MET-Debüt mit Bergonzi

Antonietta Stella ist 80

In den 1950er und 1960er-Jahren wurde sie in einem Atemzug mit Callas und Tebaldi genannt: Antonietta Stella. Am 15. März 2009 feierte sie ihren 80. Geburtstag. In der Karajan-Ära war sie auch in Wien häufig ein umjubelter Gast.

In den 1950er Jahren spielte sie in der allerersten Liga, sang in den bedeutendsten Opernhäusern ihrer italienischen Heimat und der Welt und wurde oft in einem Atemzug mit Maria Callas oder Renata Tebaldi genannt.

Antonietta Stella stammte aus Perugia, wo sie am 15. März 1929 geboren wurde und wo sie ihre musikalische Ausbildung auch begonnen hat, um sie schließlich an der berühmten Accademia di S. Cecila in Rom abzuschließen. Ende der 1940er, Anfang der 1950er-Jahre gewann sie zwei wichtige Wettbewerbe und debütierte schließlich 1950 als Leonora in Verdis "Il trovatore" in Spoleta.

In wenigen Jahren zum Weltstar

1951 folgte dann ihr eigentliches Debüt an der Römischen Oper, wieder mit einer Verdi-Leonora, diesmal aus "La forza del destino", an der Seite von Mario del Monaco, der auch rund drei Jahre später ihr Partner bei ihrem Scala-Debüt war, abermals in einer wichtigen Verdi-Rolle: als Desdemona in "Otello".

1956 kam sie als "Aida" an die Metropolitan Opera in New York, diesmal zusammen mit Carlo Bergonzi, der an diesem Abend ebenfalls debütierte, es dann aber wesentlich länger an der MET aushielt als "La Stella", nämlich 23 Saisonen.

Die MET - eine Fabrik?

Die Stella hingegen verließ die MET nach nur vier Spielzeiten. Mit dem als Despoten verschrienen Rudolf Bing konnte sie ebenso wenig wie viele andere prominente Künstler dieser immerhin 22 Jahre währenden Ära.

Dimitri Mitropoulos, der große Charismatiker am Dirigentenpult, unter dessen Leitung sie an der MET insbesondere als "Madama Butterfly" große Erfolge feierte, hat sie damals getröstet: "Schau", meinte er: "die Metropolitan ist eben eine Fabrik - und wir ihre Arbeiter."

Von Karajan nach Wien geholt

Insbesondere während der Karajan-Ära war Antonietta Stella auch in Wien öfters zu Gast (insgesamt 124 Vorstellungen in 11 Rollen bis 1967) und auch hier hat einen ihrer bedeutendsten Abende Dimitri Mitropoulos geleitet, wenige Wochen vor seinem viel zu frühen Herztod während einer Probe an der Mailänder Scala.

Verdis "Die Macht des Schicksals" kam damals an der Staatsoper neu heraus: in der professionell-praktikablen Inszenierung von Margarethe Wallmann und in einer bis heute legendär gebliebenen Besetzung mit Giulietta Simionato, Giuseppe di Stefano und Ettore Bastianini.

Rückzug am Zenit

Bereits Mitte der 1970er Jahre hat sich Antonietta Stella von der Bühne zurückgezogen, "müde der Routine", wie sie in einem Interview im Vorjahr erzählt. Heute lebt sie in Rom, ist nach wie vor eine elegante Erscheinung mit großem Charisma.

Sie kümmert sich um begabten Nachwuchs, wirkt bei Wettbewerben als Jurorin mit, meidet ansonsten aber die Oper. Instrumentalmusik ist ihr inzwischen lieber. Zu sehr vermisst sie die Stimmen von damals und kann für all die großen Künstler der Vergangenheit kaum adäquate Nachfolger erkennen - trotz großer Begabungen.

Erste Oper im Radio

Die Stella erinnert sich noch ganz genau an ihr erstes Opernerlebnis, das via Radio stattgefunden hat. Ihr Vater hatte ihr nämlich ein eigenes Radio geschenkt, was für sie nach ihren eigenen Worten damals ähnlich bedeutungsvoll gewesen ist, wie wenn sie einen Porsche oder Ferrari geschenkt bekommen hätte.

Und aus diesem Radio tönte bald darauf schon ihre erste Oper: eine Direktübertragung von Verdis "Maskenball" aus der Römischen Oper mit Maria Caniglia und Beniamino Gigli. Bis nach Mitternacht hat sie den neuen Klängen gelauscht und am nächsten Tag konnte sie bereits die Arien der Amelia nachsingen. Ihr Berufswunsch stand mit diesem Erlebnis fest.

Väterlicher Mentor Tullio Serafin

Einen Hauptgrund für das Fehlen großer Stimmen (insbesondere in dem von ihr favorisierten Verdi- und Puccini-Fach) sieht die Stella darin, dass es kaum mehr Dirigenten gibt, die sich wirklich ihrer Künstler annehmen.

In höchsten Tönen schwärmt sie dabei von Tullio Serafin, der mit ihr ein Monat lang die Traviata einstudiert hat, bevor sie sie dann mit ihm (statt der Callas) für eine Platten-Gesamteinspielung aufgenommen hat. Serafin war - wie für so viele Künstlerinnen und Künstler mehrerer Generationen - auch für Antonietta Stella ein weiser, väterlicher Freund und Ratgeber, dem sie bis heute größte Dankbarkeit entgegenbringt.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 17. März 2009, 15:06 Uhr