Ein Weltstar aus Wien

Walter Berry

Mit 21 Jahren Staatsopernmitglied, mit 26 bereits ein Star des Ensembles und weltweit gefragt. Auch als Pädagoge war Walter Berry bis zu seinem Tod im Jahr 2000 äußerst erfolgreich. Am Mittwoch wäre Berry 80 Jahre alt geworden.

"Ich bin verliebt in deine schönen Augen" oder "Domino" - zwei Titel eines jungen, aufstrebenden Plattenstars namens Fred Hedin in den 1950er Jahren.

Ein Name jedenfalls, der bald neugierig machte, der aber trotzdem rasch wieder aus den Plattenkatalogen verschwand, denn hinter ihm verbarg sich ein Künstler, der zwar durchaus Karriere machen wollte, doch auf einem ganz anderen Terrain: im Klassikbereich, in der Oper. Und an der Wiener Staatsoper war er auch schon seit seinem 21. Lebensjahr engagiert: Walter Berry, so der richtige Name des jungen Sängers.

Unglückliche Liebe

Am 8. April 1929 im Wiener Rudolfinerhaus geboren, wollte Berry zunächst Ingenieur werden, doch knapp vor seinem 16. Geburtstag erreichte ihn die Einberufung zum Volkssturm, dem letzten Verzweiflungsakt der Nazis vor ihrem unrühmlichen Ende.

Gott sei Dank konnte Berry bald fliehen, kam endlich auf Umwegen nach Hause und plötzlich entwickelten sich seine beruflichen Vorstellungen in eine gänzlich andere Richtung. Ein junges Mädchen, in das er sich vergeblich verliebt hatte und in dessen Nähe er sein wollte, sang nämlich im Kirchenchor, also musste er auch dort hin - und fiel sofort auf.

Mit 21 an die Staatsoper

Binnen kurzer Zeit sang der junge Berry in den verschiedensten Chören, landete schließlich an der Musikakademie, wurde Schüler von Hermann Gallos und Josef Witt, stand plötzlich bei einer Akademie-Vorstellung von Puccinis "Gianni Schicchi" auf der Bühne und überraschte damit seine bis dahin ahnungslosen Eltern.

Außer Oper studierte Walter Berry auch Liedgesang bei Erik Werba, mit dem ihn dann eine lebenslange Freundschaft verbunden hat. Bereits im Frühjahr 1950 wagte er schließlich ein Vorsingen an der Staatsoper und wurde tatsächlich engagiert - als Solo-Eleve für ein Monatsgehalt von 500 Schilling.

Mit Wozzeck zum Durchbruch

Waren es zunächst nur kleinere Rollen, vertraute man ihm bald auch schon größere Partien an: so etwa 1952 seinen ersten Masetto, den er danach auch in Salzburg unter Furtwängler singen durfte, im gleichen Jahr den Papageno, eine spätere Leib- und Magenrolle genauso wie der Figaro, den er erstmals 1954 an der Staatsoper verkörpert hat.

Diese Mozart-Rollen bildeten lange den Grundstock seiner Karriere, doch den eigentlichen Durchbruch brachte der Wozzeck bei der Staatsopernpremiere unter Karl Böhm 1955 im Zuge der Wiedereröffnung des Hauses am Ring.

Traumpaar Berry-Ludwig

Auch das Ausland begann sich bald für Walter Berry zu interessieren. 1955 Barcelona, 1957 Chicago, 1958 Buenos Aires und 1966 folgte schließlich sein Debüt an der New Yorker Metropolitan.

Insbesondere zusammen mit seiner damaligen Frau Hans Sachs feierte man die beiden als Traumpaar, ja die Paarung Ludwig/Berry galt geradezu als Markenzeichen, und 1970 wurden die beiden in Amerika sogar zum "Ehepaar des Jahres" gewählt. Doch im gleichen Jahr erfolgte bereits die Scheidung - Berry und Ludwig gingen getrennte Wege, wenn sie auf der Bühne auch immer wieder zusammen trafen.

Trauma: Hans Sachs

Einen künstlerischen Tiefpunkt, ja geradezu ein Trauma löste 1968 sein geplantes, aber dann doch nicht realisiertes Debüt in Bayreuth aus. Nachdem er unter Karajan in Salzburg als Wotan erfolgreich gewesen war, lockte natürlich sofort das gesamte Heldenbariton-Repertoire, und so sollte die nächste Herausforderung bereits der Hans Sachs in Bayreuth sein.

Doch im letzten Moment - mehr oder weniger durch ein Missverständnis und nach der durchaus erfolgreichen Generalprobe - kam es leider anders und brachte überhaupt sein Verhältnis zu Wagner ins Wanken. Alle diesbezüglichen Pläne wurden aufgegeben und nie mehr realisiert. Erst kurz vor seinem Tod zeigte Berry sich bereit, den damaligen Mitschnitt anzuhören und war positiv überrascht. Wäre der Hans Sachs vielleicht doch die zentrale Rolle seines Lebens geworden?

Geschätzter Pädagoge
Wie auch immer: im Ganzen betrachtet hat Walter Berry eine beispiellose Karriere gemacht, hat in den berühmtesten Opernhäusern und Konzertsälen der Welt gesungen, allein an der Wiener Staatsoper 45 Jahre lang (rund 80, insgesamt an die 120 Rollen), bei den Salzburger Festspielen 36 Jahre, und er hat sich in seinem letzten Lebens- und Wirkungsabschnitt unschätzbare Dienste als Pädagoge erworben.

Angelika Kirchschläger und Adrian Eröd gehören zu seinen prominentesten Schülern und heben das auch immer wieder hervor.

Überraschender Herztod
Davon abgesehen hat Walter Berry eine ungeheuer breit gefächerte Diskographie hinterlassen, die durch Veröffentlichungen von Rundfunkaufnahmen und Mitschnitten noch dazu ständig wächst.

Als er am 27. Oktober 2000 völlig überraschend an einem Herzinfarkt gestorben ist, war er in dritter Ehe mit der Sopranistin und Gesangspädagogin Elisabeth Flechl verheiratet, der wir etwa an der Wiener Volksoper immer wieder begegnen können.

Hör-Tipp
Apropos Oper, Dienstag, 7. April 2009, 15:06 Uhr