aber nicht nur "Donnerstalk", auch "Sing and Win" mit Rainhard Fendrich, "Bauer sucht Frau", "Mei liabste Weis", sowie die diversen Informationsleisten des Fernsehens, wie die "Zeit im Bild" geben viel Angriffsfläche für einen "ferngestörten" Fernseher auf der Sinnsuche. In hohem Tempo wird nicht nur akustisch und darstellerisch gezappt, auch auf mehreren Flatscreens flimmern ständig Videos, Zeichentricks und diverse bunte Animationen.

Eine höchst professionelle, etwas glatte Hochglanzshow quer durch die Medien wird von den Comedy-Hirten geboten. Vielleicht ist sie etwas zu perfekt, denn irgendwie vermisst man doch ein wenig Ecken und Kanten, wenn die doch ziemlich bekannten Pointen und Sager der gedoubelten Prominenten so Schlag auf Schlag daherkommen. Irgendwann wirkt das durchaus gekonnte Grundprinzip redundant.

Volksmusiker und Kriminalpsychologen

Peter Moizi ist eigentlich Sport-Redakteur bei einer kleinformatigen Zeitung in Wien und auf den Tennisplätzen der Welt zu Hause. Da seine Parodien von Josef "Hicke" Hickersberger, Karel Brückner, Andi Herzog und Herbert Prohaska brillant sind, dürfen sie natürlich in diesem Parodienreigen nicht fehlen.

So verhält es sich auch mit dem Sepp Schnorcher des Comedy-Hirten-Newcomers Christian Schwab. Für Ö3 hat er die Rubrik "Schulerinnerungen der Spitzenpolitiker" erfunden, in seinem Heimatbundesland Kärnten ist Christian Schwab mit zwei Soloprogrammen aufgetreten: "Sehnsucht" und "Notausgang", sowie mit seiner Weihnachtsshow "Gags und Keks". In "Ferngestört" doubelt er neben dem Volksmusikexperten Sepp Forcher auch den zuletzt recht häufig im Fernsehen präsenten Kriminalpsychologen und Profiler Thomas Müller.

Ein Fernseher in der Krise, ein Krimninalpsychologe auf der Suche nach dem Betrüger. Wie diese Handlungsstränge mit ihren vielen Abzweigungen in diverse Programme, Sendungen, Shows, Moderatoren und Schauspieler zu allgemeinem Wohlgefallen zu Ende geführt werden, ist noch mindestens bis Ende März im Wiener Metropol zu erfahren.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 8. Februar 2009, 22:05 Uhr

Veranstaltungs-Tipp
Comedy-Hirten, "Ferngestört", bis Ende März 2009, Wiener Metropol,
Ö1 Club-Mitglieder bekommen ermäßigten Eintritt (EUR 2,-).

Links
Comedy-Hirten
kabarett.at
kabarett.cc