Fragwürdiger Umgang mit Daten

GPS-Anwendungen am Handy

Handys orten kann man schon lange. Seit es GPS am Handy gibt, ist das allerdings viel einfacher. GPS ist zwar ein Segen für alle mit miserablem Orientierungssinn und lotst uns durch fremde Städte, aber Datenschützer warnen vor einem Missbrauch.

Das Angebot ist verlockend. GPS am Handy. Wieder ein Service, das uns das Leben leichter macht und Bedürfnisse stilt, die erst durch ihre Markteinführung geweckt wurden. Ursprünglich wurde das GPS - das Global Positioning System - vom US-amerikanischen Militär zum Orten von Angriffszielen entwickelt. Zudem konnten sich die Soldaten damit besser orientieren.

Heute werden die Satellitensignale auch für Navigationsgeräte in Auto und Flugzeug, für digitale Stadtpläne und für Notfallsender eingesetzt. Seit das System auch am Handy verfügbar ist, treiben die Technikanwendungen wundersame Blüten. Firmenchefs können ihren Mitarbeitern nachspionieren oder Eltern ihren Kindern. Selbstverständlich gibt es die GPS-Ortungssysteme auch für umtriebige Haustiere.

Spionieren um ein paar Cent

Mit location based gaming bereichert GPS die Spielewelt und macht den Sonntagnachmittag-Spaziergang unterhaltsamer. Auch eifersüchtige Partner können sich absichern. Im Internet wirbt die Platttform "ehebruch24" mit "Geben sie sich den Liebesbeweis des neuen Jahrtausends und erteilen Sie sich gegenseitig eine Ortungsgenehmigung, dann hat Eifersucht keine Chance!" für harmlos wirkende Spionage.

Ein paar Cent kostet die Ortung und es ist ganz einfach, denn die gegenseitige Ortungsgenehmigung ist gar nicht nötig. Man verschafft sich nach der Anmeldung im Internet unbemerkt Zugang zum Handy der auszuspionierenden Person und schickt von diesem eine Aktivierungs-SMS ab. Die Bestätigung kommt retour, man löscht die entlarvenden SMS und schon kann die Spionage beginnen.

Nie wieder unauffindbar sein

Das unterstützt auch Google mit der Handy-Tracking-Software "Latitude". Damit kann man sich am eigenen Handy in Echtzeit den Standort von Familien und Freunden anzeigen lassen. Das Programm läuft auf dem Android-Handy G1, dem iPhone, javafähigen Handys und solchen mit Windows Mobile ab Version 5.0. Ein echter Spaßfaktor, das Programm, sagt Google.

Datenschutzrechtliche Bedenken werden nicht erwähnt. Warum auch? Es würde nur die Ängste vor Big Brother schüren und das wäre marketingtechnisch ein Schuss in den Ofen. Google argumentiert, dass die ausdrückliche Zustimmung des jeweiligen Handybesitzers für die Trackingfunktion erforderlich ist.

Aber sich Zugang zu einem Handy zu verschaffen ist nicht gerade schwierig. Google beschwichtigt mit dem Versprechen, keine Daten über Aufenthaltsorte und die Identität der Nutzer zu speichern.

Unerwünschte Nebenwirkungen

GPS ist praktisch - keine Frage. Doch Datenschützer warnen vor einem bedenkenlosen Umgang mit den Daten, denn jede zielgerichtete Überwachung bringt auch Ergebnisse mit sich, die nicht beabsichtigt waren.

So erfährt ein Chef vielleicht nebenbei, dass sein Mitarbeiter oft ins Krankenhaus fährt, seine Frau betrügt, einer bestimmten Partei oder Religionsgemeinschaft zugetan ist. Selbst wenn der ursprüngliche Zweck einer Überwachung gerechtfertigt sein mag, es bleibt ein Übergriff in die Privatsphäre. Juristisch gesehen ist dieses Gebiet noch nicht ganz erschlossen.

Sich gegen den Strom der Zeit zu stellen, macht keinen Sinn. Doch alles ohne Nachdenken als technische Segnung anzunehmen, ist bedenklich.

Hör-Tipp
Digital.Leben, Montag bis Donnerstag, 16:55 Uhr

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