Radiogeschichten

Mein privates Glück!

Michael Köhlmeier erzählt die Geschichte seiner Eltern - in vier Radiogeschichten

Teil 3: Die Zeit bei seiner Großmutter, "der besten Erzählerin"

Als der zweite Weltkrieg zu Ende ist, bricht Michael Köhlmeiers Mutter Paula, "eine leidenschaftliche Geherin" auf, um von München nach Rom zu pilgern. Auf den Weg nach Italien, möchte sie in dem Dorf Hard in Vorarlberg vorbei gehen, um nachzusehen, ob ihr Verlobter Alois "Wise" Köhlmeier noch lebt. "Und sie hat sich gedacht, dass sie sich die Zeit nach Rom folgendermaßen einteilt: Die Hälfte der Zeit, oder eine gewisse Zeit bete ich im Gehen den Rosenkranz, und in der anderen Zeit lese ich und lerne Goethes Faust auswendig." Paula Köhlmeier besitzt drei Bücher: Goethes Faust, einen Band mit Gedichten von Reiner Maria Rilke und die Autobiographie von Edith Stein. Als Paula in Vorarlberg ankommt, trifft sie beim Brunnen am Marktplatz einen Jungen und fragt ihn nach ihrem Verlobten. Alois lebt, die beiden heiraten, ziehen viel um (nach Innsbruck, München und wieder zurück nach Hard) und bekommen zwei Kinder: Michael und seine eineinhalb Jahre ältere Schwester. Das dritte Kind stirbt bei der Geburt und es "war es, als ob der Blitz vom Himmel durch meine Mutter hin durchgefahren ist und sie in zwei Hälften gespalten hat. Von da an war sie halbseitig gelähmt." Paula, diese Frau, die immer so gerne ging, kann es nicht mehr, sie verfällt ins Koma und niemand weiß, ob sie sterben oder leben wird. Die Kinder kommen zu Paulas Mutter nach Coburg, da ist Michael zweieinhalb Jahre alt. Seine Großmutter, seine Tante Martha, die kinderlos ist und deren Mann Herbert, kümmern sich. "Und die Oma ist mir begegnet als ein unglaublich abergläubischer, magischer Mensch. Also ich möchte erzählen, das ist eine der ersten Erinnerungen: Ich bin mit der Oma immer - wir haben am Rand von Coburg mit einer Sicht auf diese wunderbare Feste Coburg gewohnt. Und ich habe nichts lieber gemacht als mit ihr einzukaufen. Da hat sie sich immer schön angezogen. Eine goldene Brosche. Und dann sind wir runtergegangen. Und dann haben wir schon Wetten gemacht. Und sie hat gesagt: Also, wenn uns bis unten kein rotes Auto begegnet, wird der Tag gut," erzählt Michael Köhlmeier. Diese Oma ist eine unglaubliche Erzählerin. "Vielleicht war sie das Vorbild für mein ganzes Leben wie ein Erzähler sein soll." Im letzten und vierten Teil von "Mein privates Glück! Die Lebensgeschichte meiner Eltern" erzählt Michael Köhlmeier von seiner frühen Kindheit in Coburg und der Rückkehr nach Vorarlberg.

Sendereihe

Gestaltung

  • Elisabeth Weilenmann

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