Rettungsring für Kyoto-Ziele

Ist der CO2-Handel am Ende?

Seit vier Jahren handeln Unternehmen, aber auch Staaten, über eine Börse Emissionszertifikate, die den CO2-Ausstoß senken. Dieses Werkzeug des Kyoto-Protokolls hat zwar funktioniert, kommt aber durch die Wirtschaftskrise in Bedrängnis.

Im Kyoto-Protokoll verpflichten sich die Unterzeichnerstaaten, die Treibhausgasemissionen weltweit zu senken. Dazu haben die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und die Europäische Union ein Instrumentarium geschaffen, das als "flexibler Mechanismus" bezeichnet wird und die Kürzel Joint Implementation (JI) und Clean Development Mechanism (CDM) trägt.

Klimaschutzprojekte als Handelsgut

Mit Hilfe dieser Werkzeuge werden in Entwicklungsländern (CDM) und in Ländern mit veralteten Industrien (JI) Klimaschutzprojekte etabliert, die einen Anstieg der Treibhausgase verhindern. Für jede eingesparte Tonne CO2, erhält man ein Zertifikat, das verkauft werden kann.

Davon profitierten vor allem große landwirtschaftliche Betriebe mit mehreren tausend Stück Vieh in Mittel- und Südamerika, Zementfabriken, Deponiesanierer oder alternative Energieparks in Asien, bei denen solche Maßnahmen normalerweise nicht durchgeführt worden wären. Denn wesentliches Merkmal dieser JI/ CDM Projekte ist, dass sie zusätzliche Investitionsanreize geben.

Erfüllung der Klimaziele

Für all jene Akteure, die Hochtechnologien bereits einsetzen und für die CO2 senkende Lösungen an Ort und Stelle unwirtschaftlich sind, ist es zielführend, solche Zertifikate zuzukaufen. So ist Österreich von seinem Kyoto-Ziel mit mehr als 20 Millionen Tonnen entfernt. Mit Hilfe von JI/ CDM soll die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit zumindest verkleinert werden.

Das könnte sich jetzt ändern, denn, obwohl der Großteil der Projekte bereits gelaufen ist, kommt das Rad des Zertifikatehandels ins Stottern. Die Leiterin der offiziellen Stelle, die für den Zukauf von Zertifikaten für Österreich zuständig ist, die Kommunalekredit Public Consulting (KPC), Alexandra Amerstorfer, bemerkt bereits eine Abnahme der Projektauswahl.

Zu spät für Gegenmaßnahmen?

Die Europäische Union hat nach dem mäßigen Erfolg des letzten Umweltgipfels im polnischen Poznan im Dezember 2008 noch rasch ein Klima- und Energiepaket geschnürt, das die Absicht untermauert, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Viel Hoffnung legen die Verantwortlichen auf die neue US-amerikanische Regierung, die angekündigt hat, ebenfalls ein Emissionshandelssystem einzurichten. Doch die Zeit drängt. Klima-Nachfolge-Programm ab dem Jahr 2012 gibt es noch keines, die Preise an den Emissionsbörsen fallen und das verringert das Angebot von nachhaltigen Projektentwicklungen.

Hör-Tipp
Journal Panorama, Montag 23. März 2009, 18:25 Uhr

Links
United Nations Framework Convention on Climate Change
Das österreichische JI/CDM-Programm
Wikipedia - Joint Implementation
Clean Development Mechanism
Wikipedia - Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung