Liebe Frau Suchy!

Brief an mich - Teil 13

Liebe Frau Doktor, ich weise Ihr Genderproblem zurück. Welche feministischen Gründe auch immer dahinter stehen, "patria" als "Heimat" zu übersetzen und nicht als "Vaterland", weiß ich nicht. Gegen "Muttersprache sagt" auch niemand was.

Hören Sie auf mit dem Unfug der weiblichen Endungen. Ich bin kein Genderfachmann. Frauen haben alle Chancen: Und wenn man ihnen den Aufstieg verwehrt, dann müssen sie eben aus der Spur steigen, sich vorne einreihen und einfach schneller als alle Männer sein. Wenn sie dann als Erste auf dem Achttausender-Gipfel sind und am Rückweg einem verreckenden Mann, der sie eben noch behindert hatte, das Leben retten, dann bekommen sie sogar Blumen. Vorher grüßte man sie nicht. Ist doch okay.

Ich sehe in Ihrem besonderen Fall kein Problem. Ich hab nie ein Genderproblem in meinem Team gehabt, da waren wir drei Leiter, was sagen Sie? - ja natürlich Männer, aber im Team gab es keine Genderprobleme. Ich bin kein Genderfachmann, aber dass es kein Genderproblem gibt, seh ich klar. Und ich fahr grad im Aufzug der niederösterreichischen Landesregierung. Da gibt's keine Landesrätinnen, nur Landesräte. Ist ja klar, kein Genderproblem.

Weil Sie ein Genderproblem haben, heißt das nicht, dass es eines gibt. Dass wir Sie als Rektorin abberufen haben, ist kein Genderproblem. Und ich habe es Ihnen so schonend wie möglich beizubringen versucht. Das können Sie mir nicht als Mobbing vorwerfen. "Versagerin", sagte der Universitätsratsvorsitzende. Na, das ist doch schonend. Ich bin tief betroffen, dass sie das Mobbing nennen.

Sehen Sie nicht, wie lange die Frauen brauchen, um ihre verfahrene Situation überhaupt zu begreifen? Jetzt erst, nachdem sie ihres Amtes enthoben wurde, fordert eine abgesetzte Rektorin eine Frauenquote. Frauen sind ungläubig, sie glauben noch immer nicht an Benachteiligung. Gut für Männer. Die "Standard"-Chefredakteurin sagt auch: Nein, wir brauchen keine Quoten.

Es gibt kein Genderproblem. Niemand reagiert auf ein Genderproblem. Die abgewiesene Rektorskandidatin an der Akademie der bildenden Künste findet keine Ansprechpartnerinnen, weder beim Bund noch bei der Akademie für eine Klage. Sie zieht sie zurück.

Ich bin kein Gender-Fachmann. Aber dass die Abberufung des grünen Europa-Sprechers unter dem Deckmantel des Feminismus gelaufen ist, sehe auch ich. Er sagt, er ist in einen Geschlechterkampf geraten. Ja sehen Sie das anders? Da werden die arrivierten Herren degradiert und die ehrgeizigen Frauen drängen nach oben. Und das soll kein Geschlechterkampf sein? Solch ein Kampf schadet der Sache der Frauen. Und ich bin kein Gender-Fachmann. Ein von einer Parteichefin abberufener Europasprecher - das ist Geschlechterkampf, eine von einem Männer-Senat abberufene Rektorin ist es keineswegs.

Die Grüninnen fürchten um die Unterwürfigkeit ihrer Männer. "Sie sind Schleimertum bis zur Selbstverleugnung gewohnt." Was sagen Sie? Dass es bei den Grünen eine Gender-Balance gäbe unter den Kandidierenden? Haben Sie sich den Östrogen-Wortschwall der Grünpolitikerinnen angeschaut? Grüne Männer sind verletzlich. Ja sehen das die Frontfrauen nicht? Wollen Sie das wirklich den verdienten Männern antun?

Die Grünen haben aus dem Bauch heraus entschieden, nein, eher aus der Gebärmutter. "Kein Mandat und keine Titten, und schon hast du ausgeritten", sagt ein Chatter. Titten-Werbung bei Puntigamer, Zickenkrieg bei den Grünen. Was die Frauen für Genderprobleme machen?

Ich hab kein Genderproblem. Für mich ist das kein Thema. Es gibt wirklich Wichtigeres. Dass Mädchen in Afghanistan mit Säure verunstaltet werden, wenn sie zur Schule gehen. Ist das nicht wichtiger? Aber ich seh da keinen Zusammenhang zum Genderproblem. Bei Pippi Langstrumpf geht's ja auch: "Das einzige Wesen in Strapsen, bei dem nicht einmal du eine blöde Bemerkung machst", sagt Paulus Hochgatterer und kennzeichnet die Lage für erwachsene Strapse-Trägerinnen. Männer haben einfach mehr Humor, findet der Medienkolumnist der "Wiener Zeitung", als Antwort auf die Frage, warum keine "selbst ernannten Gender-Rechtler" dagegen protestieren, dass "weibliche Boxer besser riechen". Hacken Sie nicht auf der Grammatik herum, Frau Doktor, der weibliche Plural wird Ihnen auch noch im Hals stecken bleiben.

Männer haben mehr Humor, Berlusconi am meisten: "Wir müssen so viele Soldaten haben, wie es in Italien schöne Frauen gibt." Wenn Sie das nicht als Kompliment erkennen, haben Sie ein Genderproblem. So ein Witz ist doch die männlichste Antwort auf das Vergewaltigungsproblem. Wieder so ein Genderproblem. Wie viele Probleme wollen die Frauen noch machen? Jetzt laufen sie auch den Bauern davon, weil sie im ländlichen Raum überhaupt keine Chance haben. Von 40 Leitungsfunktionen der sozialpartnerschaftlichen Vertretungen in den Salzburger Bezirken ist nur jede zehnte mit einer Frau besetzt.

Männer haben mehr Humor. Über das Projekt "Die Lungauer Bürgermeisterinnen" können sie nicht lachen. "Wir haben doch gar keine Bürgermeisterin", sagen sie. Und dabei war das nur der Titel einer Untersuchung.

Männer haben mehr Humor und Männer können Hunger besser unterdrücken. Vielleicht sind deshalb nur 5,8 Prozent der österreichischen Vorstände Frauen. Was weiß ich. Ich bin ja kein Gender-Fachmann.

Übrigens, Österreich darf nicht Ruanda werden. Dort sind 50 Prozent der Parlamentarier Parlamentarierinnen.

Tipps
Nachzulesen und zu -hören in
"Die Presse" 2.2.2009
"Kurier" 2.2.2009
"Club 2" 28.1. 2009
Standard.online-Chat 30.10.2008. 20.1.2009, 22.1.2009, 31.1.2009 und 2.2.2009
"Wiener Zeitung" 31.1.2009

Ö1 Kolumnen können im Rahmen der Ö1 Podcast nachgehört werden. Alle Sendungen des kostenfreien Radio-Abos finden Sie hier.