Eine kanadische Fischeridylle
Die "Bluenose"
Lunenburg ist ein geschichtsträchtiger Fischereihafen an der kanadischen Atlantikküste. Ein Segelschiff hat die kleine Stadt im ganzen Land bekannt gemacht und erfüllt deren Einwohner auch heute noch mit Stolz: die "Bluenose".
8. April 2017, 21:58
Der Kapitän der "Bluenose II" erzählt
Sie ist eine Augenweide für alle, die sich für Segelschiffe und Fischerei interessieren. Jetzt, im Frühjahr, wird sie auf Hochglanz gebracht. Das Deck wird geschrubbt, die Segel kontrolliert, Taue repariert und der dunkelbraune Schiffsrumpf wird poliert. Farbenfroh beflaggt liegt sie im Hafen der idyllischen Fischerstadt Lunenburg an der ostkanadischen Atlantikküste. Die Rede ist von der "Bluenose II", dem schwimmenden Wahrzeichen der kleinen Hafenstadt in der kanadischen Provinz Nova Scotia.
Die "Bluenose II" lief 1963 vom Stapel, sie ist der detailgetreue Nachbau eines kanadischen "Nationalheiligtums", deren Geschichte jedes Schulkind auf der Halbinsel Neuschottland kennt: Die "Bluenose" wurde am 26. März 1921 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in das Hafenbecken der Stadt Lunenburg gelassen.
Der Zweimaster sollte zwar auch, wie die zahllosen anderen Segelschiffe im Hafen Lunenburgs, die Küsten Nova Scotias und Neufundlands entlang segeln, um Kabeljau und andere Fische zu fangen, doch die "Bluenose" hatte auch eine zweite Bestimmung. Sie sollte wieder das große traditionelle Schiffsrennen, den "Fisherman's Cup", für Lunenburg gegen die Konkurrenz aus Gloucester in Massachusetts gewinnen.
Schnellster Schoner
Der Segel-Schoner gewann nicht nur einmal, sondern sollte auch die folgenden 17 Jahre siegreich bleiben. Als Dank wurde die Bluenose zur "Queen of the North" erklärt, ihr Abbild ist auf Briefmarken und auf der kanadischen 10-Cent-Münze zu sehen und ziert die Kfz-Kennzeichen von Nova Scotia.
So glorreich die Jahre bis dahin verliefen, so schnell und ruhmlos kam auch das Ende der "Bluenose". 1938 wurden dem stolzen Schiff die Masten gekappt und ein Motor eingebaut. Die "Bluenose" wurde nicht mehr gefeiert, sondern als Frachtschiff zwischen Kanada und der Karibik eingesetzt. 1946 lief sie vor Haiti auf ein Riff und sank.
Geschichtsbewusstsein
In Lunenburg wurde viel getan und investiert, um die ruhmreiche Vergangenheit der Stadt im Hafenbecken lebendig zu halten. Nicht nur der Nachbau der "Bluenose", die "Bluenose II", schaukelt auf den sanften Wogen in der geschützten Atlantikbucht, sondern zahlreiche andere außer Dienst gestellte Schiffe aus verschiedenen Epochen. Unmittelbar am Hafen werden im großzügig gestalteten "Fisheries Museum of the Atlantic" die Geschichten und die Geschichte der Stadt, von Fischerei und Schiffsbau erzählt.
Heute sieht das schmucke Städtchen am Atlantik seine wirtschaftliche Zukunft im Tourismus. Der malerische Stadtkern mit seinen markanten, bunt bemalten Holzhäuschen und alten Kapitänsvillen wurde 1995 zum UNESCO-Weltkulturerbe erhoben. Die idyllische Lage und zahlreiche Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung ziehen Besucher - vornehmlich aus Kanada und den USA - an.
Sie wandern in der felsigen Umgebung der kleinen Stadt, paddeln in Kajaks entlang der zerklüfteten Atlantikküste, beobachten Wale, oder unternehmen eine Ausflugstour mit der "Bluenose II" - etwa auf einer Fahrt von Lunenburg nach Halifax, der Hauptstadt Nova Scotias. Meist wird man heute allerdings nicht von der Kraft des Windes angetrieben, sondern von einem dumpf brummenden Dieselmotor.
Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 22. Februar 2009, 10:06 Uhr
Mehr dazu in oe1.ORF.at
Links
Bluenose II
Town of Lunenburg
Fisheries Museum