Nützliche Bakterien oder Werbeschmäh?
Probiotika
Die Kühlregale der Supermärkte quellen über vor Joghurts und anderen Lebensmitteln, die mit Probiotika versetzt wurden. Sie sollen nicht nur den Darm gesund halten, sondern etwa auch die Immunabwehr stärken. Aber was ist dran an diesen Versprechungen?
8. April 2017, 21:58
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die bei Verabreichung in ausreichender Menge eine positive Wirkung auf den menschlichen Organismus ausüben. Das Spektrum der Einsatzmöglichkeiten von Probiotika reicht von präventiver, über begleittherapeutische und therapeutische Wirkungen.
Ansatzpunkte sind gastrointestinale Störungen, immunologisch relevante Wirkungen bis hin zu Einsätzen im Urogenital-, Mund- und Dentalbereich.
Fleißige Mikroben
Der Begriff Probiotika stammt aus dem Griechischen und bedeutet "für das Leben". Probiotika sind lebende Mikroorganismen, zum Beispiel Milchsäurebakterien oder verwandte Keimgruppen wie Lactobazillen und Bifidobakterien, die aus verschiedenen Quellen isoliert und aufbereitet werden. Sie wirken auf die Darmflora und andere Schleimhäute des Körpers und sollen die Immunabwehr des menschlichen Organismus stärken.
Allerdings ist nicht Probiotikum gleich Probiotikum! Denn nicht jeder Bazillus aus einer Familie kann gleich gut für die Verbesserung der Immunabwehr oder der Darmgesundheit eingesetzt werden. Das heißt also, dass zum Beispiel nicht alle Lactobazillen die Immunabwehr stärken.
Nützlich, aber auch gefährlich
Probiotika finden auch immer mehr den Weg in den medizinischen Einsatz. Sie werden als Arznei etwa bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen eingesetzt, sollen nach einer Antibiotikagabe die Schleimhäute wieder regenerieren oder finden sogar bei Leberproblemen Anwendung.
Sie können aber auch schaden: So wurde in einer holländischen Studie, die demnächst publiziert wird, bei Patienten mit einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse Probiotika verabreicht, was zu einer Reihe von Todesfällen führte.
Weniger Durchfall
Durchfallerkrankungen bei Kindern können schnell gefährlich werden. Gerade in diesem Bereich wird der gezielte Einsatz von Probiotika derzeit intensiv diskutiert. In Studien konnte nachgewiesen werden, dass die Gabe von Probiotika etwa die Dauer eines von Rotaviren verursachten Durchfalls um wenigsten einen Tag verkürzen kann. Auch das Immunsystem von Kindern soll durch den Einsatz von Probiotika gestärkt werden können.
Auch im Bereich der Antibiotikagabe finden Probiotika immer mehr ihren Platz. Antibiotika vernichten zwar schädliche Bakterien, sie machen aber leider auch vor den guten nicht Halt. Deswegen kann es sinnvoll sein, während und/oder nach einer Antibiotikagabe Probiotika einzunehmen, um die Darmschleimhaut beim Wiederansiedeln nützlicher Darmbakterien zu unterstützen.
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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 16. Februar 2009, 14:20 Uhr